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Unwetter: Wie genau lassen sich Gewitter und Sturm voraussagen?

Unwetter

Wie genau lassen sich Gewitter und Sturm voraussagen?

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    Von Mai bis September ist Gewittersaison. Wann es das nächste Mal wieder richtig kracht, versucht der Deutsche Wetterdienst vorherzusagen.
    Von Mai bis September ist Gewittersaison. Wann es das nächste Mal wieder richtig kracht, versucht der Deutsche Wetterdienst vorherzusagen. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Ein typisches Szenario an Frühlings- und Sommerabenden: Eben noch schien die Sonne vom strahlend blauen Himmel herab, nun ziehen dicke, dunkle Wolken auf, erste Blitze zucken, in der Ferne donnert es. Oft werden Stürme und Gewitter bereits vorab angekündigt. Doch woher wissen Meteorologen, wann es kracht? Und wie genau sind diese Vorhersagen?

    Wer warnt in Deutschland vor Unwettern?

    Ob Gewitter, Schneeglätte oder extreme Hitze - der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt, wenn es bedrohliches Wetter geben soll. Dazu ist er durch das Wetterdienstgesetz verplichtet. Der DWD arbeitet von einer Zentrale in Offenbach aus. Daneben gibt es fünf Regionale Wetterberatungen sowie die Regional- und Seewetterzentrale in Hamburg. Diese geben detaillierte Wettervorhersagen und Warnungen in ihren regionalen Zuständigkeitsbereichen heraus.

    Wovor warnt der Deutsche Wetterdienst?

    Wovor der DWD warnt, sei je nach Jahreszeit unterschiedlich, sagt Gerhard Lux, ein Sprecher der Organisation. Vom Frühjahr bis September geht es überwiegend um Gewitter mit all ihren Begleiterscheinungen, wie Sturmböen oder Starkregen. Im Winter informiert der Wetterdienst über mögliches Glatteis oder Schneeglätte, im Sommer ist neben den Gewittern auch langanhaltende Hitze ein Thema für die Meteorologen. Dabei ist es nicht immer so einfach, Grenzwerte festzulegen, ab denen gewarnt wird. Beim Niederschlag kommt es auch darauf an, in welcher Zeit eine gewisse Menge Regen fällt, sagt Lux. Im Schnitt gebe der DWD 30.000 Warnungen pro Jahr heraus.

    Wie verlässlich sind die Vorhersagen?

    Grundsätzlich werden die Vorhersagen immer genauer, je näher das Wetterereignis rückt. Erste Frühwarnungen gibt der DWD ab 120 Stunden, also fünf Tage, vor dem Gewitter, Orkan oder ähnlichem heraus. Genauere Vorabinformationen meldet der Wetterdienst zwölf bis 48 Stunden im Voraus. Frühestens zwölf Stunden vorher gibt es dann die tatsächliche Unwetterwarnung, bei der neben den Modellvorhersagen zunehmend aktuelle Beobachtungen einfließen.

    Lux weist aber auch darauf hin, dass es Wetterereignisse gibt, die die Meteorologen nicht oder nur knapp vorher voraussagen können. Ein Beispiel dafür seien Tornados, deren Entstehen die Wetterexperten erst ein bis zwei Stunden vorher erkennen können. Der Deutsche Wetterdienst übernimmt auch die Verantwortung für seine Vorhersagen. Wer der Ansicht ist, die Meteorologen dort würden ihre Arbeit nicht richtig machen, hat theoretisch die Möglichkeit zu klagen, erklärt Lux. "Vorgekommen ist das in der rund 70-jährigen Geschichte des DWD aber noch nie."

    Wie helfen die Wetterwarnungen des DWD beim Katastrophenschutz?

    Nach Angaben des DWD gehen 80 Prozent der Naturkatastrophen in Deutschland auf das Wetter zurück. Der Deutsche Wetterdienst meldet daher seine Warnungen an alle Einrichtungen, die für den Katastrophenschutz zuständig sind.

    Dafür gibt es das sogenannte Feuerwehr-Warnsystem FeWIS, mit dem neben den Feuerwehren auch Landesinnenministerien, Länderpolizeien, Technisches Hilfswerk und Deutsches Rotes Kreuz mit den amtlichen Wetterwarnungen versorgt werden. Ab zwölf Stunden vor Gewitter, Sturm oder einem anderen Wetterereignis stellt der DWD über FeWIS speziell für die Katastrophenschützer zugeschnittene Daten zur Verfügung.

    Wo können Bürger sich informieren?

    Der DWD stellt seine Warnungen kostenlos zur Verfügung. Bürger können auf der Website des DWD nachgucken, einen Newsletter abonnieren oder die werbefreie Warnapp des DWD herunterladen. In der App kann der Nutzer seinen Heimatort oder auch den Urlaubsort einstellen oder auch die Warnstufe, ab der die App sich melden soll. So bekommt der User nur die Warnungen, die für ihn interessant sind.

