Eichhörnchen wohnen im Nest, dem sogenannten Kobel. Durch Baumarbeiten, Stürme oder Vögel können diese Nester zerstört werden. Dann kann auf einmal im Garten oder beim Spaziergang ein Eichhörnchenbaby verlassen auf dem Boden sitzen. Wie man helfen kann, erklärt Ursula Bauer, Biologin der Aktion Tier.
Nicht jedes abgestürzte Eichhörnchen bedarf menschlicher Hilfe
Ist ein junges Eichhörnchen aus dem Nest gefallen, kommt in aller Regel die Eichhörnchenmutter, und holt das abgestürzte Tier zurück. "Wenn das Tier nicht verletzt ist, heißt es deswegen: Erst einmal abwarten", erklärt Bauer. Liegt das Tier auf offenem Feld, kann man das auf seine Mutter wartende Tier an den nächstgelegenen Baustamm legen, um es vor Vögeln oder Hitze zu schützen. "Aber bitte nicht 200 Meter entfernt. Eichhörnchenbabys sind nicht besonders laut und können nur schwer auf sich aufmerksam machen", so die Biologin. Die Tiere können beruhigt angefasst werden – die Mutter verstößt ihre Kinder nicht wegen des Menschengeruchs.
Findet man hingegen ein schwer verletztes Eichhörnchenbaby, kann es sein, dass das Jungtier von seiner Mutter nicht mehr angenommen wird. In diesem Fall sollte man schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen. "Normale Tierärzte, die tagtäglich mit Hunden und Katzen beschäftigt sind, kennen sich oft nicht gut mit den kleinen Nagern aus. Wenn möglich, sollte man deshalb in eine auf Wildtiere spezialisierte Tierklinik fahren", sagt Ursula Bauer von der Aktion Tier.
Verwaiste Tiere werden in professionellen Einrichtungen aufgezogen – oder zu Hause
Auch wenn ein Junges nicht von seiner Mutter abgeholt wird, braucht das Tier menschliche Hilfe. "Es kann schon mal ein bis zwei Stunden dauern, bis ein Eichhörnchen von der Mutter abgeholt wird", so Bauer. Sobald aber klar sei, dass das Eichhörnchen verwaist ist, sollte es von Menschen aufgenommen werden. Dafür gibt es professionelle Auffangstationen – die allerdings momentan stark ausgelastet sind. "Solche Einrichtungen sind dann oft froh, wenn die Finder die Aufzucht selbst übernehmen", sagt Bauer.
"Das gelingt aber nur unter Abstimmung mit Experten", mahnt die Expertin. Geht die Aufzucht nicht professionell vonstatten, kommt es oft zum Tod der kleinen Nager. "Gerade bei sehr jungen Tierchen würde ich die Aufzucht zu Hause nicht empfehlen, die sind einfach zu filigran." Die Erstversorgung von unterkühlten Eichhörnchenbabys kann aber auch Laien gelingen. "Man baut aus Handtüchern ein kleines, kuschelig-enges Nest, und legt eine Wärmflasche darunter, die aber nicht zu heiß sein darf", empfiehlt Bauer. Im Zweifel tut es auch eine mit lauwarmem Wasser gefüllte PET-Flasche. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere die Möglichkeit haben, sich zu entfernen, wenn es ihnen zu warm wird. Anschließend können die Kleinen mit einer Mischung aus Tee, Traubenzucker oder Honig und ein wenig Salz per Spritzenpipette aufgepeppelt werden. "Wenn man den Tierchen die Flüssigkeit ins Maul träufelt, muss man aufpassen, dass nichts davon in die Lunge gerät – denn sonst droht eine Lungenentzündung", so die Biologin.
Eichhörnchen sind keine Haustiere, sondern müssen ausgewildert werden
Behalten dürfen Privatpersonen die niedlichen Nager allerdings nicht. "Manche verlieben sich in die kleinen Tiere und wollen sie behalten. Das ist allerdings nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten", erklärt Bauer. Der Schutz gilt übrigens nicht nur für die Tiere, sondern auch für ihre Ruhe- und Niststätten – so ist auch die mutwillige Zerstörung der Eichhörnchenkobel verboten.
Ist das aufgezogene Eichhörnchen dann erwachsen, muss es ausgewildert werden. Die Auswilderung eines zu Hause aufgezogenen Eichhörnchens sollte allerdings sanft ablaufen: Im Garten (oder dem Garten eines Bekannten) wird ein Unterschlupf mit geöffneter Türe aufgestellt, in dem das Eichhörnchen nach wie vor Futter findet. Durch die offene Türe kann sich das Wildtier langsam an die neue Umgebung gewöhnen und wird irgendwann wegbleiben, sobald es für ein Leben in freier Wildbahn bereit ist. "Wenn man Eichhörnchen einfach so in der Wildnis aussetzt, ist das wie als würde man einen Hund aussetzen. Die Tiere sind dann total baff und fangen an, Menschen hinterherzulaufen, um von ihnen Futter zu bekommen", so die Biologin Bauer von der Aktion Tier. (nrö)
Handelt es sich um einen Notfall, berät der Eichhörnchen Notruf E.V. und unterstützt Finder beim Großziehen. Auch die Aktion Tier informiert im Netz .
- Weitere Informationen und Kontaktdaten gibt es auf der Website des Eichhörnchen Notruf E.V. sowie auf der Website der Aktion Tier.
- Der Eichhörnchen Notruf ist auch von März bis September täglich von 10 bis 12 Uhr und von 17 bis 19 Uhr unter der Nummer 0700 200 200 12 erreichbar.
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