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Tiere: Bleiben in Fischernetzen hängen - Wale vom Aussterben bedroht

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Bleiben in Fischernetzen hängen - Wale vom Aussterben bedroht

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    Viele Meter Tau haben sich im Kiefer dieses Wals vor Nordamerika verfangen. Das schwächte die Tiere – oft ist es ihr Todesurteil.
    Viele Meter Tau haben sich im Kiefer dieses Wals vor Nordamerika verfangen. Das schwächte die Tiere – oft ist es ihr Todesurteil. Foto: Wildlife Trust, GA-DNR, dpa

    Der Atlantische Nordkaper, einer der majestätischsten Großwale, ist vom Aussterben bedroht. Nur etwa 400 bis 500 dieser Kolosse leben noch in den Gewässern des Nordatlantik. Nun schrecken fast täglich Meldungen über die Entdeckung toter Wale im kanadischen St. Lorenz-Golf Tierschützer und Politiker auf. Sechs tote Nordkaper wurden seit Mitte Juni dort entdeckt. Sie sterben durch die Kollision mit Schiffen und Verletzungen durch Fischereinetze.

    Die kanadische Umweltorganisation Sierra Club hat deswegen jetzt den Notstand ausgerufen. „Wir sind tief bestürzt über den Verlust von nunmehr sechs Walen im St. Lorenz-Golf“, erklärte Programmdirektorin Gretchen Fitzgerald und forderte sofortige Maßnahmen der kanadischen Regierung zum Schutz der Wale. „Wir können keine Zeit verschwenden.“

    Walsterben: Schiffe müssen langsamer fahren

    Transportminister Marc Garneau weitete als Reaktion auf die ersten Todesfälle für Schiffe mit einer Länge über 20 Metern das bereits in weiten Bereichen des Golfes geltende Tempolimit von zehn Knoten – etwa 18 Kilometern pro Stunde – auf weitere Schifffahrtsrouten in der Golfregion aus.

    Mitte Juni war der erste tote Nordkaper entdeckt worden, am 20. Juni der zweite. Dann folgten im Abstand von wenigen Tagen weitere alarmierende Nachrichten – aus dem Seegebiet vor der Akadischen Halbinsel, bei Cape Breton, nahe der Magdalenen-Inseln und der Anticosti-Insel. „Wir sind erschüttert“, sagt Tonya Wimmer von der Tierrettungsorganisation Marine Animal Response Society. Ihre Organisation konnte mehrfach Wale aus Fischfangnetzen befreien. Aber oft werden sie erst dann gesichtet, wenn Hilfe nicht mehr möglich ist und sie verendet sind.

    Der Atlantische Nordkaper (Eubalaena glacialis) gehört zur Familie der Glattwale. Einst lebten die 13 bis 16 Meter, maximal bis zu 18 Meter großen und zwischen 40 und 70 Tonnen schweren Meeressäugetiere zu zehntausenden im Atlantik. Vermutet wird, dass der ursprüngliche Bestand bei 100.000 lag. Die Walfänger, die schon im 16. Jahrhundert den langsam und überwiegend nahe der Oberfläche schwimmenden Walen nachstellten, hatten sich den Nordkaper als Beute ausgesucht, weil kein anderer Wal einen derart hohen Anteil von „Blubber“ aufweist. Dieses Wort kommt aus dem Englischen: Man nennt so die dicke Fettschicht von Walen und Robben. Bis zu 40 Prozent des Körpergewichts von Nordkapern besteht aus dem Speck, aus dem schon seit jeher begehrtes Walöl gewonnen wurde.

    Seit dem 16. Jahrhundert werden Nordkaper gejagt

    Nach zwei Jahrhunderten war der Atlantische Nordkaper fast ausgerottet, und den Pazifischen Nordkaper ereilte schnell ein ähnliches Schicksal. Der Nordkaper gilt heute als die einzige Walart, die sich nach der Beendigung des Walfangs nicht erholt hat. Walfang stellt heute keine Bedrohung für diese Tiere dar. Jetzt ist es die Ausrüstung der Fischfangindustrie. Die Tiere verfangen sich mit ihren gewaltigen Köpfen oder Schwanzflossen in den Leinen und Netzen, sodass sie verhungern oder ersticken, wenn sie nicht mehr an die Wasseroberfläche kommen.

    Die zweite Todesursache sind Verletzungen durch Schiffe. Bei anderen Walarten in anderen Regionen der Weltmeere wurde zuletzt auch immer wieder Plastikmüll in den Mägen der Tiere als Todesursache festgestellt.

    Die kanadische Regierung von Premierminister Justin Trudeau hatte 2017 Sofortmaßnahmen verfügt. Sie traten im Februar 2019 in Kraft. Dazu gehören neben dem Tempolimit, das für die Monate der Walwanderungen gilt, Einschränkungen für den Krabben-, Hummer- und Fischfang, wenn in den entsprechenden Gebieten Wale gesichtet werden.

    Walweibchen Punctuation war besonders wertvoll

    Die Wale vor Kanada sind den Tierschützern und Forschern bekannt und tragen Namen oder Nummern zur Identifizierung. Viele Aktivisten haben eine enge Beziehung zu den Meeressäugern aufgebaut. Auf der Verlustliste stehen nun ein männlicher 33 Jahre alter Wal namens Comet und das neunjährige Männchen Wolverine, ferner ein elfjähriges Weibchen, das gerade das gebärfähige Alter erreicht hatte.

    Dass zu den toten Walen auch ein Weibchen namens Punctuation gehört, die seit 1986 mit acht Kälbern entscheidend zum Überleben der Herde beigetragen hatte und deren Kinder bereits wieder selbst Junge haben, traf die Tierschützer besonders stark. „Es ist tragisch“, sagt Tierschützerin Tonya Wimmer. Der Tod von Punctuation sei ein „verheerender Schlag für diese ums Überleben kämpfende Population und für unsere Forschungsgemeinde, die sie und ihre Kinder seit Jahren beobachtet und so schwer arbeitet, um sie zu schützen“.

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