Timur Vermes

Dieser Mann hat Hitler auferstehen lassen

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    Timur Vermes ist der Mann, der in seinem Roman Adolf Hitler auferstehen ließ - und das seriös. Damit landete er einen Bestseller-Erfolg. Jetzt kommt seine Geschichte ins Kino.
    Timur Vermes ist der Mann, der in seinem Roman Adolf Hitler auferstehen ließ - und das seriös. Damit landete er einen Bestseller-Erfolg. Jetzt kommt seine Geschichte ins Kino. Foto: AFP PHOTO /ALAIN JOCARD

    Nach Goethe, Verzeihung, Göhte nun also Hitler. Denn ja, so viel ist sicher: Der zweite große deutsche Kinoknüller des Jahres startet heute und heißt „Er ist wieder da“. Und während bei „Fack ju … 2“ als Erfolgsrezept der Mix aus dem aktualisierten Klassiker der Schulkomödie und dem Charme von Elyas M’Barek neu aufgegossen wurde – was ist es, das die Führer-Satire schon als Buch zu einem irrsinnigen Erfolg hat werden lassen? Endlich lachen können über Adolf Hitler, den mächtigsten deutschen Untoten, der hier ja wiederaufersteht? Mit Ähnlichem sind schon so viele gescheitert.

    "Er ist wieder da": Grenzgang zwischen Satire und Historie

    Timur Vermes aber nicht. 2,5 Millionen verkaufte Exemplare bislang in Deutschland, 20 Wochen auf Platz 1 der Bestsellerliste, auch das Hörbuch, eingelesen von Christoph Maria Herbst, an der Spitze, dazu die Zahl an Sprachen, in die das Buch inzwischen übersetzt ist: 41! Und das mit seinem Debütroman. Wobei, Vermes hatte natürlich zuvor schon geschrieben. Und nicht nur als freier Journalist für Magazine und Zeitungen, sondern auch als Buchautor. Allerdings im Verborgenen, als Ghostwriter des sogenannten Tatortreinigers etwa. Aber qualifiziert das fürs Gelingen eines so prekären Grenzgangs aus Satire und Historie? Denn „Er ist wieder da“ ist ja nicht bloß Schabernack. Er ist wieder da - Trailer 1

    Timur Vermes - der Autor, der weiß, wovon er schreibt

    Wer also ist dieser Mann noch, der bei seinen Auftritten so charmant wenig mit einem Comedian gemein hat? Der auch so Sympathisches sagt wie: dass er sich nicht vorstellen kann, eine Fortsetzung dieses Erfolgsromans zu schreiben; weil sich keine neuen Fragen stellten; und einfach einen Reibach mit Hitler machen, das wolle er nicht …

    Zunächst mal weiß Vermes, wovon er schreibt. 1967 als Sohn eines nach dem Volksaufstand 1956 geflohenen Ungarn in Nürnberg geboren, hat er Geschichte und Politik studiert. Wenn er im Duktus Hitlers auch ganz undämonisch zu erzählen versteht, gelingt ihm das, weil er sich halt auch durch „Mein Kampf“ gearbeitet hat.

    Im Kino überrascht Timur Vermes mit einer feinen Drehung

    Und so ist „Er ist wieder da“ für eine so gewagte Satire das seriösestmögliche Unterfangen. Weil Vermes als Medienprofi auch die Mechanismen der Öffentlichkeit kennt, dank denen der wiedererstandene Hitler gleich wieder für Furore sorgt. Wenn man bedenkt, wie leicht das alles hätte schiefgehen oder stumpf werden können durch all die Knalleffekte, die sich anbieten … Weltpremiere von "Er ist wieder da"

    Aber Timur Vermes ist nicht nur äußerlich ein bisschen wie eine junge Mischung aus dem Fußballtrainer Thomas Schaaf und dem Entertainer Stefan Raab. Er schreibt auch nach seinem Millionenerfolg weiter völlig unglorreiche Artikel für matte Branchenmagazine, hält sein Privatleben in München privat.

    Aber wenn er knallt, tut er’s kreativ – wie nun bei der heute startenden Kinoverfilmung. Für die hat er sich als Drehbuchautor noch eine feine Drehung über den Roman hinaus einfallen lassen...

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