Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Tatort gestern aus Frankfurt: Kritik zu Wer zögert, ist tot

Tatort-Kolumne

"Wer zögert, ist tot": Darum lohnte sich der Tatort am Sonntag

    • |
    Unser Autor Ronal Hinzpeter hat sich den "Tatort" aus Frankfurt angesehen. Seine Kritik zu "Wer zögert, ist tot": Die Folge lebt von einigen schrägen Momenten.
    Unser Autor Ronal Hinzpeter hat sich den "Tatort" aus Frankfurt angesehen. Seine Kritik zu "Wer zögert, ist tot": Die Folge lebt von einigen schrägen Momenten. Foto: AZ

    Caligula gilt als eine der unsympathischsten, gewalttätigsten Figuren unter den römischen Kaisern. Er wollte angeblich sein Lieblingspferd Incitatus zum Konsul machen und nahm ein eher unschönes, vorzeitiges Ende. Wer also seinen verwöhnten, faulen Kater nach solch einem Mistkerl nennt, ist natürlich selber einer. Und diesen reichen, durchtriebenen, kalten und fiesen Wirtschaftsanwalt namens Konrad Seibold spielt Bernhard Schütz mit großer Lust an der Karikatur im neuen Frankfurt-„Tatort“ „Wer zögert, ist tot“, der gestern in der ARD lief und jetzt in der Mediathek zu sehen ist.

    Szene aus dem neuen Tatort Frankfurt.
    Szene aus dem neuen Tatort Frankfurt. Foto: Bettina Müller, HR, Degeto, dpa

    Durch diese Folge weht ein leichter Hauch von Skurrilität. Nicht von ungefähr ähnelt er einem der besten Filme der Coen-Brüder: „Fargo“ ist die Geschichte einer völlig aus dem Ruder laufenden Erpressung, die vor merkwürdigen Gestalten und absurden Wendungen nur so wimmelt. Der „Tatort“ von Petra Lüschow, die für Buch und Regie verantwortlich zeichnet, erzählt mit Freude an leicht schrägen Details ebenfalls die Geschichte einer Entführung, die schon von Anfang an den Kern des Scheiterns in sich trägt.

    Tatort gestern aus Frankfurt: Seibold glaubt, die Entführung sei inszeniert worden

    Auf einem Golfplatz kidnappen vier schwarze Gestalten mit Hundemasken den nichtsnutzigen Sohn des Wirtschaftsanwaltes. Eine von ihnen stürzt in ein spitzes Stück Holz und stirbt. Der Versuch, Lösegeld zu erpressen, steht unter keinem guten Stern, denn Advokat Seibold, dem seinerseits ein juristisches Schoßhündchen in geschmacklosen Anzügen zur Seite steht, glaubt nicht an die Entführung. Er ist überzeugt, sein klammer Sprössling Frederick (Helgi Schmid) habe sie selber inszeniert, um an sein Geld zu kommen. Hat er nicht, denn dahinter stecken einige Frauen, so viel darf schon verraten werden, von denen eine gute Gründe hat, Frederick in Ketten zu legen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, wenn es auch nicht so blutig eskaliert wie bei den Coen-Brüdern.

    Kritik: Tatort "Wer zögert, ist tot" lebt von den schrägen Momenten

    Dieser Tatort lebt von seiner leicht künstlichen Atmosphäre und den schrägen Momenten. Da sind nicht nur die Entführerinnen mit ihren wenig furchteinflößenden Hundemasken, sondern auch die Zänkereien des Caligula-Besitzers mit der Nachbarin, die ihren dauerkläffenden Köter vegetarisch traktiert, sowie der eine oder andere abgeschnittene Finger – auch ein Motiv aus einem Coen-Erpressungs-Film, diesmal „The Big Lebowski“. Da war’s ein Zeh.

    Den treffendsten Satz der Folge darf Kommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) zur Freundin Fanny (Zazie de Paris) sagen, der tatsächlich eine schlagende Rolle zukommt: „Wir wollen doch alle mal jemandem eine reinhauen.“ So geht es vielen in diesem „Tatort“ und nicht alle kommen gut davon.

    Übrigens wird Kater Caligula am Schluss, nun ja, sogar auf gewisse Weise nützlich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden