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USA: Tropensturm "Harvey": Ausmaß der Zerstörung wird nur langsam sichtbar

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Tropensturm "Harvey": Ausmaß der Zerstörung wird nur langsam sichtbar

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    Tropensturm „Harvey“ hat jetzt den Bundesstaat Louisiana erreicht: Diese Aufnahme entstand in der größten Stadt New Orleans.
    Tropensturm „Harvey“ hat jetzt den Bundesstaat Louisiana erreicht: Diese Aufnahme entstand in der größten Stadt New Orleans. Foto: Shawn Fink, afp

    Fast eine Woche nach dem Eintreffen des Tropensturmes "Harvey" in Texas werden die Folgen der von ihm angerichteten Verwüstung langsam sichtbar. 100.000 Häuser in den Überflutungsgebieten um die Millionenmetrople Houston und in weiteren Gegenden von

    US-Präsident Donald Trump ließ ankündigen, er wolle aus seinem Privatvermögen eine Million Dollar für die Flutopfer spenden. Die Schäden sollen nach ungenauen Schätzungen in mehrstelliger Milliardenhöhe liegen. Trump wolle sich am Samstag erneut eine Bild von der Lage machen, kündigte Vizepräsident Mike Pence an, der am Donnerstag im Hochwassergebiet war. Zudem soll die Regierung von Präsident Trump nach einem Medienbericht knapp sechs Milliarden Dollar (fünf Milliarden Euro) an Hilfsgeldern freigeben. Wie die Washington Post am Donnerstagabend (Ortszeit) meldete, seien das Weiße Haus und der Kongress darüber im Gespräch. Präsident Donald Trump könnte demnach schon am Freitag einen solchen Antrag stellen.

    Evakuierte gehen am 30.08.2017 in Port Arthur auf einer durch Tropensturm Harvey überfluteten Straße zur Notunterkunft im Max Bowl.
    Evakuierte gehen am 30.08.2017 in Port Arthur auf einer durch Tropensturm Harvey überfluteten Straße zur Notunterkunft im Max Bowl. Foto: Kim Brent/dpa

    Konkret solle der ausgeschöpfte Katastrophenhilfefonds der Katastrophenschutzbehörde Fema 5,5 Milliarden erhalten, weitere 450 Millionen könnte die für Kleinunternehmen zuständige Behörde SBA für Notfallkredite erhalten. Trump hatte den Opfern in Texas rasche Hilfe versprochen. Die 6 Milliarden wären nach dem Bericht nur ein erster Teil eines großen Hilfspaketes aus Washington. 

    Zuvor hatten mehrere kleinere Explosionen in einer Chemieanlage in der Nähe von Houston für Furore gesorgt. Mehrere Polizisten wurden mit Atemwegsreizungen vorübergehend in einem Krankenhaus behandelt. Es gebe jedoch keine Hinweise auf gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung. Um die Anlage wurde eine Sicherheitszone von rund 2,5 Kilometern gezogen. 

    Nach Tropensturm "Harvey": Das ist die aktuelle Lage in Texas

    Die französische Betreiberfirma Arkema teilte mit, es könne zu weiteren Bränden oder Explosionen der dort gelagerten organischen Peroxide kommen. Wer mit dem Rauch in Berührung komme, könne Schwindelanfälle und Augenreizungen erleiden. Es werde empfohlen, in diesem Falle einen Arzt aufzusuchen.

    "Harvey" war am frühen Samstagmorgen erstmals in Texas auf Land getroffen. Binnen weniger Tage fielen in dem Staat mancherorts bis zu 1250 Liter Regen pro Quadratmeter - ein Rekord für das Festland der USA. Zahlreiche Flüsse, darunter der Colorado, traten über die Ufer, Stauseen ergossen ihre Fluten über die Dämme. Einige Dämme wurden zur Entlastung bewusst geöffnet, das führte zu weiteren Überschwemmungen.

    Das US-Hurrikan-Zentrum stufte "Harvey" inzwischen zu einem tropischen Tiefdruckgebiet herunter. Am Donnerstag zog es östlich durch Louisiana. Auch Mississippi, Tennessee und Kentucky rüsteten sich für mögliche Überschwemmungen.

    In Texas blieb die Lage angespannt. Die Städte Beaumont und Port Arthur kämpften mit Überschwemmungen - hier waren innerhalb von 24 Stunden 660 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Nach Angaben der Behörden brach in

    Die schlimmsten Hurrikane in den USA

    Die USA werden oft von mehr oder minder gefährlichen Hurrikanen heimgesucht. Beispiele für besonders verheerende Stürme:

    "Katrina" gilt als einer der schwersten Hurrikane der US-Geschichte. Der Sturm wütete im August 2005 entlang der Golfküste. Mehr als 1800 Menschen kamen ums Leben.

