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USA: Apple trotzt FBI: Haben Verbrecher ein Recht auf Privatsphäre?

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Apple trotzt FBI: Haben Verbrecher ein Recht auf Privatsphäre?

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    Die Verschlüsselung des iPhones hat den Hersteller Apple in ein Dilemma gebracht – und vor Gericht.
    Die Verschlüsselung des iPhones hat den Hersteller Apple in ein Dilemma gebracht – und vor Gericht. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Darf der Staat ein Unternehmen zwingen, seinen Kunden und damit auch sich selbst zu schaden? Haben Terroristen ein Recht auf Privatsphäre? Im Fall Apple geht es genau um diese Fragen. Ein amerikanisches Gericht hat den Konzern dazu verpflichtet, eine Software zu programmieren, mit deren Hilfe die Polizei ein gesperrtes Smartphone knacken kann. Für die Ermittler sind die Daten auf dem Gerät von großer Bedeutung. Sie glauben, damit die Hintergründe eines Attentates aufklären zu können, bei dem 14 Menschen erschossen wurden. Die Sache hat nur einen Haken: Apple stellt sich quer.

    Amerikanische Sicherheitsbehörden können Apple-Verschlüsselung nicht knacken

    Aber der Reihe nach: Der iPhone-Hersteller hat eine Verschlüsselung entwickelt, an der sich selbst die Geheimdienste die Zähne ausbeißen. Das ist gut für die Kunden, deren persönliche Daten vor Hackern geschützt sind – und damit ist es auch gut für die Verkaufszahlen von Apple. Schlecht ist das allerdings für die amerikanischen Sicherheitsbehörden. Sie ärgern sich schon lange darüber, dass es immer noch Kommunikationswege gibt, die sie nicht überwachen können. Geheimdienste mögen eben nur ihre eigenen Geheimnisse.

    Und dann kommt Syed Rizwan Farook ins Spiel. Zusammen mit seiner Frau tötet der Amerikaner mit pakistanischen Wurzeln im Dezember 14 Menschen. Es gibt viele Verletzte. Amerika ist entsetzt. Die Motive der Bluttat im kalifornischen San Bernardino sind bis heute nicht einwandfrei geklärt. Die Ermittler gehen aber schon früh von einem Terroranschlag aus. Haben die Täter sogar im Auftrag des Islamischen Staates gehandelt? Ein Eintrag auf Facebook deutet jedenfalls darauf hin, dass sie mit der Terrormiliz sympathisierten. Aber reicht das als Beweis? Das Paar kann dazu nichts mehr sagen. Syed Rizwan Farook und seine Frau sterben durch Polizeikugeln.

    FBI möchte an iPhone-Daten, um mögliche Hintermänner zu ermitteln

    Auf dem Computer der beiden lässt sich nichts über mögliche Drahtzieher oder Unterstützer finden, nichts über den Islamischen Staat. Vor ihrem Amoklauf hatten sie die Festplatte vernichtet. Was den Ermittlern bleibt,ist ein iPhone. Stecken in diesem Gerät die entscheidenden Hinweise? Führt es die Justiz auf die Spur von Hintermännern? Können damit sogar weitere Verbrechen verhindert werden?

    Das Smartphone gehörte dem 28-jährigen Farook. Und er hat es mit einem Code gesperrt. Wenn er sich gut mit der Technik auskannte, hat er das iPhone so verschlüsselt, dass alle Daten automatisch gelöscht werden, sobald jemand zehnmal ein falsches Passwort eingibt. Das will das FBI natürlich auf keinen Fall riskieren. Also wendet man sich an Apple. Der Hersteller erklärt sich zwar zur Zusammenarbeit bereit, teilt aber mit, dass er den Code selbst nicht knacken kann. Ob das stimmt, ist offen. Jedenfalls wollen die Behörden Apple nun eben zwingen, eine Software zu entwickeln, um das Gerät zu entsperren. Doch das Unternehmen sperrt sich gegen den richterlichen Beschluss.

    Google, WhatsApp und Telekom warnen vor Datenschutz-Desaster

    Denn: Wenn es einmal ein Sicherheitsleck im iPhone gibt, ist es wohl vorbei mit der Datensicherheit für die Kunden. Auch Kriminelle oder ausländische Spione könnten sich dann Zugang zu Apple-Geräten verschaffen, sagt Konzernchef Tim Cook. Rückendeckung bekommt er aus der Branche. Google, WhatsApp und auch die Telekom warnen vor einem Datenschutz-Desaster.

    Doch in den USA ist gerade Wahlkampf. Die Sicherheit und der Krieg gegen den Terror spielen dabei eine große Rolle. Und so dauert es nicht lange, bis die ersten Politiker auf das Thema aufspringen. „Apple entschied sich, die Privatsphäre eines toten IS-Terroristen statt der Sicherheit des amerikanischen Volkes zu schützen“, wettert ein republikanischer Senator. Präsidentschaftskandidat Donald Trump nennt den Fall „schandhaft“ und redet sich geradezu in Rage: „Was glauben die denn, wer sie sind?“, fragt der Milliardär, der Apple zwingen will, dem FBI zu helfen.

    Eine Lösung ist nicht in Sicht. Der Fall wird wohl vor dem Obersten Gerichtshof der USA landen.

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