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Trauerfeier: "Ein Lichtschein": Bewegender Abschied von Roger Willemsen

Trauerfeier

"Ein Lichtschein": Bewegender Abschied von Roger Willemsen

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    Bilder vom Afghanischen Frauenverein e.V., dessen Schirmherr Roger Willemsen war,  erinnern am 22.02.2016 in Hamburg vor der Trauerfeier an den verstorbenen Bestsellerautor und TV-Moderator. Willemsen war am 07. Februar im Alter von 60 Jahren gestorben. Foto: Lukas Schulze/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
    Bilder vom Afghanischen Frauenverein e.V., dessen Schirmherr Roger Willemsen war, erinnern am 22.02.2016 in Hamburg vor der Trauerfeier an den verstorbenen Bestsellerautor und TV-Moderator. Willemsen war am 07. Februar im Alter von 60 Jahren gestorben. Foto: Lukas Schulze/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: Lukas Schulze

    "Ich möchte die Menschen glücklicher verlassen, als ich sie angetroffen habe", so zitierte der Publizist Manfred Bissinger (75) seinen Freund Roger Willemsen. Auf der emotionalen Trauerfeier am Montag nahmen Familie, Freunde und Wegbegleiter in Hamburg Abschied von dem Autor und Intellektuellen. 

    Roger Willemsen - Bestsellerautor, Fernsehmoderator und einer der bekanntesten Intellektuellen Deutschlands - war am 7. Februar im Alter von 60 Jahren einer Krebserkrankung erlegen. Mehrere hundert Trauergäste kamen auf den Ohlsdorfer Friedhof. In der historischen Fritz-Schumacher-Halle fiel Licht durch farbige Glasfenster auf den schlichten hellen Sarg, der wie in einem Meer aus brennenden Kerzen, bunten Blumen und knospenden Magnolienzweigen zu ruhen schien. 

    Besucher der Trauerfeier durften Willemsens Lieblingsblumen mit nach Hause nehmen

    Willemsens Lebensprinzip sei "die Liebe in der Wahrheit" gewesen, sagte Bissinger. In allen Ansprachen schienen die hohen analytischen Fähigkeiten des schier unermüdlichen Intellektuellen auf, aber auch seine große Empathie, seine Gabe zu zuverlässiger Freundschaft und Liebe sowie die stets den Horizont erweiternden Begegnungen mit ihm. Was seine Bereitschaft zu punktgenauer konstruktiver Kritik durchaus eingeschlossen habe. Oft kam es am Rednerpult und in der Trauergemeinde zu Tränen und Schluchzen. 

    Für musikalische Begleitung sorgte im Laufe der eineinhalbstündigen Feier die Stargeigerin Isabelle Faust mit der ernst-bewegt dargebotenen Chaconne von Bach. Am Ende erklang vom Band Keith Jarretts Meditation "Blame It On My Youth". Zur besonderen Geste geriet es, dass die Besucher sich Töpfe mit blühenden Ranunkeln vom Fuße des Sargs mit nach Hause nehmen durften - Willemsens Lieblingsblumen.

    Der Autor und Verleger Werner Köhler erinnerte an die letzten Monate des todkranken Willemsen, der sich bereits von der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Der einstige Weltreisende habe da vom Leben auch Abschied genommen, indem er noch einmal ihm wichtige Stätten besuchte, berichtete Köhler. Dazu hätten Museen gehört, ein Zoo mit den von ihm geliebten Affen und eine Fahrt nach Norwegen, um an einem Fjord zu sitzen.

    Die Beisetzung Roger Willemsens fand im engsten Kreis statt

    Unter den Trauergästen waren zahlreiche Prominente, darunter die Grünen-Politikerin Claudia Roth, die Schauspieler Iris Berben, Katja Riemann und Matthias Brandt sowie Moderator Eckart von Hirschhausen. Vor der Halle stand ein kleiner Tisch vom Afghanischen Frauenverein mit drei Fotos, auf denen Willemsen als dessen Schirmherr bei seiner Arbeit in Afghanistan zu sehen war. In der Trauerannonce hatte die Familie des Verstorbenen um Spenden an den Verein gebeten.

    Die Vorsitzende Nadia Nashir schilderte in ihrer Ansprache das leidenschaftliche Engagement Willemsens für den Bau von Brunnen und Krankenhäusern sowie für die Mädchenbildung. "Wie ein Lichtschein" sei sein Wirken für die Menschen in Afghanistan und für die Afghanen in Deutschland gewesen, erklärte Nashir. 

    Nach der Trauerfeier fand die Beisetzung im engsten Kreis statt. Willemsen hatte vor allem mit essayistischen Reisebüchern ("Die Enden der Welt") Ansehen errungen. Zuletzt landete der Autor mit seinem Buch "Das Hohe Haus" (2014) über den Bundestag einen Bestseller. Im Fernsehen machte er sich vor allem in den 90er Jahren mit der ZDF-Talksendung "Willemsens Woche" einen Namen. dpa

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