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Texas: 17-Jähriger nach Massaker an High School in Santa Fe angeklagt

Texas

17-Jähriger nach Massaker an High School in Santa Fe angeklagt

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    Zwei Kinder entzünden Kerzen während einer Mahnwache.
    Zwei Kinder entzünden Kerzen während einer Mahnwache. Foto: Stuart Villanueva, The Galveston County Daily News/AP (dpa)

    Nach tödlichen Schüssen auf zehn Menschen an einer Schule in Texas ist ein Teenager des Mordes angeklagt worden. Die Tat des 17-Jährigen am Freitag in Santa Fe entfachte die Debatte über die Waffengesetze in den USA neu. Präsident Donald Trump versprach in einer ersten Reaktion besseren Schutz für Schüler. In der Vergangenheit hatte die einflussreiche Waffenlobby schärfere Vorschriften zum Waffenbesitz stets verhindert.

    Unter den Todesopfern waren neun Schüler, wie Gouverneur Greg Abbott sagte. Weitere zehn Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und wegen Mordes angeklagt, wie Abbott weiter sagte. Der Junge erschien noch am Abend in Handschellen erstmals vor Gericht. Er hielt seinen Kopf gesenkt - offenbar, um nicht in die Kameras zu blicken. In Santa Fe versammelten sich am Freitagabend Bewohner zum Gedenken an die Opfer.

    Trump verspricht nach Schulmassaker in Santa Fe entschlossenes Handeln

    Greg Abbott, Gouverneur von Texas, spricht während einer Pressekonferenz.
    Greg Abbott, Gouverneur von Texas, spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Steven Song, XinHua (dpa)

    Über dem Weißen Haus wehte die Flagge auf Halbmast. Präsident Donald Trump versprach entschlossenes Handeln gegen die Gewalt. Schon nach dem Schulmassaker in Florida mit 17 Toten im Februar hatte Trump zugesagt, sich für schärfere Waffengesetze stark zu machen. Wenige Wochen später sicherte der Präsident jedoch der mächtigen Waffenlobby NRA erneut seine Unterstützung zu. 

    Während des Angriffs hatte der Täter mit zwei Schusswaffen hantiert, die seinem Vater gehörten. Er habe die Absicht gehabt, Selbstmord zu begehen, sagte Abbott. Die Schüler flüchteten aus dem Schulhaus. "Ich bin nur gerannt, ich habe nichts gesehen", sagte ein Mädchen. Andere berichteten, wie ein Schütze in ihr Klassenzimmer trat und schoss. "Eine Mitschülerin wurde ins Bein getroffen", sagte ein Schüler. Eine weitere Person sei in Gewahrsam, sagte Sheriff Ed Gonzalez. 

    Im Internet tauchten Bilder auf, die den mutmaßlichen Schützen mit einem schwarzen T-Shirt und der Aufschrift "Born to Kill" zeigen. "Das war vielleicht das einzige Warnsignal überhaupt", sagte Abbott. Mitschüler beschrieben den jungen Mann als Eigenbrötler, der oft in einem schwarzen Trenchcoat unterwegs war. 

    Rettungskräfte und Polizisten vor der High School.
    Rettungskräfte und Polizisten vor der High School. Foto: KTRK-TV ABC13/AP (dpa)

    Wie bei ähnlichen Taten zuvor verbreiteten sich rasch Falschinformationen im Internet. So tauchte kurz nach der Tat ein falsches Facebook-Konto des Täters auf, berichtete die "Washington Post". In dem Fake-Konto trägt der Schütze ein T-Shirt der Wahlkampagne von Hillary Clinton. In einigen Videos auf YouTube wurde behauptet, den Angriff in Santa Fe habe es gar nicht gegeben. Auf Twitter wurde einem Opfer vorgeworfen, eine Schauspielerin zu sein.  

    Proteste gegen Waffenrecht nach Schüssen an Schule in Santa Fe

    Einer Auswertung der Washington Post zufolge sind in diesem Jahr bereits mehr Menschen in Schulen getötet worden als US-Soldaten im Einsatz. US-Präsident Donald Trump sprach von einer "absolut schrecklichen" Tat. Es müsse künftig sichergestellt werden, dass Schusswaffen nicht in die Hände derer gerieten, die eine Bedrohung darstellten. "Meine Regierung ist entschlossen, alles zu tun, unsere Schüler zu schützen, die Schulen sicher zu machen." Dies sei ein sehr trauriger Tag für Amerika, sagte Trump weiter.

    Ein mutmaßlicher Täter wurde festgenommen.
    Ein mutmaßlicher Täter wurde festgenommen. Foto: KTRK-TV ABC13/AP (dpa)

    Nach dem Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten hatten Schüler landesweit für eine Verschärfung der Waffengesetze demonstriert. Auch einige Schüler der Santa-Fe-High-School hatte protestiert.