    Unwetter mit Starkregen: Richtig vorbereiten und Schäden beseitigen

    Schwere Gewitter mit Starkregen: Wie bereitet man sich auf sie vor, und wie gehen Betroffene hinterher mit Schäden um? Experten geben Tipps.

    1. Vor dem Unwetter: die richtigen Vorbereitungen treffen

    Hausbesitzer und Mieter sollten vor einem schweren Gewitter Elektrogeräte vom Strom nehmen oder einen Überspannungsschutz verwenden, rät der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Bundesumweltministerium empfehlen, Chemikalien und andere gefährliche Stoffe zum Beispiel im Keller so zu lagern, dass eindringendes Wasser sie nicht erreicht. Heizöltanks sollten an der Wand verankert sein oder mit Ballast beschwert werden.

    Bewegliche Gegenstände am Haus und im Garten gilt es in Sicherheit zu bringen, wenn es kräftig donnert. Dazu gehören Gartenmöbel ebenso wie Fahrräder. Alle Fenster müssen geschlossen werden, anderenfalls kommt die Hausratversicherung nicht für mögliche Schäden an den Möbeln auf, erklärt die Verbraucherzentrale Brandenburg. Und wer im Keller eine Rückstauklappe hat, die verhindert, dass Wasser aus der Kanalisation von unten ins Haus gedrückt wird, sollte deren Funktion regelmäßig überprüfen, empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

    2. Während des Unwetters: Besondere Vorsicht auf den Straßen

    Autofahrer müssen sich bei Stark- und Dauerregen vor Aquaplaning in Acht nehmen. Das Auto lässt sich dann nicht mehr lenken, weil die Reifen das viele Wasser nicht mehr über ihr Profil ableiten können, erklärt der Tüv Süd. In solchen Situationen gilt: Lenkrad nicht bewegen, Tempo rausnehmen und bei Autos mit ABS nicht zu zaghaft bremsen. Erst wenn die Räder erneut Kontakt zur Straße bekommen, sollte der Fahrer wieder lenken. Kommt der Regen plötzlich oder zu stark, stellt man notfalls den Warnblinker an, fährt rechts ran und bleibt stehen.

    Gefährlich sind auch Unterführungen: Wenn sich dort eine durchgängige Wasserfläche bildet, sollten Autofahrer vorher stoppen. «Denn ich kann in der Regel nicht an der Oberfläche sehen, wie tief das Wasser schon ist», erklärt Hans-Ulrich Sander vom Tüv Rheinland. Sitzt ein Autofahrer fest, heißt es: Motor ausmachen und das Auto so schnell wie möglich verlassen. Der Schlüssel sollte man stecken lassen, damit das Auto später ohne eingerastetes Lenkradschloss bewegt werden kann.

     3. Nach dem Unwetter: Schäden melden und Keller trockenlegen 

    Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen sollten Betroffene umgehend fotografieren und ihrer Versicherung melden. Hausbesitzer sind abgesichert, wenn sie neben der Wohngebäudeversicherung einen Schutz für Elementarschäden abschließen, Mieter können ihn als Zusatz zur Hausratversicherung bekommen. Defekte Gegenstände sollten Bewohner erst entsorgen, wenn sie das weitere Vorgehen mit dem Versicherer geklärt haben, erklärt die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Gefahrenquellen dürfen sie aber absichern und beseitigen, damit kein weiterer Schaden entsteht. 

    Ist ein Keller überflutet, muss geprüft werden, ob der Strom abgestellt ist. Liegt der Stromkasten dort, wo Wasser ist, sollten Betroffene die Feuerwehr oder den Energieversorger rufen, rät das BBK. Mit dem Wasserabpumpen darf erst begonnen werden, wenn der Wasserstand außerhalb niedriger ist als im Haus, so das Bundesumweltministerium.

    Damit zurückbleibender Schlamm nicht zu einer schweren, festen Masse wird, wird er mit sauberem Wasser weggespritzt. Organische Materialien beginnen anderenfalls zu stinken und faulen, erklärt Werner Weigl von der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. 

    Trockengeräte für den Keller lassen sich im Baumarkt leihen, für 100 bis 150 Euro gibt es aber auch geeignete Geräte für den Hausgebrauch zum Kauf. Nach einem nur kurzfristigen Hochwasser sind ein paar Tage Trockenzeit nötig, die Folgen längerer Überflutungen können einige Wochen Trockenzeit erfordern. Als trocken gilt ein Raum erst wieder, wenn ein Hygrometer etwa 60 Prozent Luftfeuchtigkeit im Raum anzeigt.

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