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Terrorverdacht: Polizei findet Dschaber al-Bakr gefesselt in Leipziger Wohnung

Terrorverdacht

Polizei findet Dschaber al-Bakr gefesselt in Leipziger Wohnung

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    Dschaber al-Bakr wurde in einer Wohnung im Leipziger Stadtteil Paunsdorf festgenommen.
    Dschaber al-Bakr wurde in einer Wohnung im Leipziger Stadtteil Paunsdorf festgenommen. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Der flüchtige Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr ist in der Nacht zum Montag in Leipzig festgenommen worden. Das teilte die sächsische Polizei am Montagmorgen über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

    Die Polizei fasste den 22-jährigen Syrer nach Informationen des Spiegel um 0.42 Uhr in der Wohnung eines Landsmanns. Den habe Al-Bakr am Leipziger Hauptbahnhof angesprochen und gefragt, ob er bei ihm schlafen könne. Der Syrer lud ihn demnach zu sich nach Hause ein und informierte am Abend die Polizei, nachdem er von der Fahndung gehört hatte. Die Polizisten fanden Al-Bakr gefesselt in der Wohnung.

    Bundesweit hatte die Polizei nach dem Bombenfund in Chemnitz mit Hochdruck nach dem Verdächtigen gesucht, der Kontakte zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben soll. Die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen wurden verschärft.

    Dschaber al-Bakr wird verdächtigt, einen Sprengstoffanschlag geplant zu haben

    Die Bundesanwaltschaft führt die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Es wurde deshalb erwartet, dass der Verdächtige noch am Montag in Karlsruhe dem Haftrichter vorgeführt wird.

    Vereitelte islamistische Sprengstoffanschläge in Deutschland

    In den vergangenen Jahren wurden mehrere islamistische Sprengstoffanschläge in Deutschland vereitelt oder deren Planung gestoppt. Einige aufsehenerregende Fälle:

    September 2007: Die islamistische Sauerland-Gruppe wird gefasst. Die vier Mitglieder werden wegen geplanter Terroranschläge auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen in Deutschland zu mehrjährige Freiheitsstrafen verurteilt. 

    April 2011: Ermittler nehmen in Düsseldorf drei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder fest, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant hatten. Im Dezember 2011 wird ein vierter Verdächtiger gefasst. Die Männer müssen mehrere Jahre ins Gefängnis.

    Februar 2016: Die Polizei kommt einer mutmaßlichen Terrorzelle auf die Schliche und schlägt gleichzeitig in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu. Die vier Verdächtigen hatten womöglich einen Anschlag in Berlin geplant.

    Juni 2016: Spezialkräfte der Polizei nehmen drei mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg fest. Sie sollen einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant haben.

    September 2016: Ein 16-jähriger Flüchtling aus Syrien wird von der Polizei in Köln festgenommen. Laut den Ermittlern hatte er einen Sprengstoffanschlag geplant und von einem Chatpartner im Ausland Anweisungen zum Bombenbau erhalten.

    Die Polizei hatte am Samstag in einer Wohnung in Chemnitz Sprengstoff gefunden und geht davon aus, dass Dschaber al-Bakr einen "islamistisch motivierten Anschlag" begehen wollte - allerdings war der als Flüchtling nach Deutschland gekommenen Mann vor dem Zugriff entkommen. Die Beamten gaben in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt wies Vorwürfe zurück, es sei eine Panne passiert.

    In dem noch nicht geräumten Haus habe man zu Recht Sprengstoff vermutet, sagte ein LKA-Sprecher. "In so einer Situation können wir nicht ins Risiko gehen." Bei der anschließenden Erstürmung einer Wohnung, in der sich der 22-jährige Dschaber al-Bakr aufgehalten hatte, waren mehrere Hundert Gramm eines hochexplosiven Sprengstoffs gefunden worden. Das Spezialeinsatzkommando hatte auch hier die Tür aufgesprengt.

    al-Bakr kam 2015 nach Deutschland

    Dschaber al-Bakr war im Februar 2015 nach Deutschland eingereist. Nach Informationen des Spiegel wurde er von Beamten der Bundespolizeiinspektion Rosenheim aufgegriffen. Der 22-Jährige war in Eilenburg (Nordsachsen) gemeldet, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Im Juli wurde der Syrer als Flüchtling anerkannt.

    Die Ermittler sehen einen Bezug zum IS. "Vorgehensweise und Verhalten des Verdächtigen sprechen derzeit für einen IS-Kontext", sagte der Präsident des sächsischen Landeskriminalamts, Jörg Michaelis, am Montag in Dresden. Der 22-Jähriger habe nach vorliegenden Erkenntnissen an einem "Sprengsatz möglicherweise in Form einer Sprengstoffweste" gearbeitet.

    Gegen einen am Wochenende festgenommenen mutmaßlichen Komplizen des Terrorverdächtigen wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Dresden Haftbefehl wegen Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen.

    al-Bakr soll über das Internet Kontakt zum IS gehabt haben

    Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR fanden sich in der Chemnitzer Wohnung etwa 500 Gramm bereits gemischter Sprengstoff und etwa ein weiteres Kilo Chemikalien, die zum Bombenbau geeignet sind. Außerdem stellte die Polizei Zünder sicher und Teile, die nach erster Bewertung zur Herstellung von Rohrbomben gedient haben könnten. Dem Bericht zufolge stand der Syrer offenbar über das Internet in Verbindung mit dem IS, auch über ein mögliches Ziel war anscheinend schon diskutiert worden - die Rede war von Berliner Flughäfen. dpa/AZ

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