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Tebartz-van Elst: Showdown in Rom: Bischof Tebartz-van Elst trifft den Papst

Tebartz-van Elst

Showdown in Rom: Bischof Tebartz-van Elst trifft den Papst

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    Der Bischof unter Dauerbeschuss:  Franz-Peter Tebartz-van Elsts Tage als Limburger Bischof könnten gezählt sein.
    Der Bischof unter Dauerbeschuss: Franz-Peter Tebartz-van Elsts Tage als Limburger Bischof könnten gezählt sein. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

    Gestern zeigte er sich ganz bescheiden. Nicht First Class, kein Privatjet, kein Brimborium und Prunk. Ganz brav reiste Franz-Peter Tebartz-van Elst mit einer Billigfluglinie nach Rom. Dort wird er sich vor Papst Franziskus erklären müssen. Tritt der Skandalbischof nicht freiwillig zurück, könnte der Papst ihn seines Amtes entheben.

    Prunkbau für 40 Millionen Euro

    Der Limburger Bischof war in die Kritik geraten, weil die Kosten für den Bau seines Bischofssitzes in

    Adventskranz für 100.000 Euro

    So kostete der Adventskranz das Zehnfache der eingeplanten Summe - und das nur, weil der Bischof auf einer Hängung bestand, weswegen das fertige Dach der neuen bischöflichen Kapelle wieder aufgeschnitten und ein Seilzug eingebaut werden musste. So wurden aus 10.000 Euro schnell 100.000. Problematisch ist auch, dass der Bischof die Mehrkosten ganz bewusst verschwiegen haben soll.

    Architekt belastet Tebartz-van Elst

    Der Architekt Michael Frielinghaus sagte der Neuen Frankfurter Presse, dass jede Baumaßnahme mit dem Bauherrn abgestimmt gewesen sei. Bereits im Mai 2010 sei klar gewesen, dass die damals kolportierte Summe von 2,5 Millionen Euro nicht zu realisieren ist. Schon damals habe man mit erheblichen Mehrkosten rechnen müssen.

    Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Als wäre der Skandal damit nicht schon groß genug, hat die Hamburger Staatsanwaltschaft auch noch einen Strafbefehl wegen eidesstattlicher Falschaussage erlassen. Dabei geht es um Angaben des  Bischofs im August 2012 zu einem Flug nach Indien. Damals soll Tebartz-van Elst First Class geflogen sein. Ein Sprecher des Bistums dementierte das jedoch.

    Kritik von allen Seiten am Limburger Bischof

    Auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, rückte deutlich von seinem Bischof ab. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden", sagte Zollitsch der Bild.

    Nach der Sonntagsmesse in Limburg kam es unterdessen auf dem Domplatz zu einer Kundgebung von etwa 150 Gläubigen. Sie fordern die Absetzung ihres umstrittenen Bischofs. Zur Protestaktion aufgerufen hatten engagierte Christen aus dem gesamten Bistum. 

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