Am Weihnachtsmorgen hallen aus einem Wohnmobil dringende Warndurchsagen durch die Innenstadt von Nashville, wenig später explodiert das Fahrzeug und richtet massiven Sachschaden an. Trotz einer Evakuierung in letzter Minute werden mindestens drei Menschen leicht verletzt. Die US-Bundespolizei FBI ermittelt nach dem Vorfall in Nashville im Bundesstaat Tennessee. Das Wohnmobil wurde am Freitag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, laut Polizei offenbar gezielt als Autobombe eingesetzt. Die Hintergründe der Tat waren noch unklar.
Bilder vom Ort der Explosion zeigten beschädigte Häuser, ausgebrannte Autos und Trümmerteile auf der Straße. Nach der Detonation waren auf Aufnahmen mehrere Brände zu sehen; eine aufsteigende schwarze Rauchsäule war weithin sichtbar. Fotos zeigten auch bei weiter entfernten Gebäuden zerbrochene Fensterscheiben. Bürgermeister John Cooper sprach von einem "katastrophalen Schaden". Etwa 41 Geschäfte seien mindestens beschädigt worden, sagte er. "Der Angriff heute früh zielte darauf ab, in dieser [weihnachtlichen] Zeit des Friedens und der Hoffnung Chaos und Angst zu verbreiten", sagte Cooper.
Der Gouverneur von Tennessee, Bill Lee, machte sich am Samstag vor Ort ein Bild von der Zerstörung. "Die Schäden sind schockierend und es ist ein Wunder, dass keine Anwohner getötet wurden", schrieb er auf Twitter. Der örtliche FBI-Chef Douglas Korneski erklärte vor Journalisten, inzwischen seien rund 250 Beamte vor Ort im Einsatz. Es seien bereits rund 500 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen.
Bürgermeister von Nashville: "Es sieht aus, als ob eine Bombe explodiert wäre"
Die Polizei riegelte die Innenstadt am Freitag weitgehend ab und suchte mit Bombenspürhunden nach Sprengsätzen. Cooper verhängte eine Ausgangssperre für den betroffenen Innenstadtbereich. "Es sieht aus, als ob eine Bombe explodiert wäre", sagte er. Auch Polizei und Gouverneur sprachen von einer Bombe. Die Explosion beschädigte ein Gebäude des Kommunikationsunternehmens AT&T, weswegen in der Region teilweise Telefon- und Datenverbindungen ausfielen. Der Flughafen Nashville musste deswegen zeitweise seinen Betrieb einstellen.
Polizeichef John Drake erklärte, Beamte seien am frühen Morgen nach Berichten über angebliche Schüsse an den Tatort gekommen. Dann begannen Durchsagen, die offenbar von dem Wohnmobil ausgingen, mit denen alle Anwohner wegen einer bevorstehenden Explosion zur Evakuierung aufgefordert wurden. Es begann demnach ein 15-minütiger Countdown, zwischendurch kam aus dem Lautsprecher auch Musik.
Nashville gilt als Country-Metropole
Die sechs Beamten am Tatort verständigten die Bombeneinheit der Polizei und gingen von Haus zu Haus und drängten Bewohner, sich in Sicherheit zu bringen. Nach Ablauf des Countdowns sei es zur Explosion gekommen, erklärte Drake. Es war zunächst unklar, ob sich jemand in dem Wohnmobil befunden hatte. Die Polizei habe am Tatort menschliches Gewebe gefunden, das nun analysiert werde, sagte Drake.
Im Hinblick auf die Warnungen vor der Explosion sagte er: "Ich will nicht spekulieren, aber man würde vermuten, dass diese Person nicht verletzen, sondern zerstören wollte." Auch der Zeitpunkt der Explosion legte nahe, dass es bei der Tat wohl nicht darum ging, möglichst viele Menschen zu treffen: Am Weihnachtsfeiertag gegen 6.30 Uhr morgens waren die Straßen so gut wie leergefegt - an einem Werktag zu späterer Stunde halten sich dort aber viele Menschen auf.
Gouverneur Lee beantragte unterdessen beim amtierenden US-Präsidenten Donald Trump die Bewilligung einer örtlichen Notstandserklärung. Damit sollen für den Wiederaufbau zusätzliche Mittel des Bundes mobilisiert werden. Bürgermeister Cooper erklärte, er sei froh, dass nicht mehr Menschen zu Schaden gekommen seien. Nun aber sei es an der Zeit für "Entschlossenheit, die Täter zu fassen und unsere Stadt wieder aufzubauen", sagte Cooper.
Nashville ist mit knapp 700.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bundesstaats Tennessee im Süden der USA. Sie gilt wegen vieler Livemusik-Bars und Plattenfirmen als Zentrum der Country-Musik und wird auch "Music City" genannt. (dpa)