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Ulm: Mordfall Maria Bögerl: 400 Männer sollen zum Massengentest

Ulm

Mordfall Maria Bögerl: 400 Männer sollen zum Massengentest

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    Bankiersfrau Maria Bögerl wurde entführt und ermordet. Auf der Suche nach dem Täter gibt es einen weiteren Massengentest.
    Bankiersfrau Maria Bögerl wurde entführt und ermordet. Auf der Suche nach dem Täter gibt es einen weiteren Massengentest. Foto: Polizei (dpa)

    Im Mordfall Maria Bögerl hat die Polizei DNA-Spuren entdeckt, die sie bislang allerdings nicht zuordnen konnten. Deshalb setzen die Ermittler im Fall der ermordeten Bankiersfrau weiter auf einen Massengentest, um den Täter zu finden.

    Nach Angaben der Polizei Ulm waren am Freitagnachmittag und sind am Samstagmorgen rund 400 Männer aus dem Raum Neresheim im Ostalbkreis aufgerufen, eine Speichelprobe abzugeben. Damit wird ein bereits Mitte Februar begonnener Test fortgesetzt.

    Fall Maria Bögerl: Männer müssen Speichelprobe abgeben

    Chronologie: Der Fall Maria Bögerl

    12. Mai 2010: Am Vormittag wird die Ehefrau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, Maria Bögerl, aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von unbekannten Tätern entführt.

    Wenig später erhält ihr Ehemann eine telefonische Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Der Anrufer spricht einen regional typisch schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "machen Sie keine Sperenzchen".

    13. Mai 2010: Eine Lösegeldübergabe am Nachmittag des Entführungstages scheitert. An der Übergabestelle an der A7 holen die Täter das deponierte Lösegeld nicht ab.

    14. Mai 2010: Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihre schwarze Mercedes Benz A-Klasse, in der sie entführt wurde, entdeckt die Polizei nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim.

    18. Mai 2010: Die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls wird auf 100.000 Euro verdoppelt. Die Sonderkommission "Flagge" wird gebildet.

    19. Mai 2010: Mit einem verzweifelten Appell wendet sich die Familie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Täter. Trotz zahlreicher Hinweise gibt es keine heiße Spur.

    3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Maria Bögerl in der Nähe von ihrem Haus im Wald. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl erstochen wurde. Am 9. Juni wird sie unter großer Anteilnahme beigesetzt.

    11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann Thomas erhängt sich in seinem Haus. Auch er war zwischenzeitlich in Verdacht geraten.

    14. Juli 2011: Die Kinder der Bögerls kritisieren öffentlich die Polizei.

    5. September 2012: Die Polizei wendet sich über die Sendung "Aktenzeichen XY" des ZDF an die Bevölkerung. Mehr als 500 Zuschauer melden sich.

    Januar 2013: Die Soko wird von 16 auf 12 Ermittler verkleinert. Mehr als 3000 Speicheltests machten die Beamten bis dato auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern. Gut 9800 Hinweise gingen bisher ein.

    8. Mai 2013: Es ist ausschließlich die Rede von mehreren Tätern. Sie werden im Spielhallen-Milieu im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen gesucht.

    14. Februar 2014: In Neresheim (Ostalbkreis) soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten.

    21. August 2014: Die zweite Auflage des Massentests: Auch in Giengen an der Brenz werden rund 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.

    Februar 2015: Ein Zeuge, der früher in Augsburg lebte, behauptet, er kenne die beiden Täter. Die Polizei ist skeptisch, da es sich beim Zeugen um einen notorischen Betrüger handelt.

    13. Februar 2015: Das Amtsgericht Ellwangen will mehrere Männer zur Speichelprobe zwingen. Diese hätten die Teilnahme an den freiwilligen DNA-Massentests bislang verweigert, gegen sie lägen aber "weitere Verdachtsmomente" vor.

    23. April 2015: Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verkündet, den angeblichen neuen Zeugen vorerst nicht mehr vernehmen zu wollen.

    November 2015: Auf der Suche nach dem Täter werten die Ermittler mit einer neuen Software 600.000 alte Datensätze aus – darunter vor allem Handy-Verbindungsdaten aus dem Tatzeitraum.

    April 2016: Knapp sechs Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin geht die Polizei noch einmal 150 neuen Ermittlungsansätzen nach.

    Dezember 2016: Sechseinhalb Jahre Arbeit, über 10.300 Hinweise und keine heiße Spur. Beim Mordfall Maria Bögerl tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln – aber der Fall treibt sie weiter um.

    5. April 2017: Die Ermittler suchen nach einem Verdächtigen und gehen einer entscheidenden Spur nach. Der Mann ist in Nordrhein-Westfalen gesehen worden. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" suchen die Ermittler erneut nach Zeugen. Sie veröffentlichen ein Phantombild und Teile einer Tonaufnahme.

    6. April 2017: Ein Verdächtiger im Mordfall Bögerl wurde festgenommen. Er soll die Tat vergangenen Sommer betrunken vor Zeugen gestanden haben. Ein DNA-Abgleich verlief aber negativ.

    Die Ermittler hatten ursprünglich rund 3000 Männer zu dem Test  aufgerufen. Knapp 400 von ihnen sind einem Polizeisprecher aus dem  Raum Neresheim weggezogen. Sie gaben zum Teil bereits an ihrem  neuen Wohnort eine Probe ab oder sind dazu aufgerufen. Insgesamt gaben laut dem Sprecher bislang rund 2300 Männer eine Probe ab.

    Bögerl erstochen im Wald gefunden

    Die 54 Jahre alte Maria Bögerl war am 12. Mai 2010 aus dem Haus ihrer  Familie in Heidenheim entführt. Ein bis heute unbekannter Täter hatte sich nach der Entführung telefonisch gemeldet und 300.000 Euro Lösegeld gefordert. Die Geldübergabe scheiterte allerdings. Knapp drei Wochen nach ihrer Entführung wurde Maria Bögerl erstochen in einem Wald gefunden.

    Im Auto der Frau hatte die Polizei DNA-Spuren entdeckt, die bislang  nicht zugeordnet werden konnten. Die Ermittler sehen ausreichende  Hinweise dafür, dass der Täter in Neresheim gewohnt haben könnte.  Der zwischenzeitlich fälschlich unter Verdacht geratene Ehemann nahm sich gut ein Jahr nach dem Mord das Leben. afp/AZ

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