Fantasielose Förderbürokraten und risikoscheue Fernseh-Redaktionen sind die Crux des deutschen Kinos. Zum Glück sorgt Crowd-Funding bisweilen für frischen Wind, so mit der Lovestory „Landrauschen“ aus der schwäbischen Provinz. Beim Max-Ophüls-Festival von Saarbrücken hat das wilde Werk rigoros abgeräumt und mehr Preisgelder kassiert, als für die gesamte Produktion ausgegeben wurde.
Von Berlin nach Bubenhausen zurück
Die Berlin-Bilanz von Toni (Kathi Wolf) fällt nicht besonders brillant aus. „Sobald du stehen bleibst, wirst du überholt!“, vertraut die Heldin gleich zum Auftakt dem Publikum an. Mit zwei Hochschulabschlüssen, doch ohne Job und ohne Geld, kehrt die junge Frau zurück nach Bubenhausen. Im nahen Ulm hofft Toni auf eine Stelle als Journalistin. Der schmierige Chefredakteur bietet ihr gönnerhaft ein Praktikum im Lokalteil an. Der erste Auftrag: Ein ganzseitiger Lobgesang auf das Treiben am Faschingsdienstag im Dorf. Die kritischen Töne der Reporterin kommen in der Zentrale aber gar nicht gut an.
Für Frust hat Toni jedoch keine Zeit: Mit der wilden Rosa (Nadine Sauter) findet sie eine Freundin, die ganz neuen Schwung in ihr lahmes Leben bringt. Je intensiver die Beziehung sich entwickelt, desto happiger geraten freilich so manche Probleme. Für die Tratsch-Tanten im Dorf sind Lesben allemal ein gefundenes Fressen zum Eierlikör.
Landrauschen: Charmant und unbekümmert
Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Miller kennt sich bestens aus; sie ist in Bubenhausen aufgewachsen und im Film ist das ganze Dorf dabei. Genau das Amateurhafte des Films macht seinen entwaffnenden Charme aus: Einfach machen. Einfach lachen. Beim Publikum geht diese Formel der Unbekümmertheit bestens auf. Wahrhaftigkeit, Frechheit samt Mut zum Risiko lässt die weichgespülten, blassen Dramen ziemlich alt aussehen.