Was früher einmal eine ganz gewöhnliche Telefonzelle war, ist jetzt die wohl kleinste Diskothek der Welt: Hinter den verspiegelten Glasfronten tanzen Feiernde auf nicht einmal einem Quadratmeter zu den Backstreet Boys oder Britney Spears. Per Knopfdruck können sie noch eine Diskokugel, flackernde Lichter und Nebel einschalten. Teledisko nennt sich das Ganze – und hinter dem Konzept steht ein Berliner Start-up.
Gegründet haben das Unternehmen Nele Kolbe und Benjamin Uphues. Die Idee sei naheliegend, so Uphues. Der 38-Jährige feiert und tanzt selbst gerne, in Berlin gehe irgendwann ein bisschen die Euphorie verloren wegen des Langstreckengetanzes, wie er es nennt. Was er meint, ist: Man fängt am Freitag an zu feiern und hört erst dienstags wieder auf.
Bis zu neun Menschen passen in die "Teledisko"
Die Teledisko soll für Abwechslung sorgen, es gehe darum, Leute zu verbinden. „Wenn man mit seiner kleinen Truppe im Klub nicht gleich an die Bar geht und sich ein Getränk holt, sondern erst in die Teledisko, da garantiere ich, haben diese vier oder fünf Menschen den ganzen Abend über mehr Gemeinschaftsgefühl“, ist sich der selbst ernannte Disko-König sicher.
Im August 2014 hatten Kolbe und Uphues die erste Telefonzelle zur Mini-Disko umgebaut. Mittlerweile gibt es in Berlin drei Stück davon. Zwei sind an festen Standorten eingerichtet: Eine pinkfarbene steht im Techno-Klub Kater Blau, eine goldene Variante auf dem Gelände des früheren Reichsbahnausbesserungswerks. Außerdem gibt es ein silbernes Modell. Es ist mobil und kann für Veranstaltungen gemietet werden. 2015 war sie sogar auf Europatour – reiste unter anderem nach London, Wien, Paris und Genf. Der momentane Rekord an Tänzern wurde in Paris aufgestellt: Neun Menschen haben sich hineingequetscht.
Der beliebteste Song in der "Teledisko" ist von Britney Spears
Für einen Tanz in der Kleinstraum-Disko wählen die Feiernden wie bei einer Jukebox ein Lied aus. Wer will, kann sich dann noch fotografieren oder filmen lassen. Das kostet genauso wie der einmalige Tanz zum gewünschten Lied jeweils zwei Euro. Die Bilder werden direkt vor Ort ausgedruckt, das Video wird als Downloadlink per E-Mail verschickt.
Die Telediskos kommen gut an: „Wenn man davon ausgeht, dass pro gebuchten Song drei Leute in der Teledisko abtanzen, waren es mittlerweile rund 12000 Menschen“, sagt Uphues. Doch nicht nur über die Zahl der Besucher führt er Buch. Auch über ihre Liederwahl. Der beliebteste Song sei Toxic von Britney Spears, sagt er. Uphues Rat ist, Smells Like Teen Spirit von Nirvana für einen Teledisko-Besuch zu wählen – es wirke einfach am meisten. Derzeit baut das Start-up zwei weitere Telediskos. Sie haben das Ziel, dass in drei Jahren 100 Stück in ganz Deutschland stehen. „Meine Wunschvorstellung ist es, dass irgendwann an jeder Ecke oder in jedem Klub der Welt eine Teledisko steht“, sagt Uphues.