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"The Circle" im Kino: Kritik zu "The Circle": Ein Film wie ein Funkloch

"The Circle" im Kino

Kritik zu "The Circle": Ein Film wie ein Funkloch

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    Tom Hanks spielt in "The Circle" einen Firmengründer mit Allmachtsfantasien. In der Kritik zeigen sich viele Schwächen des Films, der in den Kinos startet.
    Tom Hanks spielt in "The Circle" einen Firmengründer mit Allmachtsfantasien. In der Kritik zeigen sich viele Schwächen des Films, der in den Kinos startet. Foto: Frank Masi/EuropaCorp/ Universum Film/dpa

    Der Buchautor Dave Eggers weiß, wie er den Markt bedient: Immer ist Eggers nah dran an der gesellschaftlichen Debatte – und genauso regelmäßig werfen ihm Kritiker vor, dass sein Erfolg mehr am Zeitgeist als am literarischen Wert seiner schnell hingeschusterten Bücher liegt. Bei keinem anderen Werk war diese Debatte lauter als bei seinem Roman „Der Circle“. Als die Social-Network-Dystopie vor drei Jahren hierzulande erschien, sorgte der gern genährte Technikgrusel des deutschen Publikums schnell dafür, dass sie an die Spitze der Bestsellerlisten schoss.

    Kann die Verfilmung, die jetzt in die Kinos kommt, den Erfolg des Buches wiederholen? Im Zentrum der Geschichte steht Mae, eine Mittzwanzigerin, deren Freundin ihr ein Vorstellungsgespräch beim Internet-Giganten in Silicon Valley verschafft und sie so von ihrem öden Büroleben befreit. „Circle“ ist ein riesiges soziales Netzwerk, das die düstersten Überwachungs- und Selbstentblößungsfunktionen von Apple, Google, Facebook und Co. in einem einzigen Unternehmen zusammenfasst. Mae ist vom Leben auf dem „Campus“ genannten Firmengelände des „Circle“ angetan, schnell steigt sie intern zum Liebling des väterlichen Chefs Eamon Bailey auf. Alte Freunde und ein in Ungnade verfallener früherer Mitarbeiter warnen sie aber vor den Allmachtsfantasien des überdrehten Unternehmens, bis es beinahe zu spät ist.

    "The Circle" enttäuscht mit unausgegorenem Drehbuch

    Möglicherweise hätte Regisseur James Ponsoldt aus dieser zeitgemäßen Geschichte einen hübschen und kritischen Film drehen können. Auch eine bis in die Nebenrollen exzellente Besetzung sollte für den Film sprechen: Hauptdarstellerin Emma Watson ist derzeit eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen weltweit, John Boyega startet mit „Star Wars“ und „Detroit“ durch und Tom Hanks passt ohnehin hervorragend zur Rolle als gütiger Firmenchef mit möglicherweise zwielichtigen Motiven.

    Sie alle bekommen aber von James Ponsoldt und Dave Eggers ein so unausgegorenes Drehbuch um die Ohren gehauen, dass der Film schnell zum Ärgernis wird. Watson muss ständig besorgt auf ihren Computerbildschirm starren, ihre Begeisterung für den „Circle“ kommt genauso aus dem Nichts wie zuvor die behauptete Orientierungslosigkeit ihres Charakters. Boyega dagegen steht während Firmenpräsentationen stets besorgt im Halbdunkel riesiger Säle – und nicht einmal der extrem charmante Ellar Coltrane aus „Boyhood“ schafft es, seiner Rolle als Kindheitsfreund der Hauptfigur Leben einzuhauchen.

    Kritik: "The Circle" fühlt sich an wie ein Funkloch

    Es gäbe auch in einem satirisch angehauchten Film viel zu erzählen zum Stoff von „The Circle“, zur Technikgläubigkeit unserer Gesellschaft und zur Wahrscheinlichkeit von dystopischen Ideen wie Wahlberechtigung dank Social-Media-Profilen. Aber nie kommt die unausgegorene Mischung aus Thriller, Satire und Drama über das Offensichtliche hinaus: Alle Technikfirmen sind böse und wir Nutzer geben uns ihnen nur allzu gerne hin.

    Dabei verkennt der Film, wie sehr die Bedrohung der Privatsphäre als gesellschaftliches Thema hinlänglich durchgekaut ist und dass gerade die heutige Teenager-Generation sich vielen Inszenierungsmechanismen im Netz bewusster ist, als es ihre besorgten Großeltern, Onkel und Tanten oft glauben. So fühlen sich die knapp zwei Stunden Film an wie ein Funkloch: Alle Bestandteile sind vorhanden und müssten funktionieren – aber größere Mächte sorgen für einen Totalausfall. (mit dpa)

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