Massiv ist die Polizei in Istanbul gegen Tausende Demonstranten vorgegangen. Dabei setzte sie Tränengas und Wasserwerfer ein. Augenzeugen sprachen von einem unverhältnismäßigen Gewalteinsatz. Es soll zahlreiche Verletzte geben.
Umstrittenes Bauprojekt in Park
Der Ärger der Demonstranten in Istanbul richtete sich anfangs gegen ein umstrittene Bauprojekt. Es geht um die Errichtung eines Einkaufszentrums im Gezi-Park neben dem Taksim-Platz. Für das Bauvorhaben sollen in der beliebten Parkanlage 600 Bäume entwurzelt werden.
Wut gegen Ministerpräsident Erdogan
Türkei - Land zwischen Europa und Asien
Türkei ist offiziell die Republik Türkei.
Der Staat liegt in Europa und Asien.
Die Hauptstadt ist Ankara, die größte Stadt Istanbul (rund 5,5 Millionen Einwohner).
Das Staatsoberhaupt ist seit August 2014 Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Im April 2017 stimmten die Türken mit einer knappen Mehrheit in einem Referendum für das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem.
Die Währung ist die Türkische Lira.
Die Türkei grenzt an Griechenland, Georgien, Bulgarien, Armenien, Aserbaidschan, den Iran, Irak und Syrien.
Auf 814.578 Quadratkilometern (mehr als doppelt so groß wie Deutschland) leben mehr als 81 Millionen Türken; knapp 40 Prozent unter 25 Jahre alt (in Deutschland etwa 24 Prozent).
Die Lebenserwartung der Jungen beträgt 75,3 Jahre (Deutschland 78,3), die der Mädchen 80,7 Jahre (Deutschland 83,2).
Fast 100 Prozent der Türken sind Muslime, mehrheitlich Sunniten.
Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 19 Prozent (Deutschland 6,0 Prozent).
Der Wahlspruch der Türkei lautet „Yurtta Sulh, Cihanda Sulh.“ Auf Deutsch: „Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt.“
Das Kfz-Kennzeichen lautet TR, die Internet-TLD .tr und die internationale Telefonvorwahl ist die +90.
Der Nationalfeiertag ist der 29. Oktober: Feiertag der Republik. (AZ, dpa)
Doch die Wut der Istanbuler richtet sich auch zunehmend mehr gegen die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Viele Demonstranten warfen der Regierung autoritäres Gebaren und die Islamisierung der Gesellschaft vor. "Tayyip, schau wie viele wir sind", riefen die Demonstranten im Wohnviertel Cihangir nahe des Taksim-Platzes, wo die Proteste ihren Ausgang nahmen.
Zahlreiche Verletzte bei Polizeieinsatz in Istanbul
Beim Vorgehen der Polizei gegen die Proteste wurden am Freitagabend zahlreiche Menschen verletzt. In der Nacht widersetzten sich Tausende Demonstranten der Polizei und zogen in kleinen Gruppen durch die Straßen. Dabei schlugen sie auf Kochtöpfe, vielfach ermutigt von den Bewohnern.
In den Vierteln Beyoglu und Besiktas setzte die Polizei in der Nacht massiv Tränengas ein, während die Demonstranten Steine auf die Einsatzkräfte warfen. Mehrere Straßen waren mit Pflastersteinen und Tränengashülsen übersät, andere von improvisierten Barrikaden blockiert.
Demonstranten suchten Zuflucht in Büros
Hunderte Demonstranten suchten in Büros von Gewerkschaften Zuflucht, Ärzten richteten ein Notfallzentrum zur Behandlung der Verletzten ein. Aktivisten versuchten von einem Krisenzentrum aus, den Überblick zu wahren und Inhaftierten Anwälte zu vermitteln.
In mehreren anderen Städten der Türkei gab es Proteste aus Solidarität mit den Demonstranten in Istanbul. Nach der gewaltsamen Auflösung von Protesten gegen ein Bauprojekt in Istanbul sind tausende Menschen bis zum Samstagmorgen durch die Straßen der Bosporus-Metropole gezogen. afp/AZ