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Übergriffe an Schulen: Bluttat in der Grundschule: Wenn Lehrer Opfer werden

Übergriffe an Schulen

Bluttat in der Grundschule: Wenn Lehrer Opfer werden

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    In Baden-Württemberg hat ein Kind seine Lehrerin angegriffen.
    In Baden-Württemberg hat ein Kind seine Lehrerin angegriffen. Foto: Nicolas Armer/dpa (Symbol)

    Es klingt unfassbar: Eine Grundschullehrerin schickt in Teningen bei Freiburg einen verhaltensauffälligen Zweitklässler auf den Flur. Es kommt zum Gerangel. Der Siebenjährige hat ein Messer in der Hand, das ihm die Lehrerin wegnehmen will. Dann sticht er zu. So berichtete es kürzlich zumindest die „Bild“-Zeitung. Bei „Spiegel Online“ wurde daraus ein siebenjähriger Messerstecher. Die Polizei betonte hingegen: Die Frau wurde nicht niedergestochen. Vielmehr kam die Verletzung durch das Gerangel zustande. Das Messer stamme aus der Schule. Auch die Lehrerin, deren Schnittverletzungen ärztlich versorgt werden mussten, geht nicht von einer gezielten Attacke aus.

    Der Vorfall hatte sich bereits Anfang März ereignet und erst zwei Wochen später den Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Die Geschichte aus Teningen ist reich an Versäumnissen: Das Kind soll mehrfach problematisch aufgefallen sein. Die betroffene Lehrerin habe das Freiburger Schulamt bereits im Januar informiert, berichtet das baden-württembergische Kultusministerium. Erst im Februar hatte das Amt die Schule dann auf die gesetzlich geregelten Handlungsmöglichkeiten vom Nachsitzen bis zum Schulausschluss hingewiesen.

    Lehrerin von Teningen leidet an Panikattacken

    Zu dieser Zeit befand sich der Schüler bereits auf einer Liste für einen Schulwechsel, der nun schnellstmöglich realisiert werden soll. Die Lehrerin wirft den Behörden vor, den Vorfall zu verharmlosen. Sie habe Panikattacken, sagte sie der „Bild“. Auch in der Landesregierung ist man verstimmt. Dass sie von der Eskalation erst aus den Medien erfahren hat, ärgert Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) noch immer. Der Vorfall wird ernst genommen. Es gibt Handlungsbedarf. „Wir werden die Abläufe in der Schulaufsicht stärker strukturieren“, kündigt sie im Gespräch mit unserer Zeitung an. Nach Eisenmanns Ansicht hat die Schulaufsicht nicht angemessen auf Hinweise reagiert. Das will die

    „Wir müssen nicht wegen jedem Einzelfall glauben, wir müssten die Welt ändern“, sagte wiederum Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Er selbst habe früher als Gymnasiallehrer keine Fälle von Gewalt gegen Lehrkräfte erlebt.

    Sechs Prozent der Lehrer wurden angegriffen

    Eine Statistik scheint Kretschmann recht zu geben: Einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zufolge benennt nur ein Prozent aller Schulleiter Gewalt als größtes Problem ihrer Einrichtung. Laut einer weiteren Befragung – ebenfalls von VBE und Forsa – wurden sechs Prozent aller befragten Lehrer schon Opfer körperlicher Gewalt. Gut ein Viertel der Lehrkräfte gab an, psychische Gewalt – etwa in Form von Beschimpfungen, Drohungen oder Mobbing – erlebt zu haben. Vor allem an Haupt-, Gesamt-, und Förderschulen werden Lehrer zu Opfern. Welche Ausmaße solche Übergriffe annehmen können, zeigte ein Fall aus dem Saarland im vergangenen Dezember. In einem Brandbrief forderten die Lehrkräfte der Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken die Landesregierung zur Hilfe auf. Das vierseitige Schreiben ist ein Dokument des Schreckens: sexuelle Anspielungen, unflätigste Beleidigungen, Pfefferspray vor dem Lehrerzimmer. Die Landesregierung sagte ein „Unterstützungskonzept“ zu. Für eine Stellungnahme waren weder Schulleitung noch Ministerium bis Redaktionsschluss zu erreichen.

    Ein Extremfall aus Bayern hatte Ende 2016 Schlagzeilen verursacht: An einer Regensburger Mittelschule bedrohte ein 17-Jähriger eine Lehrerin in der Schulaula mit einer Waffe. Als deren Kollegen den Notruf wählten, floh der Täter, wenig später wurde er in Handschellen abgeführt. Erst später stellte sich heraus: Die Waffe war eine Schreckschusspistole.

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