München (dpa) - Ein defektes Rettungsboot, fehlende Querschotten imAutodeck und unzureichendes Notfall-Training der Besatzung - dieAutofähren in Griechenland weisen zum Teil erhebliche Sicherheitsmängelauf.
Beim ADAC-Fährentest 2009 fielen deshalb von den14 überprüften griechischen Schiffen vier - oder knapp ein Drittel -wegen gravierender Mängel glatt durch, wie der Autoclub am Donnerstagin München mitteilte.
Testleiterin Sabine Zuschrott nannte dasErgebnis der ADAC- Stichprobe "enttäuschend und alarmierend". Sieappellierte an die Reeder, mehr Geld für die Sicherheit ihrer Schiffeauszugeben. Nach früheren Auffälligkeiten hatte der Autoclub dendiesjährigen Fährentest allein auf Griechenland beschränkt.
Vonden getesteten Fähren fielen eine mit der Gesamtbewertung "sehrmangelhaft" und drei mit "mangelhaft" durch, vier Schiffe erhieltenlediglich die Note "ausreichend". Fünf Fähren schnitten mit "gut" ab,aber nur für eine gab es ein "sehr gut". Als Tester waren Ende Mai undAnfang Juni unabhängige nautische Sachverständige unterwegs.
Testsiegerwar nach ADAC-Angaben die "Ionian King" der Reederei Agoudimos Lines,die zwischen Patras auf dem Peloponnes und Igoumenitsa auf demgriechischen Festland verkehrt. Die 18 Jahre alte Fähre bekam in viervon fünf Kategorien Bestnoten, ein dickes Lob gab es auch für "die sehrgut ausgebildete und verantwortungsbewusste Crew".
Testverliererwar die "Sardinia Vera" der Reederei Kallisti Ferries, die zwischenPiräus auf dem griechischen Festland und Vathi auf der Insel Samosunterwegs war. Den technischen Zustand der 34 Jahre alten Fähre, aberauch das Sicherheitsbewusstsein der Mannschaft nannte der ADACbesorgniserregend: Ein Evakuierungssystem war nicht vorhanden und einschnelles Rettungsboot war nicht einsatzbereit. Vor allem aber fehltendie vorgeschriebenen Querschotten, die bei Wassereinbruch das Flutendes Autodecks verhindern sollen.
Bei Fährunglücken sind in denvergangenen Jahren immer wieder viele Menschen ums Leben gekommen.Besonders schlimm war der Fall der estnischen Ostseefähre "Estonia",die 1994 vor der Südwest-Küste Finnlands sank - 852 Menschen kamendabei ums Leben. Unvergessen ist aber auch der Fall der griechischenFähre "Express Samina", die im Jahr 2000 mit 534 Menschen an Bord vorder Ferieninsel Paros ein Riff rammte und binnen Minuten unterging - 76Menschen kamen ums Leben.
"Die Sicherheit der Passagiere mussimmer im Vordergrund stehen", betonte ADAC-Vizepräsident Max Stich lautMitteilung des Autoclubs. Die griechischen Behörden müssten endlichDruck machen, dass die Reedereien ältere Passagierfähren entweder nachneuesten Sicherheitsstandards nachrüsten oder diese ganz ausmustern.