    Die Organisation der Schüler von Parkland in Florida erklärte sich solidarisch mit ihren Mitschülern in Texas und forderte die Politik zum Handeln auf. Obwohl dies der 22. Schusswaffengebrauch dieses Jahres in einer Schule sei, dürfe es "nicht unter den Teppich gekehrt und vergessen werden", erklärten die Schüler. "Wenn nichts unternommen wird, werden weiter Tragödien wie diese passieren."

    USA: Die schlimmsten Schießereien der vergangenen Jahre

    18. Mai 2018: Bei einer Schießerei in der Santa Fe High School im US-Bundesstaat Texas werden zehn Menschen getötet. Nach Polizeiangaben eröffnet ein 17 Jahre alter Schüler das Feuer auf Klassenkameraden. Unter den Todesopfern sind neun Schüler. Weitere zehn Menschen werden verletzt, einige von ihnen schwer - unter ihnen auch zwei Polizisten.

    14. Februar 2018: Ein 19-jähriger Ex-Schüler dringt am Valentinstag in in die Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland ein und eröffnet das Feuer: 17 Menschen sterben.

    5. November 2017: Mitten im Gottesdienst in einer Baptistenkirche in Texas hat ein Angreifer 26 Menschen getötet und rund 20 weitere verletzt. Das Blutbad von Sutherland Springs reiht sich ein in eine ganze Serie grausamer Schusswaffenangriffe in den USA, bei denen allein in den vergangenen 20 Jahren dutzende unschuldige Menschen getötet wurden.

    1. Oktober 2017:  In Las Vegas feuert ein Heckenschütze aus einem Fenster im 32. Stockwerk eines Hotels auf Besucher eines Countrymusik-Festivals. Der 64-jährige Stephen Paddock tötet 58 Menschen und verletzt rund 550 weitere, bevor er sich selbst erschießt. Es ist das schlimmste Blutbad in der jüngeren US-Geschichte. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Tat für sich, die Polizei bezweifelt aber Kontakte Paddocks zum IS.

    12. Juni 2016:  Der 29-jährige Omar Mateen eröffnet im Juni 2016 das Feuer auf die Gäste des Homosexuellen-Clubs "Pulse" in Orlando im Bundesstaat Florida. Er tötet 49 Menschen und verletzt 68 weitere, bevor die Polizei ihn erschießt. Während der dreistündigen Geiselnahme bekannte sich der Täter in Anrufen bei der Polizei zum IS, dieser reklamierte anschließend die Tat für sich.

    2. Dezember 2015:  Ein US-Bürger pakistanischer Abstammung und seine Frau erschießen im Dezember 2015 während einer Weihnachtsfeier seines Arbeitgebers in einem Behindertenzentrum im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen, 22 weitere werden verletzt. Stunden später erschießt die Polizei die beiden Muslime. Sie hatten sich zuvor im Internet radikalisiert.

    16. September 2013: In einem Kommandozentrum der US-Marine in der Hauptstadt Washington erschießt ein ehemaliger Reservist zwölf Menschen, ehe er bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet wird. Er war wegen psychischer Probleme schon vorher aufgefallen.

    20. Juli 2012:  In einem Kino in Aurora im US-Bundesstaat Colorado eröffnet ein 24-jähriger Mann während der Premiere des neuen "Batman"-Films das Feuer. Zwölf Menschen werden getötet und 70 verletzt. Der Amokläufer wird festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

    14. Dezember 2012:  Ein 20-jähriger Mann mit schweren psychischen Problemen schießt in der Sandy-Hook-Grundschule von Newtown um sich, er tötet 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Erwachsene. Zuvor hatte er bereits seine Mutter getötet. Nach den Bluttaten nimmt er sich das Leben.

    5. November 2009:  Ein Militärpsychiater schießt auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood in Texas um sich. Der Mann mit palästinensischen Wurzeln tötet 13 Menschen und verletzt 42, bevor er festgenommen wird.

    3. April 2009:  Ein vietnamesischer Immigrant erschießt in einem Zentrum für Einwanderer der Stadt Binghamton im Bundesstaat New York 13 Menschen, bevor er sich selbst tötet.

    16. April 2007: Bei einem Amoklauf an der US-Hochschule Virginia Tech in Blacksburg erschießt ein 23-jähriger Student 27 Studenten und fünf Lehrer, dann tötet er sich selbst.

    20. April 1999:  An der Columbine High School in Littleton im Bundesstaat Colorado erschießen zwei schwarz gekleidete und vermummte Jugendliche zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach begehen sie Suizid.

    In einem emotionalen Eintrag auf Facebook schrieb der Polizeichef der texanischen Stadt Houston, Art Acevedo, genug sei genug. Es müsse etwas gegen die Schusswaffengewalt in den USA getan werden. Politiker müssten endlich etwas tun. "Es ist keine Zeit für Gebete, Studien und Untätigkeit." Das Recht auf Waffenbesitz sei nicht gottgegeben. 

    Der zweite Verfassungszusatz verankert nach konservativer Lesart ein Recht auf Waffenbesitz. Auch viele Abgeordnete und Senatoren unterstützen die finanzkräftige NRA. (dpa)

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