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Til Schweiger: "Tschiller - Off duty": Til Schweiger bringt Tatort ins Kino

Til Schweiger

"Tschiller - Off duty": Til Schweiger bringt Tatort ins Kino

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    "Tschiller: Off Duty" ist der erste Kino-"Tatort" mit Til Schweiger.
    "Tschiller: Off Duty" ist der erste Kino-"Tatort" mit Til Schweiger. Foto: Warner Bros. Ent. (dpa)

    Den ersten kleinen Triumph feiert Til Schweiger diesmal gleich in der ersten Sekunde: Er ist ihn endlich los, den von ihm so ungeliebten, gleichwohl berühmten „Tatort“- Vorspann. Schluss also mit blau-weiß blinkendem Fadenkreuz, abserviert die flüchtende Täter-Silhouette, und statt vertrauter Klänge von Klaus Doldinger gibt es harten Rap auf die Ohren.

    Was Schimanski anno 1985 mit „Zahn um Zahn“ recht war, ist Nick Tschiller nun billig: Der „Tatort“-Sprung auf die große Leinwand. Hatte Götz George dafür die üblichen 90 Minuten Zeit, gönnt Schweiger sich eine Dreiviertelstunde mehr. Beim Budget heißt es gleichfalls klotzen statt kleckern, satte acht Millionen Euro hat der „Tschiller: Off Duty“-Thriller gekostet. Das Ergebnis kann sich mit imposanten Schauwerten und furiosen Actioneinlagen sehen lassen.

    Da kommen bisweilen durchaus Bond-Gefühle auf. Beim Hightech-Schnickschnack oder den eleganten Outfits kann der deutsche LKA-Beamte mit dem britischen Agenten zwar nicht mithalten; in Sachen Coolness, leinwandpräsenter Lässigkeit sowie dem Erobern geheimnisvoller Schönheiten ziehen beide aber durchaus gleich. Im Unterschied zum letzten, ziemlich zugeknöpften Bond zeigt Tschiller sich dabei ganz traditionell noch oben ohne. 007 statt 08/15 heißt es zudem bei den Verfolgungsszenen, sei es bei der recht bleihaltigen Flucht über die Dächer von Istanbul oder bei einer wilden Hatz durch die Straßen von Moskau. Statt eines Panzers, wie einst Pierce Brosnan, nutzt Schweiger als überdimensionales Gefährt einen – diese Pointe sei hier nicht verpetzt.

    Til Schweiger im Film "Tschiller: Off Duty". Der Film startet am 04. Februar 2016 in den deutschen Kinos..
    Til Schweiger im Film "Tschiller: Off Duty". Der Film startet am 04. Februar 2016 in den deutschen Kinos.. Foto: Warner Bros. Ent./dpa

    Til Schweiger ist Nick Tschiller: das Rollenprofil

    Nikolas «Nick» Tschiller ist der Neuzugang beim Hamburger Landeskriminalamt (LKA) und zuständig für organisiertes Verbrechen/Rauschgift.

    Tschiller stammt aus Frankfurt, wo er zunächst Streifenpolizist und dann beim LKA war. Doch der Job befriedigt ihn nicht.

    «Soziologische und psychologische Hintergründe von Drogen- und Menschenhändlern interessieren ihn wenig. Er will die Täter zur Verantwortung ziehen, mit allen - legalen - Mitteln», wird er im Rollenprofil beschrieben.

    Tschiller wechselt zum Spezialeinsatzkommando (SEK) und betritt mit ihm die gefährlichsten Abgründe - «ohne anzuklopfen».

    Nur aus einem Grund steigt Tschiller beim SEK aus und geht nach Hamburg: Ex-Frau Isabella (Stefanie Stappenbeck) zieht der Karriere wegen mit der gemeinsamen Tochter Lenny (Luna Schweiger) um.

    Die 15-Jährige ist das Wichtigste in Tschillers Leben und wohnt in der Hansestadt bei ihm, da ihre Mutter viel unterwegs ist. Nicht nur das Zusammenleben ist ungewohnt für Tschiller, auch die Arbeitsweise beim LKA. Klassische Mordermittlung ist nicht sein Fall.

