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Umstrittenes Titelbild: Papst erzwingt einstweilige Verfügung gegen Satireblatt Titanic

Umstrittenes Titelbild

Papst erzwingt einstweilige Verfügung gegen Satireblatt Titanic

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    Das Oberhaupt der katholischen Kirche bei einer Rede in Madrid. - Titelbild: Papst Benedikt XVI. geht gegen Satire-Magazin Titanic vor
    Das Oberhaupt der katholischen Kirche bei einer Rede in Madrid. - Titelbild: Papst Benedikt XVI. geht gegen Satire-Magazin Titanic vor Foto: dpa

    Das Blatt darf das katholische Kirchenoberhaupt nicht mehr - wie in  der aktuellen Ausgabe - mit einem großen gelben Fleck vorne und  einem braunen Fleck hinten auf der Soutane auf Titelbild und  Rückseite zeigen, wie eine Sprecherin des Landgericht Hamburg am  Dienstag sagte. Titanic dürfe unter Androhung eines Zwangsgeldes die Hefte nicht weiter verbreiten und die Bilder nicht im Internet  veröffentlichen. Allerdings müssten die bereits an den Handel verschickten Ausgaben nicht zurückgerufen werden.

    Anlass der Unterlassungsklage ist das aktuelle Titelbild "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden!". Wegen "Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte" habe Erzbischof Angelo Becciu im Namen von Benedikt XVI. eine Bonner Kanzlei mit der Durchsetzung der Unterlassung beauftragt, so Titanic.

    Papst Benedikt XVI. hat das Satiremagazin Titanic zu einer Unterlassungserklärung aufgefordert, wie das Magazin selbst in einer Pressemitteilung erklärt. Auf Nachfrage von AZ-Online bestätigte Leo Fischer, Chefredakteur des Titanic-Magazins, den Fall und versicherte, dass es kein Scherz des Satire-Blattes sei. "Wir dachten zuerst, dass einer mit uns einen Scherz macht", so Fischer.

    "Titanic überschreitet jedes Maß an Zumutbarem"

    Auf Anfrage von augsburger-allgemeine.de wollte die Kanzlei zu dem Vorgang keine Erklärung abgeben und verwies auf den Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Der bestätigte gegenüber unserer Redaktion den Fall: "Titelbild und Rückseite der aktuellen Titanic-Ausgabe sind rechtswidrig. Sie verletzen den Heiligen Vater in seinen Persönlichkeitsrechten. Titanic überschreitet jedes Maß an Zumutbarem. Das hat bereits eine rechtliche Prüfung bestätigt. Aus diesem Grund ist Titanic aufgefordert worden, eine Unterlassungsverpflichtungserklärung abzugeben. Die von Titanic beauftragte Anwältin hat sich bereits gemeldet und eine Stellungnahme angekündigt."

    Auch gegenüber Titanic bestätigte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, den Vorgang. Man werde sich "intensiv mit der Angelegenheit beschäftigen".

    Vertreten wird Papst Benedikt XVI. von dem Bonner Rechtsanwalt Gernot Lehr, der jünst auch als Anwalt des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff in den Medien auftrat.

    Kleines Kirchenlexikon

    Apostolische Reise: Die "Dienstreisen" des Papstes außerhalb Italiens werden als Apostolische Reisen bezeichnet. Bei offiziellen Reisen innerhalb Italiens spricht der Vatikan von Pastoralbesuchen. Der Deutschlandbesuch ist die 21. Auslandsreise Benedikts XVI.

    Eucharistiefeier: Höhepunkt einer Eucharistiefeier (von griech. eucharistía = Danksagung) ist die Wandlung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi. Da die Protestanten diese Glaubensüberzeugung nicht teilen, untersagt ihnen die katholische Kirche die Teilnahme an der Heiligen Kommunion, bei der gewandelte Leib Christi meist in Form einer Hostie ausgegeben wird. Papst Benedikt XVI. plant auf seiner Reise öffentliche Eucharistiefeiern in Berlin (Olympiastadion), Erfurt (Domplatz) und Freiburg (Flughafengelände).

