Auf einmal war es überall. Wie aus dem Nichts ist das Einhorn in die Markenwelt galoppiert. Das Fabelwesen ziert Pullover, Jutebeutel, Kissen, Smoothies und Joghurts. Dank ihm ist auch Toilettenpapier nicht einfach nur Toilettenpapier. Einhorn-Toilettenpapier riecht nach Zuckerwatte und ist mit Regenbögen und Wölkchen bedruckt. Das soll magische Momente bescheren - und einen "süßen Arsch".
Ebenfalls neu auf dem Markt: die Einhorn-Bratwurst. Auch so ein Traum in Rosa, den die Puttkammer Fleischenwaren Spezialitäten GmbH am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite präsentierte. Viele Nutzer finden das regenbogentaktisch, andere haben genug, wie sie in den Kommentaren schreiben. Genug vom Einhorn-Hype!
Der müsste eigentlich auch längst vorbei sein. Schließlich ist ein Trend genau dann out, wenn er seinen Höhepunkt erreicht hat. In diesem Fall war das im vergangenen Dezember. Das Fabelwesen war längst omnipräsent, als ein Schokoladen-Hersteller eine limitierte Einhorn-Edition auf den Markt brachte. In nur zehn Minuten waren die 150.000 Stück vergriffen, im Internet wurden sie danach für absurde Preise gehandelt. 100 Euro für eine Schokolade? Das schafft nur Einhorn-Power.
Etwas Glitzer, etwas heile Welt: Was steckt hinter dem Einhorn-Trend?
Trendforscher Peter Wippermann aus Hamburg weiß, was hinter dem Phänomen steckt. "Das Einhorn ist ein Symbol für Freiheit, Ungezähmtheit und Selbstverwirklichung." Die magischen Tiere würden dazu verleiten, sich in eine Welt fernab von Realität und Sorgen hineinzuträumen. "Die Kunden haben mit der Einhorn-Schokolade das Gefühl, sie könnten Hoffnung essen", sagt der Experte.
Begonnen habe alles, so Wippermann, in den Kinderzimmern. Der Trend habe also erst die Kleinsten erfasst. Dabei reiche er viel weiter zurück. Seit dem Mittelalter stehe das Fabelwesen als Symbol für alles Gute. Gesehen wurde es angeblich von Marco Polo auf Sumatra, und Hildegard von Bingen sprach ihm heilende Kräfte zu.
Beweise, dass Einhörner je existiert haben, gibt es nicht. Bleibt die Frage, wann der Trend abebben wird. "Vielleicht Ende des Jahres", meint Wippermann. "Je mehr Produkte es gibt, umso schneller erreicht man auch die Sättigung." Und was kommt nach dem Einhorn? "Die Meerjungfrau hat das Zeug dazu, das Einhorn abzulösen", sagt der Trendforscher.
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