Eine Kapelle spielte an der Anlegestelle auf, als die „Seven Seas Voyager“ kürzlich vor dem Topkapi-Palast festmachte – es war das erste Kreuzfahrtschiff in Istanbul seit vier Jahren. Krieg, Terror, Putsch und Verhaftungen hatten die Touristen seit 2015 von Istanbul ferngehalten, doch nun ist die Metropole am Bosporus wieder da. Der letzte Terroranschlag liegt zweieinhalb Jahre zurück. Und mit der Wahl des charismatischen Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu zum Oberbürgermeister macht Istanbul wieder positive Schlagzeilen.
Istanbul soll als Reiseziel wieder beliebter werden
Imamoglu will seine Stadt unter die drei größten Touristenziele der Welt bringen will. Verbesserter Umweltschutz und strikte Bauvorschriften zählen zu den Versprechen der neuen Stadtverwaltung. Konkret sind 15 neue Museen und elf neue Theater geplant, außerdem die Erschließung von Meer und Seen für Sport und Erholung. Mit einer Chip-Karte für Touristen will Imamoglu Besuchern den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Museen und Konzerten erleichtern.
„Wir werden Istanbul zur Stadt der Festivals machen“, versprach Imamoglu. „Wir werden Festivals für Musik, Film und Theater schaffen, für Gastronomie und für neue Trends aller Art.“ Internationale Festivals sollten das werden, betonte er, die Menschen aus aller Welt anziehen würden.
Aufwärts geht es schon jetzt. Einen absoluten Besucherrekord hat Istanbul im ersten Trimester des Jahres verzeichnet. 4,4 Millionen Besucher kamen demnach in den ersten vier Monaten des Jahres nach Istanbul – ein steiler Anstieg von 62 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des vorletzten Jahres. Ausschlaggebend dafür sei der Anstieg der europäischen Urlauber gewesen, die seit Ausbruch der Unruhen und Anschläge in der Türkei im Sommer 2015 ferngeblieben waren.
Deutsche sind größte Besuchergruppe in Istanbul
Größte Besuchergruppe in Istanbul sind inzwischen wieder die Deutschen: Mit einem Anstieg von fast zehn Prozent seit letztem Jahr eroberten sie in diesem Jahr ihre Spitzenstellung zurück, die sie zeitweise an die Iraner verloren hatten. Zwar stiegen die Besucherzahlen aus anderen Ländern noch weit stärker an: 22 Prozent mehr Franzosen, 44 Prozent mehr Österreicher und 45 Prozent mehr Spanier als im Vorjahreszeitraum kamen im ersten Trimester nach Istanbul, konnten in ihrer Gesamtzahl aber nicht mit den deutschen Istanbul-Fans konkurrieren.
315.000 Deutsche registrierte die Istanbuler Tourismusbehörde, die Franzosen rangierten mit 150.000 Besuchern auf Platz Fünf hinter Iranern, Russen und Irakern.
Istanbul werde im dritten Quartal dieses Jahres sogar der größte Tourismus-Gewinner in Europa, prognostiziert eine Studie der Tourismusbehörden in Europa. Dank des neuen Großflughafens und gesunkener Sicherheitsbedenken steige die Zahl der Buchungen dorthin um weitere elf Prozent. Damit könnte es voll werden in der Stadt: Die Auslastung der Hotels in der Innenstadt habe in den Wintermonaten bei 80 Prozent gelegen und im Juni 100 Prozent erreicht, meldete Anadolu.
Die Preise sind aber noch nicht entsprechend gestiegen: Ein Zimmer in Istanbul kostete nach Angaben des Hotelverbands Türob im Mai durchschnittlich 82 Euro. Nach Jahren der Dürre droht Istanbul damit aber neues Problem: das Phänomen des „Über-Tourismus“.