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Umwelt: Fast 50 Grad zu viel am Nordpol

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Fast 50 Grad zu viel am Nordpol

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    Im Sommer scheint regelmäßig die Sonne über der Eisdecke am Nordpol. Im Winter ist es dort 24 Stunden lang dunkel. Doch die Temperaturen sind derzeit trotzdem so hoch wie nie.
    Im Sommer scheint regelmäßig die Sonne über der Eisdecke am Nordpol. Im Winter ist es dort 24 Stunden lang dunkel. Doch die Temperaturen sind derzeit trotzdem so hoch wie nie. Foto: Ulf Mauder, dpa

    Eigentlich sollte am Nordpol tiefster Winter sein. Die Zeit, in der die Sonne nicht aufgeht und die Temperaturen zwischen minus 30 und minus 40 Grad liegen. Dunkel ist es etwa in der Gegend rund um Spitzbergen tatsächlich. Aber das Thermometer zeigte gestern plus vier Grad. In den nächsten Tagen, prognostizieren Meteorologen des US-amerikanischen Wetterdienstes NOAA, könnten die

    Großwetterlage sorgt für Wetterkapriolen

    Klimawandel“, dieser Begriff fällt in Gesprächen über die gegenwärtigen Wetterkapriolen oft. Dabei lässt sich das „Frühlingswetter“ am nördlichsten Punkt der Erde gar nicht auf die Erderwärmung zurückführen, wie Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. Grund sei vielmehr die aktuelle Großwetterlage. „Unterschiedliche Luftmassen bewegen sich im Moment gegeneinander“, erklärt Friedrich. Südlich von Island lag am Mittwochvormittag ein starkes Tiefdruckgebiet. Durch die Drehbewegung des Tiefs gegen den Uhrzeigersinn wird auf der Ostseite – über dem Atlantik und Nordwesteuropa – sehr rasch warme Luft weit nach Norden verfrachtet. So entsteht Friedrich zufolge die „Hitze“ am nördlichen Pol. Auf der anderen Seite des Tiefs fließt kalte Luft aus der Arktis bis weit in den Süden der USA und nach Mexiko. „Dort liegen mehr als 30 Zentimeter Schnee. Das ist Rekord.“

    Auch die Wetterextreme in und rund um Deutschland lassen sich dem DWD zufolge mit der Großwetterlage erklären. Denn Hoch „Christine“, das über dem Baltikum liegt, schaufelt ebenfalls warme Luft über Westeuropa Richtung Norden. So komme es zu „extrem milden Temperaturen“ in

    Die Britischen Inseln hingegen versinken kurz vor Jahresende im Starkregen. Flüsse traten über die Ufer, Tausende mussten ihre Häuser verlassen. Denn über England träfen mehrere Tiefs auf Hoch „Christine“ und regneten sich dort ab.

    Wetterchaos an Silvester hat nichts mit dem Klimawandel zu tun

    Dass das Wetter zum Jahreswechsel derart verrücktspielt, überrascht selbst die Experten des DWD. „So etwas habe ich in 30 Jahren Berufserfahrung selten erlebt“, sagt Friedrich. Erklären oder gar prognostizieren ließe es sich nicht. Die Atmosphäre sei nun einmal „chaotisch“. „Und genau dieses Chaosprinzip lässt keine langfristigen Vorhersagen zu.“

    Mit dem Klimawandel aber hat all das nichts zu tun. Selbst die Wettererscheinung El Niño führen Meteorologen eher auf Anomalien bei der Meeresströmung zurück als auf die globale Erwärmung. Bei dem Phänomen, das alle sieben bis zehn Jahre auftritt, geraten – kurz zusammengefasst – Wassertemperaturen und Windstärke über dem Pazifik so durcheinander, dass regelmäßig Südostasien ausdörrt und Südamerika überschwemmt wird.

    „Der Klimawandel ist ein schleichender Prozess“, sagt Friedrich. „Doch er erklärt, dass wir wiederholt Wärmerekorde erleben.“ Temperaturen von über 40 Grad, wie sie im Sommer etwa in Franken gemessen wurden, seien auf die Erderwärmung zurückzuführen. Weltweit gilt 2015 laut der US-Klimabehörde als wärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. (mit dpa)

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