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Tote Joggerin: Verdächtiger im Mordfall Endingen kommt wohl zwei Mal vor Gericht

Tote Joggerin

Verdächtiger im Mordfall Endingen kommt wohl zwei Mal vor Gericht

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    Am Samstag hatte eine Pressekonferenz zum Mordfall Endingen stattgefunden.
    Am Samstag hatte eine Pressekonferenz zum Mordfall Endingen stattgefunden. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Der mutmaßliche Mörder einer Joggerin aus Endingen bei Freiburg kommt voraussichtlich nicht nur in Deutschland vor Gericht. Der 40-Jährige war am Freitag festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, die 27-jährige Frau im vergangenen November vergewaltigt und getötet zu haben. Schon knapp drei Jahre zuvor soll der Verdächtige darüber hinaus in Österreich eine französische Studentin missbraucht und umgebracht haben. 

    "Es wird vermutlich in beiden Verfahren einen Prozess geben", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Freiburg, Dieter Inhofer. Der Festgenommene, ein rumänischer Lastwagenfahrer, der im Raum Endingen wohnt und arbeitet, bestreitet beide Taten. 

    Der vom Amtsgericht Freiburg gegen ihn erlassene Haftbefehl beziehe sich nur auf die Endinger Tat, sagte Inhofer. Es sei rechtlich nicht möglich, "einen Ausländer, der im Ausland eine Straftat dieser Art zum Nachteil einer Ausländerin [...] begangen hat, vor ein deutsches Gericht zu stellen". In Österreich sehe die Rechtslage ähnlich aus.

    Das Handy wurde am Tatort geortet

    Den Ermittlern zufolge war ein DNA-Abgleich mit am Tatort gefundenen Spuren positiv ausgefallen, das Handy des Mannes sei zur fraglichen Zeit am

    Endingens Bürgermeister Hans-Joachim Schwarz sprach sich nach der Festnahme für eine erweiterte DNA-Analyse in Kriminalfällen aus. Wenn am Tatort genetische Spuren gefunden würden, könne man beispielsweise prüfen, welche Haar- oder Augenfarbe ein möglicher Verdächtiger haben könne oder aus welcher Weltregion er stamme "Das muss ja nicht öffentlich gemacht werden. (...) Aber die Ermittler sollten das können und dürfen." Bislang darf in Deutschland laut Strafprozessordnung die DNA nur im Hinblick auf das Geschlecht und zur Feststellung der Identität analysiert werden.

    Möglicherweise hätte man den Kreis der Tatverdächtigen durch eine erweiterte DNA-Analyse schneller eingrenzen können, sagte Schwarz weiter. "Vielleicht hätte man das eine oder andere rausfinden können, wenn man gesagt hätte: Wir haben noch zusätzliche Erkenntnisse, lasst uns in diese Richtung gehen."

    Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) kündigte derweil weitere Abgleiche mit ähnlichen Straftaten an. "Wer zwei Mal so bestialisch mordet, dem ist freilich mehr zuzutrauen", teilte Strobl mit. Mit Blick auf die Auswertung der Mautdaten aus Österreich betonte er: "Wir müssen unseren Ermittlungsbehörden die notwendigen Instrumente an die Hand geben, um allen Spuren und Hinweisen auch konsequent nachgehen zu können. Wie entscheidend dies sein kann, hat dieser Fall gezeigt."

    Mautdaten halfen bei den Ermittlungen

    Die Auswertung von Mautdaten aus Österreich hatte die Ermittler letztlich auf seine Fährte gebracht. "Die Spur Nummer 4334 hat uns zum Täter geführt", sagte der Freiburger Polizeipräsident Bernhard Rotzinger. Weitere Details zu dem bislang nicht vorbestraften Mann nannten die Ermittler nicht. 

    Der Abgleich der Körperspuren von beiden Tatorten hatte früh ergeben, dass es sich um ein und denselben Täter handeln muss - aber nicht, wer es ist. In beiden Fällen wurden die Opfer laut Polizei mit einer Eisenstange erschlagen. Und weil nach der Tat in Österreich die Tatwaffe, eine spezielle Hubstange, gefunden worden war, die in Lastwagen zum Einsatz kommt, hatten sich die Ermittler schon recht früh auf die Fernfahrerbranche konzentriert. 

    Joggerin war nicht zurückgekehrt

    Hinzu kam, dass beide Taten in Autobahnnähe und zudem jeweils an einem Sonntag geschahen, wenn für Lastwagen ein Fahrverbot herrscht, wie der Leiter der Sonderkommission "Erle", Richard Kerber, sagte.

    Eine Zeugin hatte den mutmaßlichen Täter am Tag des Mordes in der Nähe des Tatorts gesehen. Daraufhin konnte die Polizei ein Phantombild erstellen.
    Eine Zeugin hatte den mutmaßlichen Täter am Tag des Mordes in der Nähe des Tatorts gesehen. Daraufhin konnte die Polizei ein Phantombild erstellen. Foto: Patrick Seeger/Archiv (dpa)

    Nachdem aus den rund 50.000 Mautdatensätzen in Frage kommende Lastwagen und anhand der Hubstange das Fabrikat herausgefiltert worden waren, hatten die Ermittler Speditionen angeschrieben. "Konkretisiert hat sich die Spur zu dem jetzt Festgenommenen diesen Mittwoch", sagte Kerber. Da habe sich eine

    Endingen bei Freiburg: zuletzt 20 Beamten hatten zuletzt ermittelt

    Seit dem Mord in Endingen haben die Ermittler laut Kerber knapp 4400 Hinweise verfolgt. "Es war kein Sprint, sondern es war ein Langstreckenlauf, den diese Soko "Erle" in den letzten Monaten zurückzulegen hatte", erläuterte der Leiter der Kriminalpolizei, Peter Egetemaier. 

    Im April hatten die Ermittler auch ein Phantombild eines Mannes veröffentlicht. Die Zeichnung war nach der Aussage einer Zeugin erstellt worden, die den Unbekannten am Tag des Mordes in der Nähe des Tatorts gesehen hatte. "Erhebliche Unterschiede zu ihm bestehen nicht", sagte Kerber mit Blick auf den mutmaßlichen Täter. Gleich erkennen könne man den 40-Jährigen darauf aber auch nicht.

    Erst am Donnerstag hatte die Polizei noch gemeldet, dass sie ihre Sonderkommission in eine kleinere Ermittlungsgruppe umgewandelt hat. "Den Ermittlern ist es in den zurückliegenden Monaten zwar gelungen, einen konkreten Tatzusammenhang zwischen den beiden Tötungsdelikten in Kufstein und Endingen herzustellen - allerdings besteht derzeit kein dringender Tatverdacht gegen eine bestimmte Person", hatte es in einer Pressemitteilung geheißen. Am Freitag wurde dann der 40-Jährige festgenommen.

    Rund drei Wochen vor der Tat in Endingen war im nahen Freiburg eine Studentin vergewaltigt und getötet worden. In diesem Fall sitzt ein junger Flüchtling in Untersuchungshaft. Für die Morde in Endingen und Kufstein kam er den Ermittlern zufolge als Täter nicht infrage, allerdings hatte das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in der Region unter den Taten insgesamt stark gelitten. "Ich hoffe jetzt, dass unsere Region wieder mehr zur Ruhe kommen kann und dass das verletzte Sicherheitsgefühl sukzessive wieder heilen kann", sagte Rotzinger. dpa/AZ

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