Schottische Machos bekommen zurzeit eine richtig frische Brise zu spüren: Die sogenannte Tartan-Gesellschaft hat als Wächterin über Niveau und Kleidervorschriften alle Männer aufgefordert, Unterwäsche unter ihren Kilts zu tragen. Die Tradition, sich "unten ohne" durch die Welt zu bewegen, sei "kindisch und unhygienisch".
Die nackte Wahrheit ist ziemlich unappetitlich: Kilt-Verleihfirmen, so verrät Brian Wilton von der Scottish Tartans Authority, können "wahre Hygiene-Horrorgeschichten" erzählen: Getragene Schottenröcke würden oft in einem derart "furchtbaren" Zustand zurückgegeben, dass die Reinigung ein Gesundheitsrisiko für Angestellte sei. Er appelliert an die Herrenwelt, ihren gesunden Menschenverstand einzuschalten: "Tragt Unterwäsche unter Eurem Leih-Kilt!" Ohnehin sei das in der Öffentlichkeit anständiger, betonen die Hüter des guten Kreuzkaro-Geschmacks.
Nackt oder nicht nackt - das ist die Frage, die die Schotten seit Wiltons Hosenappell nun in Streit geraten lässt. Die Kleiderordnung ist bekanntlich eine Frage von Ehre und Tradition.
Ist weniger wirklich mehr?
Für "echte Schotten" ist weniger mehr - und das seit Urzeiten. Bei der Armee wurde der gewünschte Grad der Entblätterung sogar überprüft, indem Offiziere mit einem Auto-Rückspiegel unter die Röcke der Soldaten spähten. Dementsprechend harsch fällt die Kritik an Wiltons Vorschlag aus. Ian Chisholm, Vertreter der schottischen Kilt-Schneider, versteigt sich in der These, dass die "Bewegungsfreiheit" gesund für Männer sei. Kunden rate er zur Nacktheit, sofern unterm Kilt "alles funktionstüchtig" sei.
Wilton hält das für "Müll": "Bloß weil Krieger in grauen Vorzeiten keine Hosen kannten, heißt das nicht, dass wir im 21. Jahrhundert auf Wäsche verzichten müssen." Nicht-Schotten rät er: "Fragen Sie nicht immer, was wir Schotten unterm Rock tragen. Das würden Sie Frauen doch auch nicht fragen." Jasmin Fischer