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"The Ocean Cleanup": Studie: Schwimmende Müllschlucker führen nicht zu sauberen Meeren

"The Ocean Cleanup"

Studie: Schwimmende Müllschlucker führen nicht zu sauberen Meeren

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    Ein Abfallsammelgerät aus dem Projekt «The Ocean Cleanup» schwimmt auf seinem Weg zum Einsatzort im Pazifischen Ozean in der Bucht von San Francisco.
    Ein Abfallsammelgerät aus dem Projekt «The Ocean Cleanup» schwimmt auf seinem Weg zum Einsatzort im Pazifischen Ozean in der Bucht von San Francisco. Foto: Barbara Munker, dpa (Archiv)

    Schwimmende Barrieren, die Plastik sammeln, können nach einer wissenschaftlichen Studie nur einen kleinen Beitrag zur Reinigung der Meere leisten. "Technologien, wie vom Projekt Ocean Cleanup vorgeschlagen, werden uns nicht dabei helfen, das Plastikproblem zu lösen", sagte Agostino Merico vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen.

    "Wir müssen dringend überdenken, wie wir Plastik produzieren, konsumieren und entsorgen und wie wir nachhaltige Alternativen vorantreiben können", so der Mitautor der Studie, die jüngst in der Zeitschrift Science of the Total Environment veröffentlicht wurde.

    Plastikmenge an der Meeresoberfläche könnte sich bis 2052 verdoppeln

    Plastik im Meer bedroht das Ökosystem. Meeresbewohner fressen oder verschlucken Kunststoffteile mit oft tödlichen Folgen. Bei der Zersetzung des Plastiks können giftige und hormonell wirksame Stoffe in die Meeresumwelt gelangen und schließlich auch von Menschen aufgenommen werden. Mehrere private Initiativen setzen sich dafür ein, Müll aus den Meeren zu holen. Die niederländische gemeinnützige Organisation "The Ocean Cleanup" sammelt mit einer Abfangvorrichtung Plastikmüll im Pazifik. Der Studie zufolge sind solche Initiativen bewundernswert und nützlich, lösen das große Problem aber nicht. 

    Die Wissenschaftler schätzen, dass derzeit 399.000 Tonnen Plastik an der Wasseroberfläche der Ozeane schwimmen. Die gesamte Menge an Kunststoffmüll im Meer - also auch in tieferen Schichten - beläuft sich nach Angaben von Umweltorganisationen auf viele Millionen Tonnen. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Plastikmenge an der Meeresoberfläche bis zum Jahr 2052 auf mehr als das Doppelte der heutigen Menge ansteigt. 

    Zehn Tipps für weniger Plastik im Alltag

    1) Stofftasche immer dabeihaben.

    2) Getränke, Milch, Joghurt und Sahne in Pfandgläsern kaufen.

    3) Loses Obst und Gemüse kaufen.

    4) Wurst und Käse in Dosen packen lassen.

    5) Leitungswasser für unterwegs in Glas- oder Edelstahlflaschen.

    6) Seife am Stück statt Duschgel und Shampoo.

    7) Mehrweg statt Einweg bei Bechern und Tellern.

    8) Strohhalme und anderes Einwegplastik vermeiden.

    9) Kleidung gebraucht statt neu kaufen.

    10) Werbegeschenke aus Plastik ablehnen, eingeschweißte Kataloge abbestellen.

    Technologien wie schwimmende Müllschlucker könnten Rechtfertigung zur Verschmutzung der Umwelt sein

    Mit mathematischen Modellen untersuchten die Forscher die Auswirkungen von 200 schwimmenden Barrieren, die Plastik sammeln, um es später an Land zu recyceln oder zu verbrennen. Nach dem Szenario könnten die Vorrichtungen über einen Zeitraum von 130 Jahren etwas mehr als fünf Prozent der geschätzten globalen Gesamtmenge aus den Meeren holen. "Angesichts der riesigen Mengen an Plastikmüll, die fortwährend die Ozeane verschmutzen, ist das ein eher geringer Beitrag", so der Mitautor der Studie, Sönke Hohn vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen. 

    Die Wissenschaftler befürchten zudem, dass Technologien wie schwimmende Müllschlucker eine Rechtfertigung für eine weitere Verschmutzung der Umwelt liefern könnten. Sie verweisen darauf, dass der im Meer gesammelte Müll schwer zu recyceln ist, weil er vielfältig und oft mit Mikroorganismen bewachsen sei. Der Aufwand für eine Sortierung ist demnach sehr hoch.

    Vergraben könnte den Boden verunreinigen

    Verbrennen oder Vergraben sei aus ökologischen Gründen unpraktisch, denn so könnte der Boden verunreinigt werden oder CO2 in die Atmosphäre gelangen. "Es gibt nur eine Lösung: Wir müssen die Produktion von Kunststoffen einstellen und alternative, nachhaltigere Lösungen wie die Verwendung biologisch abbaubarer Materialien fördern", sagte Merico.

    An der Studie beteiligten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung, der Jacobs University, des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin, der University of Exeter in England und der Organisation "Making Oceans Plastic Free". (dpa)

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