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USA: Tropensturm "Harvey" trifft Louisiana - Ausgangssperre im texanischen Houston verhängt

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Tropensturm "Harvey" trifft Louisiana - Ausgangssperre im texanischen Houston verhängt

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    Nach jüngsten Vorhersagen könnte es noch bis Ende der Woche heftig weiterregnen.
    Nach jüngsten Vorhersagen könnte es noch bis Ende der Woche heftig weiterregnen. Foto: Lm Otero, dpa

    Die durch Wirbelsturm "Harvey" ausgelöste Flutkatastrophe im Süden der USA spitzt sich weiter zu. Während Texas in den Fluten versinkt, zieht der Sturm weiter nach Osten. Nach Angaben des Nationalen Hurrikan-Zentrums traf "Harvey" am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) in der Grenzregion zwischen Texas und Louisiana zum zweiten Mal auf Land. Louisiana - das in der Gegend um New Orleans bereits 2005 von Wirbelsturm "Katrina" verwüstet wurde - rüstete sich für die schlimmen Regenfälle mit drohendem Hochwasser. In der texanischen Metropole Houston verhängte Bürgermeister Sylvester Turner am Dienstagabend eine Ausgangssperre, um Plünderern und Trickbetrügern keine Chance zu geben.

    Tropensturm Harvey könnte 30.000 Menschen vorübergehend obdachlos machen

    Ein ausgebranntes Haus ist von Hochwasser durch Tropensturm "Harvey" umgeben.
    Ein ausgebranntes Haus ist von Hochwasser durch Tropensturm "Harvey" umgeben. Foto: David J. Phillip, dpa

    US-Präsident Donald Trump hatte sich in der vom Hochwasser betroffenen Stadt Corpus Christi ein Bild von der Lage gemacht.  Er besuchte dabei eine Feuerwache. Er lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und der Behörden im Kampf gegen die Fluten. "Texas kommt mit allem zurecht", sagte der Präsident. Zahlreiche Wirtschaftsführer und Prominente spendeten zum Teil große Summen für die Hochwasseropfer. Viele von ihnen sind nicht gegen Flutschäden versichert.  Für Trump ist die Flut durch "Harvey" die erste große Naturkatastrophe, mit der er in seiner rund siebenmonatigen Amtszeit konfrontiert ist. Auf Ersuchen von Gouverneur Abbott hatte Trump bereits am Freitag für Teile von Südtexas den Notstand ausgerufen. Damit können rascher Bundeshilfen ins Katastrophengebiet fließen.

    Unklar blieb weiter, wie viele Menschen vom Hochwasser in den Tod gerissen wurden. Offiziell bestätigt wurden bis zum Dienstag vier Tote. Wie der Polizeichef von Houston, Art Acevedo, erklärte, ertrank ein Polizist am Sonntag auf dem Weg zur Arbeit. Einige US-Medien meldeten bereits höhere Todeszahlen. Klarheit dürfte erst herrschen, wenn die Fluten zurückgegangen sind und die Bergungstrupps Zugang zu den Überfluteten Häusern erhalten.

    Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht: Auch für die kommenden Tage werden sintflutartige Regenfälle erwartet, wie der Nationale Wetterdienst meldet. Nach Einschätzung der Behörden könnte der Sturm in dem Bundesstaat bis zu 30.000 Menschen vorübergehend obdachlos machen.

    Auch im Nachbarstaat Louisiana werden in den kommenden Tagen heftige Ausmaße befürchtet. In New Orleans blieben Schulen und Behörden geschlossen. Bürgermeister Mitch Landrieu empfahl den Bewohnern, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Getränke und Medikamente für mindestens drei Tage vorrätig zu haben. Einem Bericht des Senders CNN zufolge hat der Bundesstaat die Zahl seiner Rettungsboote und der einsatzbereiten Hubschrauber verdoppelt. Gouverneur John Bel Edwards sagte, Louisiana stehe das Schlimmste aller Wahrscheinlichkeit nach noch bevor. 

    Wirbelsturm zieht weiter: Louisiana rechnet mit dem Schlimmsten

    Bislang besonders betroffen ist die Millionenmetropole Houston. Behörden sprechen von einer Katastrophe von epischen Ausmaßen in der viertgrößten Stadt der Vereinigten Staaten. Die sintflutartigen Regenfälle führten in der Gegend zu einem Rekordwert. Südöstlich von Houston wurden seit Freitag insgesamt Niederschlagsmengen von 125 Zentimetern gemessen, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte. Das markiere einen neuen Rekord bei einem Tropensturm auf dem US-Festland.

    Boote werden am Montag in Houston zur Evakuierung von Flutopfern eingesetzt. Tropensturm "Harvey" hat im US-Staat Texas schwere Überschwemmungen verursacht.
    Boote werden am Montag in Houston zur Evakuierung von Flutopfern eingesetzt. Tropensturm "Harvey" hat im US-Staat Texas schwere Überschwemmungen verursacht. Foto: David J. Phillip, dpa

    Die Infrastruktur in und um Houston ist weitgehend zusammengebrochen. Der Internationale Flughafen wurde am Sonntag bis auf Weiteres geschlossen. Auch die Schulen machen mindestens bis zum 5. September dicht. Bis in die Innenstadt Houstons hinein sind Straßen unpassierbar, nach Behördenangaben alle Autobahnen in der Umgebung überschwemmt. Verschmutztes Trinkwasser werde mehr und mehr zum Problem. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Trinkwasser abzukochen.

