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US-Serie: Effekte für "Game of Thrones" - Von Schwaben nach Braavos

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Effekte für "Game of Thrones" - Von Schwaben nach Braavos

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    Jan Burda, «Visual-Effects-Artist» bei Mackevision zeigt die Arbeit an der Serie Game of Thrones.
    Jan Burda, «Visual-Effects-Artist» bei Mackevision zeigt die Arbeit an der Serie Game of Thrones. Foto: Wolfram Kastl, dpa

    Von zwei düster dreinblickenden Männern auf einem Segelschiff schwenkt die Kamera langsam hoch - und gibt den Blick frei auf einen Dutzende Meter hohen Granitkoloss: ein Krieger mit zerbrochenem Schwert, der breitbeinig über den Klippen einer Lagune wacht. Dahinter liegt die Stadt Braavos, wie Venedig zerfurcht von Kanälen und Brücken und belebt von Booten und Fähren.

    Für diese Kamerafahrt in der Fantasy-TV-Serie "Game of Thrones", vielleicht 20 Sekunden lang, hatten vier Kreative drei Monate lang gearbeitet. Belohnt wurden sie mit einem Millionenpublikum und einem renommierten Branchenpreis für die digitalen Effekte. Die fiktive Stadt stammt nicht etwa aus Hollywood oder New York, sondern aus Schwaben - wie viele der Burgen, Fantasiewesen und Landschaften in der US-amerikanischen Erfolgsserie.

    "Hier arbeiten fast nur Leute aus der Umgebung", sagt Jörn Großhans vom Stuttgarter Unternehmen Mackevision, der mit einem Team von 40 Kollegen an der Serie arbeitet. Die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg sowie die Hochschule der Medien in Stuttgart zögen viel Talent in die Gegend - und das soll dort bleiben. "Attraktive Projekte wie "Game of Thrones" sind wichtig, sonst sind die Leute weg", sagt Großhans. Seiner Einschätzung nach stammt ein Viertel der visuellen Effekte der vierten Staffel von Mackevision, etwa für die Darstellung der Lagunenstadt, des Thronsitzes King's Landing und Schiffen auf See.

    Aktuell läuft die fünfte Staffel von "Game of Thrones"

    "Die Szene ist natürlich vernetzt, weil sie so konzentriert in der Region ist", sagt Jan Fiedler von Pixomondo. Bei der zweiten Staffel hatte das Stuttgarter Büro des Unternehmens die Fäden in der Hand: Dort seien zehn Standorte auf der ganzen Welt koordiniert worden, der Großteil der visuellen Effekte sei ihr Werk. Aktuell sind es vor allem die furchteinflößenden Drachen, die aus der digitalen Feder von Pixomondo stammen, allerdings vom Hauptsitz Frankfurt aus. "Wir sind die technischen Mütter der Drachen", sagt Fiedler.

    "Neben Kino und Fernsehen ist die angewandte Film-Animationsbranche ein wichtiger Finanzierungsbaustein für Produktionsfirmen in Baden-Württemberg", sagt Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD). Einige Unternehmen für visuelle Effekte hätten sich weltweit zu Spezialisten und heimlichen Marktführern entwickelt. Bei der laut Ministerium einflussreichsten Konferenz für digitale Unterhaltung in Europa, dem Branchentreff FMX in Stuttgart (5. bis 8. Mai), stehen auch Vorträge der Emmy-Preisträger Fiedler und Großhans auf dem Programm.

    Aktuell läuft die fünfte Staffel von "Game of Thrones", bei der wieder beide Unternehmen beteiligt sind. Es geht um Intrigen und Macht in einer feudalen Welt mit Magie und Monstern. Die Show wird nicht nur millionenfach im TV gesehen, sondern gilt auch als die Serie, die am häufigsten illegal heruntergeladen wird. Und den Produzenten beim US-amerikanischen Sender HBO kann es egal sein, in welchem Winkel der Welt die übergroßen Schattenwölfe, feuerspuckenden Drachen und imposanten Burgen entstehen.

    Städte und Burgen in "Game of Thrones"

    Diese visuellen Effekte ergänzten die echten Aufnahmen, erklärt Jan Fiedler - indem etwa Ritter und Fußsoldaten vervielfacht oder Städte und Burgen in eine Landschaft gesetzt werden. "Im Vordergrund ist dann immer ein Element, das real ist", sagt Fiedler. Der Anspruch: Der Zuschauer darf beides nicht unterscheiden können. "Das ist für uns das größte Kompliment", meint auch Großhans.

    Nötig sind dafür virtuelle Kameras, unzählige Bildebenen - und Recherche. Wie sehen Burgzinnen aus, wie bricht sich das Licht an einer Bronzestatue? Wie bewegen sich Vögel, die Vorbild für Drachen sind? Oft gebe es zwar grobe Vorstellungen, aber keine fertigen Vorlagen für die Computer-Elemente. Zudem weicht die TV-Serie vom Roman ab. Verraten dürfen die Effektkünstler darüber jedoch natürlich nichts. Allerdings deutet Großhans an: "Einer unserer Mitarbeiter war komplett geschockt." Von Kim Alexander Zickenheiner, dpa

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