Der Mord an Lena löste kurz vor Ostern in ganz Deutschland Entsetzen aus. Nach mehreren Fahndungspannen ermittelte die Polizei als Täter einen 19-Jährigen, der gestand, das Mädchen getötet zu haben. An diesem Mittwoch fiel im Landgericht Aurich das Urteil: Der Mörder muss dauerhaft in die Psychiatrie. Wann er wieder frei kommt, ist offen, entschied das Landgericht Aurich.
Der Fall hatte auch wegen der vorübergehenden Festnahme eines Unschuldigen, wegen Lynchaufrufen im Internet und Ermittlungsfehlern der Polizei - die ihr Emder Hauptquartier gleich neben dem Tatort hat - für Aufsehen gesorgt. Daneben stieß er eine breite Debatte über den Umgang mit falschen Verdächtigungen in Sozialen Netzwerke an.
Das Landgericht im ostfriesischen Aurich hatte seit Ende August unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter strengen Sicherheitsmaßnahmen gegen den 19-Jährigen verhandelt.
Täter hatte sich selbst angezeigt
Der Mord an der elfjährigen Lena in Emden
Samstag (24. März), gegen 17.00 Uhr: Lena und ein gleichaltriger Freund brechen zu Hause mit ihren Fahrrädern auf. Sie wollen Enten füttern in den Emder Wallanlagen.
Samstag, 17.30 bis 19.00 Uhr: Die Kinder halten sich im Bereich des Parkhauses neben einem Kino auf. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Junge während des Verbrechens nicht dabei war. Er läuft nach Hause und informiert seine Mutter, dass er seine Freundin verloren hat. Diese verständigt die Eltern des Mädchens. Bei der Suche im Parkhaus entdeckt ein Wachmann die Leiche.
Samstag, 19.30 Uhr: Die Polizei wird alarmiert und untersucht den Tatort. Das tote Mädchen wird zur Obduktion in die Gerichtsmedizin nach Oldenburg gebracht. Die Polizeiinspektion Leer/Emden richtet die Mordkommission «Parkhaus» mit 40 Beamten ein.
Sonntag, 17.46 Uhr: Die Polizei verbreitet eine erste Pressemitteilung über das Verbrechen.
Montag, 18.00 Uhr: 1500 überwiegend junge Menschen treffen sich nach Aufrufen im Internet auf dem Emder Bahnhofsvorplatz zu einer Schweigeminute. Anschließend legen sie Blumen vor dem Parkhaus nieder und zünden Kerzen an.
Dienstag, gegen 19.00 Uhr: Die Polizei nimmt einen 17 Jahre alten Emder in der Wohnung seines Vaters fest. Noch am selben Abend wird er vernommen - der junge Mann legt kein Geständnis ab.
Mittwoch, gegen 18.45 Uhr: Das Amtsgericht Emden erlässt Haftbefehl gegen den Berufsschüler.
Donnerstag, 12.00 Uhr: Die Ermittler informieren auf einer Pressekonferenz über den bisherigen Ermittlungsstand.
Freitag: Der 17-Jährige ist entlastet und wieder auf freiem Fuß. Nach Angaben der Ermittler kann er als Täter ausgeschlossen werden.
Freitag: Lena wird im engsten Familienkreis auf dem Emder Stadtfriedhof beerdigt.
Samstag (31. März): Polizei und Staatsanwaltschaft geben bekannt, dass sie einen 18-jährigen Tatverdächtigen festgenommen haben. Am Tatort gesicherte DNA-Spuren hätten den Verdacht gegen den Mann erhärtet, so die Behörden.
Im Prozessverlauf wurde der Angeklagte aus der Untersuchungshaft in eine psychiatrische Einrichtung verlegt. Ein Gutachter hatte zu beurteilen, ob der 19-Jährige schuldfähig ist und ob er nach dem Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt wird.
Schon Monate vor dem Mord an Lena hatte der Tatverdächtige sich wegen des Besitzes von kinderpornografischen Fotos selbst bei der Polizei angezeigt. Zu weiteren Ermittlungen kam es jedoch nicht, auch eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie blieb unbearbeitet liegen. Deswegen laufen gegen acht Polizeibeamte Disziplinarverfahren. dpa/AZ