    Ökumene: Der Begriff Ökumene stammt aus dem Griechischen (oikouméne = das Bewohnte, die bewohnte Erde) und wird in erster Linie für das Ringen um die Einheit der Christen verwendet. Die moderne ökumenische Bewegung entstand an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Papst Benedikt XVI. trifft sich auf seiner Deutschlandreise im evangelischen Augustinerkloster Erfurt mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland zu einem Gespräch und einem ökumenischen Gottesdienst. In Freiburg steht ein Treffen mit Vertretern der orthodoxen Kirche auf dem Programm.

    Orthodoxe Kirche: Die orthodoxen Kirchen (von altgriech. orthós = richtig, geradlinig und dóxa = Verehrung, Glaube) haben ihre Wurzeln im östlichen Mittelmeerraum und in Süd- und Osteuropa. Mit der römisch-katholischen Kirche besteht eine weitgehende Übereinstimmung in Glaubensfragen. Derzeit gibt es weltweit rund 300.000 Millionen Orthodoxe, in Deutschland rund 1,5 Millionen. Der Papst trifft in Freiburg Vertreter der orthodoxen Kirchen in Deutschland.

    Angelusgebet: "Der Engel des Herrn" (Angelus) ist ein katholisches Gebet, das morgens, mittags und abends gesprochen wird. Der Papst will auf seiner Deutschland-Reise am Samstagnachmittag im Freiburger Münster ein Angelus-Gebet halten.

    Vesper: Die Vesper (von lat. vespera = Abend) ist der abendliche Teil des Stundengebetes der katholischen Kirche und wird in der Regel gegen 18.00 Uhr gebetet. Wichtige Elemente sind die alttestamentarischen Psalmen sowie Gesänge und Lesungen aus dem Neuen Testament. Bei einer Marianischen Vesper, wie sie im Marien-Wallfahrtsort Etzelsbach in Thüringen gefeiert wird, schließt das Gebet mit einem Mariengesang ab.

    Vigil: Die Vigil (von lat. vigilia = Nachtwache) ist ein Teil des katholischen Stundengebets und bezeichnet eine Gebetszeit in der Nacht oder am frühen Morgen. Papst Benedikt XVI. feiert auf seiner Deutschlandreise eine Vigil mit Jugendlichen auf dem Messegelände in Freiburg. Auf den Weltjugendtagen hat der Papst in den vergangenen Jahren regelmäßig die Vigil mit Jugendlichen gebetet, zuletzt am 20. August in Madrid.

    Die Apostolische Nuntiatur: Nuntius ist lateinisch und bedeutet Botschafter. Der Apostolische Nuntius ist der Botschafter des Papstes im jeweiligen Land, in Deutschland ist seit 2007 Nuntius Erzbischof Jean-Claude Périsset. Der Standort ist in Neukölln, Lilienthalstraße, neben St. Johannes-Basilika und Hasenheide.

    In einer ersten Stellungnahme weist die Redaktion der Titanic die Vorwürfe zurück. "Benedikt muss uns missverstanden haben", erklärte Leo Fischer. Der Titel zeige einen Papst, der nach der Aufklärung der Spitzelaffäre ("Vatileaks") feiert und im Überschwang ein Glas Limonade über seine Soutane verschüttet hat. Fischer: "Es ist allgemein bekannt, dass der Papst ein großer Freund des Erfrischungsgetränks 'Fanta' ist."

    Rückseite des Magazins zeigt braunen Fleck am Gesäß

    Stein des Anstoßes für Matthias Kopp ist aber nicht nur die Vorderseite des Magazins, die einen gelben Fleck im Schritt von Papst Benedikt XVI. zeigt. Auf der Rückseite des Magazins ist der Papst von hinten zu sehen mit einem braunen Fleck auf dem Gesäß. (mit afp)

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