    "Harvey" sei der zweitstärkste Wirbelsturm seit "Katrina" vor zwölf Jahren

    Rettungskräfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wassermassen, um festsitzende Menschen aus ihren Häusern zu befreien und in Sicherheit zu bringen. Auch Hubschrauber kamen Einwohnern zu Hilfe und seilten diese von Dächern in die Luft. Nach Angaben der Behörden vom Dienstag wurden in der Stadt in den vergangenen Tagen 3500 Menschen in Sicherheit gebracht. Houstons Bürgermeister Sylvester Turner kündigte an, weitere Notquartiere für Schutzsuchende zu öffnen. Nach Angaben des Roten Kreuzes suchten in Texas bereits in der Nacht zum Dienstag rund 17.000 Menschen Zuflucht in Notunterkünften. Auch viele Freiwillige halfen bei Rettungsaktionen mit, Behörden und Augenzeugen sprachen von einer überwältigenden Welle der Hilfsbereitschaft von Nachbarn und privaten Bootsbesitzern.

    Verwirrung gab es um einen Dammbruch in der Nähe von Houston. Die Behörden im Brazoria County hatten den Bruch bekanntgegeben und die Bewohner unterhalb des Dammes zum sofortigen Verlassen ihrer Häuser aufgefordert: "Macht, dass ihr wegkommt!" Anschließend hieß es, der Damm sei stabilisiert, die ausgetretene Wassermenge sei vernachlässigbar.

    Die Behörden hatten bereits zuvor versucht, weitere Stauseen rund um Houston mit kontrollierten Öffnungen der Schleusen auszubalancieren. Zwar erhöhte das abfließende Wasser die Problematik unterhalb der Reservoirs, jedoch wurde oberhalb der Stauseen das Entstehen neuer Probleme dadurch verhindert. Houston ist auf ehemaligen Sümpfen gebaut, der Erdboden besteht zum Teil aus Ton. Das Erdreich nimmt das Wasser nur sehr langsam auf.

    "Katastrophen-Barbie": Melania Trump erntet Shitstorm

    Einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erntete Melania Trump, die ihren Mann und US-Präsidenten <a href="#">Donald Trump</a> nach Texas begleitete.
    Einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erntete Melania Trump, die ihren Mann und US-Präsidenten <a href="#">Donald Trump</a> nach Texas begleitete. Foto: Jim Watsop, afp

    Einen Shitstorm in den sozialen Netzwerken erntete Melania Trump, die ihren Mann und US-Präsidenten Donald Trump nach Texas begleitete. Die First Lady war mit Pilotenbrille und auf Stilabsätzen in das Flugzeug in Washington gestiegen, wie Fotos zeigen. Bei der Ankunft in Corpus Christi trug sie weiße Turnschuhe und eine weiße Bluse. Auf Twitter wurde die Outfit-Wahl - insbesondere die High Heels - mit Spott kommentiert. Ein Nutzer bezeichnete Melania als "Katastrophenhilfe-Barbie mit schlechtem Geschmack".

    Nach jüngsten Vorhersagen von Meteorologen könnte es noch bis Donnerstag oder sogar Freitag heftig weiterregnen. Der Grund: Der Sturm sog über dem am Ende des Sommers sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen wieder abgibt. "Harvey" bewegte sich dabei nur langsam vorwärts. Er könnte nach Einschätzung von Meteorologen des National Hurrican Center weiter ostwärts wandern.

    Kurz erklärt: Taifune, Hurrikane, Tornados

    Wirbelstürme bedrohen jedes Jahr ganze Länder, töten Menschen und richten Milliardenschäden an. Was Sie über Taifune, Hurrikanes, Tornados und Zyklone wissen müssen:

    Grundsätzlich sind Taifune, Hurrikane und Zyklone das gleiche, nämlich Wirbelstürme. Der Name hängt von der Region ab, in der sich das Naturspektakel ereignet.

    Von einem Hurrikan spricht man, wenn der Wirbelsturm im Atlantik oder im Nordpazifik auftritt. Hurrikane drehen sich wie Taifune gegen den Uhrzeigersinn.

    Mit dem Begriff Zyklon liegt man richtig, wenn der tropische Wirbelsturm im Indischen Ozean oder in der Südsee auftritt. Zyklone drehen sich im Urzeigersinn.

    Taifun ist die korrekte Bezeichnung für einen Wirbelsturm im nordwestlichen Bereich des Pazifiks - etwa bei Japan.

    Ein Tornado, in den USA auch Twister genannt, ist ein eher kleinräumiger Luftwirbel. Man spricht dabei auch von Windhose oder Wasserhose. Auch Tornados können eine verheerende Wucht gewinnen.

    Typisch für Wirbelstürme ist das sogenannte Auge in der Mitte. Dabei handelt es sich um eine windfreie Zone im Zentrum des Sturms.

    Wer mehr wissen will: Auf den Internetseiten des National Hurrikane Centers (http://www.nhc.noaa.gov/) lassen sich Wirbelstürme auf der ganzen Welt verfolgen. Sie werden dort auf animierten Karten angezeigt.

    Nach Angaben von Meteorologen ist "Harvey" der zweitstärkste Wirbelsturm, seit "Katrina" vor zwölf Jahren die Gegend um New Orleans schwer in Mitleidenschaft zog. Der Sturm sog über dem am Ende des Sommers sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen wieder abgibt. dpa/afp

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