Nach 13 „Tatort“-Minuten greift Bibi Fellner (Adele Neuhauser) zur Bierflasche. Verfällt die Majorin, nachdem sie lange trocken war, denn wieder dem Alkohol? Offenbar wollten die Österreicher mit „Her mit der Marie!“ wieder etwas Spannung reinbringen in die alte Dienst-Ehe von Bibi und Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer).
Denn es knirscht beträchtlich im Fall einer verkohlten Leiche und den Machenschaften eines Wiener Großkriminellen, „Dokta“ genannt. Bibi verschweigt dem Partner jedenfalls wichtige Hinweise. Auch, dass sie ihren alten Bekannten, den Geldboten „Inkasso Heinzi“ schützen will. Wo es um Vertrauen und Freundschaft geht, „das verstehst du nicht“. Meint Bibi. Darauf Eisner eingeschnappt: „Danke, das hat jetzt richtig wehgetan.“ Das angespannte Verhältnis spiegelt sich auch in Bildern: Wenn etwa Bibi die Bierflasche zur Seite schiebt, bevor sie mit Moritz skypt.
Kritik: Lohnt sich der Tatort aus Wien?
Leider bremsen die Szenen mit den Ermittlern den schwarzhumorigen Blick ins Verbrecher-Milieu. Der fällt so aus, wie man es sich in einem Wiener Krimi mit viel Lokalkolorit vorstellt. Der Dokta – Strizzi, also Zuhälter – ist stets hinter der „Marie“ (für Preußen: „dem Geld“) her.
Und hat sich ausgerechnet den Kleinganoven „Pico Bello“ als Nachfolger ausgeschaut, der im Auto „Irgendwann bleib i dann dort“, die Griechenland-Schnulze von STS, plärrt. Und irgendwann hat der Dokta sich verrechnet. Nicht bei seinen ersten Versuchen als Winzer, sondern bei Pico Bello, einer tragischen Figur.
Tatort heute: Die Schauspieler sind großartig
Da schmeckt einiges nach den Krimis von Stefan Slupetzky und dem frühen Henrich Steinfest. Philosophiert Bibi zur Brotzeit mit Inkasso Heinzi vor dessen heruntergekommener Autowerkstatt über ihr Leberkäs-Semmel-Dilemma: „Eine ist immer zu wenig, zwei sind zuviel, drei für zwei, so hat es der Herrgott wollen.“ Ein Kompliment auch an die Schauspieler: Die Wiener Erwin Steinhauer als Dokta und Simon Schwarz alias Inkasso Heinzi sind einfach großartig.