    «Der neue Hauptkommissar ist nicht mehr so gut auf den Beinen und er ist auch nicht mehr der Jüngste, trotzdem fackelt er nicht lange, wenn sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit verletzt wird...» (dpa)

    Große Geheimnisse bei der Handlung wären indes kaum auszuplaudern. Der Plot passt auf einen Bierdeckel, die Figuren purzeln aus der Klischeekiste. Macht aber nichts, das Genre kommt schließlich ganz gut ohne komplexe Konstruktionen aus. Die Tschiller-Tochter Lenny (überzeugend gespielt von Schweiger-Tochter Luna) gerät in die Fänge mafiöser Mädchenhändler. Der Hamburger Kommissar außer Diensten nimmt prompt die Verfolgung auf. Nach einem Zwischenstopp in Istanbul, wo man alte Erzrivalen und verloren geglaubte Verbündete trifft, führt die heiße Spur in die russische Hauptstadt.

    Natürlich darf bei dieser Mission Impossible der bewährte Partner des Ermittlers, Yalcin Gümer, nicht fehlen. Im TV-„Tatort“ längst zum Publikumsliebling avanciert, darf Fahri Yardim seine Position als lakonisch komischer Sidekick hier erheblich ausbauen. Schweiger lässt sich von ihm so bereitwillig die Comedy-Show stehlen wie von Dieter Hallervorden bei „Honig im Kopf“. Klar, dass diese Bad Cop/Funny Cop-Konstellation für alle Beteiligten zum Gewinn gerät, zur Gaudi des Zuschauers sowieso. Mit seiner selbstironischen Leichtigkeit macht Yardim selbst den altgedienten „Tatort“-Spaßvögeln aus Münster ernsthaft Pointen-Konkurrenz.

    "Tschiller - Off duty": Til Schweiger spielt "Tatort"-Kommissar Nick Tschiller

    Für politische Spitzen taugt der Krimi-Kasper gleichfalls bestens. „Der trifft sich mit Angela und geht mit Putin nackt Bären reiten“, beschreibt Gümer/Yardim den bösen Oligarchen, der putzigerweise auf den Namen Kinski hört. „Die Türkei verändert sich“, klagt er an anderer Stelle. Und auch das homophobe Publikum am roten Teppich in Moskau schockiert er gleichsam nebenbei, als er seinem Buddy lustvoll an den Hintern fasst.

    Auch ohne Einsatz von Helene Fischer schickt Schweigers Stammregisseur Regisseur Christian Alvart seine Beteiligten mit einem ambitionierten Actiontrommelfeuer atemlos durch die Nacht. Seine Popcorn-Achterbahn rattert dramaturgisch gut geölt, temporeich und atmosphärisch dicht. Das Thema Selbstjustiz so gänzlich unreflektiert und ohne Brüche zu belassen, bleibt allerdings eine vertane Chance des Drehbuchs – freilich auch hier mit Parallelen zu 007. Vom dumpfen Papa-rächt-Tochter-Krimi à la „96 Hours - Taken“ ist „Tschiller: Off Duty“ immerhin weit entfernt.

    Tatort: Der erste Fall für Nick Tschiller alias Til Schweiger

    Es ist der erste Einsatz für den Neuen beim LKA Hamburg - und gleich sticht Nick Tschiller (Til Schweiger) in ein Wespennest:

    Bei einer routinemäßigen Wohnungsüberprüfung durch Tschiller und seinen Kollegen Yalcin Gümer (Fahri Yardim) entpuppt diese sich als Versteck für minderjährige Prostituierte, deren Zuhälter plötzlich vor der Tür stehen.

    s kommt zu einer Schießerei, bei der drei Mitglieder des gefürchteten Astan-Clans getötet werden, mit dem die Hamburger Polizei offenbar eine Art Kiezfrieden geschlossen hat. Die Macht des Clans, den die Hamburger Behörden gewähren lassen, ist ungebrochen.

    Der LKA-Neue muss sich einer internen Untersuchung stellen: Hat er in Notwehr getötet? Was hatte Max Brenner (Mark Waschke) am Tatort zu suchen - sein Ex-Partner als verdeckter Ermittler in Frankfurt?

    Sein Chef Holger Petretti (Tim Wilde) und Kollegin Ines Kallwey (Britta Hammelstein) beobachten Tschiller misstrauisch, der angeschossene Co-Ermittler Gümer unterstützt ihn vom Krankenhausbett aus.

    Eine der jugendlichen Zwangsprostituierten versteckt Tschiller eigenmächtig in Gümers Wohnung, um sie vor korrupten Kollegen zu schützen - und um auf die Spur der Menschenhändler zu kommen.

    Neben dem versenkten „Tatort“-Vorspann bleibt Til Schweiger am Ende noch ein weiterer Triumph. Die traditionelle Twitter-Häme, die sonst die sonntägliche TV-Ausstrahlungen im Sekundentakt begleitet, hat diesmal keine Chance.

    Wertung: Vier von fünf Sternen

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