    Besonders betroffen war New Orleans. Weite Teile von Louisianas größter Stadt wurden zerstört. Der Sturm soll einen Schaden von mehr als 100 Milliarden Dollar (heute etwa 90 Milliarden Euro) verursacht haben und die teuerste Naturkatastrophe in den USA gewesen sein.

    "Sandy" wirbelte im Oktober 2012 die Ostküste entlang. Der Sturm, der zunächst die Karibik heimsuchte und dort etwa 70 Menschen das Leben kostete, hinterließ ein Bild der Verwüstung. Vor allem die Bundesstaaten New York und New Jersey traf er schwer.

    Tausende Häuser sowie Straßen und Stromleitungen wurden zerstört. In New York City wurden ganze Stadtteile überschwemmt. In den USA starben mindestens 110 Menschen. "Sandy" rangiert mit einer Schadenshöhe von weit mehr als 50 Milliarden Dollar auf Platz zwei der teuersten Naturkatastrophen in den USA.

    Der bisher tödlichste Hurrikan in der US-Geschichte wütete im Jahr 1900 im texanischen Galveston. Bis zu 12.000 Menschen sollen ihm zum Opfer gefallen sein.

    Bis zu 3000 Menschen starben 1928, als ein Hurrikan über Florida zog. Er beschädigte zunächst Häuser in Palm Beach und löste später eine Sturmflut am Lake Okeechobee im Landesinneren aus.

    In Florida richtete zuletzt Hurrikan "Andrew" 1992 verheerende Schäden an und kostete Dutzende Menschen das Leben.

    „Harvey“: Stars spenden für Flutopfer

    Die Benzinpreise in den USA stiegen, in Texas gab es an mehreren Tankstellen gar keinen Kraftstoff mehr. Auch eine wichtige Pipeline zur Versorung der bevölkerungsreichen Ostküste musste vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Auch mehrere Raffinerien stehen still.

    In Houston selbst, der viertgrößten Stadt der USA, war eine Entspannung ebenfalls nicht in Sicht, obwohl die Großstadt von weiterem Regen verschont blieb. In vielen Teilen von Texas wuchs wegen der riesigen Mengen an stehendem Wasser die Furcht vor einer Moskito-Plage. Messungen hatten zudem ergeben, dass in dem Wasser erhebliche Mengen von Bakterien schwimmen. Grenzwerte für Badequalität wurden zum Tiel um das Hundertfache überschritten. 

    "Harvey" ist der zweitstärkste US-Wirbelsturm seit "Katrina" vor zwölf Jahren.
    "Harvey" ist der zweitstärkste US-Wirbelsturm seit "Katrina" vor zwölf Jahren. Foto: Brendan Smialowski, afp

    Zahlreiche US-Stars werben für Spenden zugunsten der Opfer des Tropensturms - unter anderem bekundeten Schauspieler wie Sandra Bullock, Leonardo DiCaprio, Kevin Hart und Amy Schumer sowie Sängerin Beyoncé ihre Hilfsbereitschaft. Popstar Miley Cyrus kündigte in der Sendung von Ellen DeGeneres an, 500.000 US-Dollar für die Katastrophenhilfe in Houston zu geben.

    Trotz des schwelenden Konflikts zwischen Caracas und Washington erklärte die venezolanische Regierung, den Hurrikan-Opfern in den USA helfen zu wollen. Venezuela werde bis zu fünf Millionen US-Dollar (etwa 4,2 Millionen Euro) für betroffene Familien in Houston und Corpus Christi bereitstellen, kündigte Außenminister Jorge Arreaza am Mittwoch an. Auch Mexiko hatte dem Nachbarland trotz des Streits um die von US-Präsident Donald Trump geplante Grenzmauer und die konfliktreiche Nachverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta Unterstützung angeboten. 

    Das Weiße Haus erklärte, die staatliche Flutversicherung, über deren Finanzierung zuletzt spekuliert worden war, habe ausreichend Finanzmittel, um den Opfern helfen zu können. "Es ist genug Geld vorhanden", sagte Donald Trumps Heimatschutzberater Tom Bossert.  "Harvey" könnte nach ersten Schätzungen zur teuersten Naturkatastrophe in der Geschichte der USA werden. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, hatte bereits am Mittwoch erklärt, er erwarte alleine Kosten für die Nothilfe der Bundesregierung von weit mehr als 100 Milliarden Dollar.

    Hollywoodstar Sandra Bullock, 53, kündigte unterdessen an, eine Million Dollar für die Opfer von „Harvey“ an das Rote Kreuz zu spenden. Sie ist nicht die einzige: Diese US-Stars spenden für Sturm-Opfer in Texas AZ/dpa/goro

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