Im Tatort "Das Muli" gestern in der ARD ging es um eine perfide Form des Drogenschmuggels. Muli ist eigentlich die Kurzform für ein Maultier. Die Kreuzung aus Pferd und Esel gilt als genügsam und belastbar. Auch im Drogenjargon existiert der Begriff "Mulis". Doch Mulis sind hier kein dankbares Tier, sonder Drogenkuriere. Sie schmuggeln Rauschgift in ihren Körpern.
Seit dem Tatort gestern ist der Begriff in aller Munde. Im Sonntags-Tatort aus Berlin, dem ersten mit dem neuen Ermittler-Duo Robert Karow (gespielt von Mark Waschke) und Nina Rubin (verkörpert von Meret Becker), finden die Kommissare eine zerstückelte Frauenleiche. Die junge Frau hatte als Drogenkurier gearbeitet, als Muli. Als ein Kokainbeutel in ihrem Magen platzte, weideten die Täter die Frau aus, um an die restlichen Kokainbeutel zu kommen.
Jung, weiß und gebildet - wie die Protagonistin im Tatort - sind die Rauschgiftschmuggler im wahren Leben allerdings meist nicht. Sie leben meist in südamerikanischen Anbauländern für Kokain, Ecuador oder Bolivien beispielsweise, wie das Politikmagazin Le Monde diplomatique berichtet. Die Mulis sind meist arm. Deshalb erscheint ihnen der Verdienst für die riskante Reise so lukrativ: Laut verschiedenen Medienberichten erhalten sie 2000 bis 3000 US-Dollar für den Schmuggel. Damit können sie in ihren Heimatländern monatelang ihre Familien ernähren.
Mulis trainieren das Schlucken der Gummibeutel
Zuvor müssen die Kuriere trainieren. So berichtet es der fiktive Kommissar Karow im Tatort - und auch Polizeikreise bestätigen diese Vorgehen. Trauben und Pflaumen dienen meist als Übungsobjekte. Am Ende der Vorbereitung sollen die Mulis bis zu 100 Kondome, gefüllt mit Kokain, transportieren können. Transportieren bedeutet schlucken. Medikamente und andere verdauungshemmende Tricks sollen dafür sorgen, dass die Gummibeutel im Magen bleiben.
Ob die Mulis den Trip überleben, ist reines Glück. Platzt ein Koks-Paket im Körper des Schmugglers, stirbt die Person.
Der harte Inhalt des neuen Tatorts aus Berlin scheint dem Publikum gut gefallen zu haben: 10,19 Millionen Zuschauer sahen die Folge. Der Marktanteil betrug 27,1 Prozent. Auch beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren, das sonst bei den Privatsendern im Fokus steht, lag der Film mit 23,2 Prozent deutlich auf Platz eins. AZ/goro/dpa