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Umweltschutz: Sohn der Pariser Bürgermeisterin will 774 Kilometer schwimmen

Umweltschutz

Sohn der Pariser Bürgermeisterin will 774 Kilometer schwimmen

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    Bis Freitagnachmittag war Arthur Germain 58 Kilometer geschwommen.
    Bis Freitagnachmittag war Arthur Germain 58 Kilometer geschwommen. Foto: Denise Daries

    Seine Mutter Anne Hidalgo hat schon Außergewöhnliches geschafft: Als Tochter spanischer Einwanderer wurde sie 2014 die erste Bürgermeisterin von Paris und kümmert sich unter anderem darum, die Ufer der Seine innerhalb der französischen Hauptstadt naturnäher zu gestalten. Umwelt- und Klimaschutz sind ihre Hauptthemen.

    Ihr Sohn Arthur Germain, das jüngste ihrer drei Kinder mit dem sozialistischen Abgeordneten Jean-Marc Germain, hat sich nun ebenfalls eine besonderen Herausforderung vorgenommen: Der 19-Jährige schwimmt zurzeit die kompletten 774 Kilometer der Seine entlang, von ihrem Ursprung nordwestlich von Dijon bis zu Le Havre, wo der Fluss ins Meer fließt. Am Sonntag ging es los, unter dem Applaus seiner Anhänger, die mit ihm ins Burgund gefahren waren.

    In den Schwimmpausen spricht er mit Schülern an der Seine

    Sein Ziel sei es, so Germain, die Menschen für die Schönheit der Natur zu sensibilisieren, aber auch auf das Problem der Umweltverschmutzung hinzuweisen. So gebe es noch 35.000 Wohnungen am Flussufer, die nicht ans Abwassersystem angeschlossen seien. Im Wasser fänden sich Pestizide, Plastik, Mikroplastik. Er selbst sei geimpft, damit ihm das nichts anhaben könne: „Es ist nicht sehr gefährlich für mich, aber für die Umwelt ist es eine Katastrophe.“ Verschmutzte Gebiete will er filmen, sich in seinen Schwimm-Pausen mit Leitern von industriellen Standorten und Landwirten treffen und auch in Schulen gehen, um Kindern sein Vorgehen zu erklären.

    Amtsinhaberin Anne Hidalgo ist 2020 als Bürgermeisterin von Paris wiedergewählt worden.
    Amtsinhaberin Anne Hidalgo ist 2020 als Bürgermeisterin von Paris wiedergewählt worden. Foto: Christophe Ena, ap, dpa

    Seine Aktion macht der junge Mann dabei so öffentlich wie möglich, hat eine professionelle Homepage eingerichtet und ein ganzes Team um sich geschart, darunter einen Arzt, der ihn begleitet – und berühmte Eltern zu haben, dürfte auch hilfreich sein. Dennoch betont Arthur Germain, er habe „seine eigene Vorgehensweise und niemandem etwas zu beweisen“. Er schwimme, seit er ein kleines Kind sei und es gehe ihm nicht um Berühmtheit. Die Hälfte der für die Aktion gesammelten Spenden geht an eine Nichtregierungsorganisation, die Bildungsprojekte in Afrika fördert. Bereits im Alter von 16 Jahren war Germain der Jüngste, der den Ärmelkanal schwimmend überquerte – 51,3 Kilometer in neun Stunden und 47 Sekunden.

    Arthur Germain beim Schwimmen vor dem Eiffelturm - das war vor seiner jetzigen Reise.
    Arthur Germain beim Schwimmen vor dem Eiffelturm - das war vor seiner jetzigen Reise. Foto: Denise Daries

    Dieses Mal ist die sportliche, aber auch mentale Herausforderung noch größer. Die 774 Kilometer will Germain in 52 Tagen – vom 6. Juni bis 28. Juli – schaffen und dabei noch sein Kajak, das er sich um die Taille bindet und das anfangs 60 Kilo wiegt, mitziehen: Dort befinden sich in wasserfesten Taschen eine Hängematte und eine Plane zum Schlafen, sein elektronisches Material, um in den sozialen Netzwerken ständig über sein Vorankommen zu berichten, einen kleinen Elektrokocher und sein Essen: Er hat Nüsse, Trockenfrüchte, selbstgemachte Müsliriegel, Miso-Suppen und getrocknete Algen dabei – alles vegetarisch und ohne Gluten. „Ich bekomme keinerlei Hilfe und nehme auch kein Essen an, weder von meinem Team noch von Menschen auf dem Weg“, versichert er. Sollten ihn Anwohner allerdings zu einer warmen Dusche einladen, sagt er nicht nein. Zum Essen bedient er sich außerdem in der Natur.

    Sohn von Anne Hidalgo trainierte monatelang

    Am Dienstag pflückte er wilden Spargel für sein Mittagessen. „Lecker!“, kommentierte er auf Twitter. In den sozialen Netzwerken bewertet Arthur Germain täglich seine Tagesform oder dokumentiert, wenn ein umgestürzter Baum ihm den Weg versperrt. Trainiert hat er schmale, aber muskulöse junge Mann seit Monaten, machte Muskeltraining und Kletterübungen.

    Auch in administrativer Hinsicht war die Vorbereitung langwierig. 360 Kommunen liegen an der Seine, darunter die bekanntesten Paris, Rouen und Le Havre, und er brauchte von allen zuständigen Polizeipräfekturen die Erlaubnis, durch die Seine zu schwimmen – denn das ist eigentlich verboten. Nicht überall erhielt er die Befugnis. Unter anderem in Paris, der von seiner eigenen Mutter regierten Stadt, wurde sie ihm verwehrt. Diese hatte auf die Entscheidung keinen Einfluss. Trotzdem ist Germain entschlossen, nicht von seinem Plan abzuweichen: „Ich werde wie vorgesehen dorthin kommen und glaube nicht eine Sekunde, dass man mich aufhalten wird.“ Man müsse nur einfach „sehr einfallsreich sein, um die Mauer der französischen Verwaltung zu überwinden“.

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