Ermitteln Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), ist der Quoten-Sieg am Sonntagabend vorprogrammiert. Handlung, Inhalt? Meist zweitrangig. In Münster zählt anderes, die Unterhaltung, der Klamauk.
Tatsächlich holte der Tatort gestern eine gigantische Quote. 13,58 Millionen Menschen sahen Thiel und Boerne bei ihren Ermittlungen zu - die beste "Tatort"-Zuschauerzahl seit fast zwei Jahren.
Umso mehr überrascht die Kritik zum neusten Münster-Tatort "Spieglein, Spieglein": Viele Witze schal, die Handlung konstruiert und vorhersehbar, so ein oft gezogenes Fazit. Überspannen die Macher in Münster den Bogen? Die Pressestimmen.
Kritik zum Münster-Tatort: "Ein spektakulärer Tiefschlag"
Diesmal mehr Krimi als Klamauk. Thiel und Boerne gönnen sich Doppelrollen. Bild
Matthias Tiefenbacher, der bei „Spieglein, Spieglein“ Regie führte, lässt früh durchblicken, wer hinter den Morden stecken könnte. Spannend bleibt gleichwohl die Frage nach den Motiven – und wer die nächsten Opfer sind. Und einige gelungene Dialoge wurden ebenfalls eingebaut, auch wenn diese Episode nicht zu den allerbesten aus Münster gehört. Tagesspiegel
Am Ende schaut man bei diesem Tatort zu oft auf die Uhr, weil man diesmal mit dem gewohnten Münsteraner Sprüche-Hin-und-Her den Sinn für das Wesentliche verloren hat und selbst Witz-Dialoge und Computer-Gags schon mal besser waren. Abendzeitung
Nach völlig verkorkstem Beginn wird der Krimi „Spieglein, Spieglein“ doch noch ein geradliniger und guter Münster-Tatort. Das liegt auch an der tollen Kathrin Angerer. RP Online
Der neueste Fall aus Münster ist sogar für die Begriffe der Klamauk-Ermittler ein spektakulärer Tiefschlag. ntv
Bewertung: "Der Münster-"Tatort" an einem neuen Tiefpunkt"
Dieser Tatort hat viele kleine szenische Höhepunkte. Und wenig an ihm ist "verwechselbar", die heimliche Protagonistin am wenigsten. Und doch, man müsste einem Drehbuchautor gewisse Dinge verbieten dürfen: zum Beispiel diesen Plot, "Spieglein, Spieglein". Dass der Autor in den ersten Bildern die Mörderin verrät, erwartet das avancierte Publikum. Doch Benjamin Hessler, ein durchaus im Genre erfahrener Mensch, treibt es allzu bunt. Er erzählt entlang des Doppelgänger-Motivs eine Story, die nachgerade an den Haaren – hier an Perücken – herbeigezogen ist. Neue Zürcher Zeitung
Windschiefer Plot, fadenscheinige Verkleidungen und Morde, die wie Lerneinheiten in der "Sesamstraße" inszeniert sind: Der Münster-"Tatort" an einem neuen Tiefpunkt. Weiterer Quotenrekord nicht ausgeschlossen. Spiegel Online
Wer die vergangenen Sonntagabende zwischen Begeisterung und mulmigen Gefühlen, aber jedenfalls recht aufgewühlt verlebt hat, kann sich diesmal entspannen. Der WDR-Tatort „Spieglein, Spieglein“ aus Münster schmerzt und überfordert nicht. Eher parodiert er grausige Thriller, in denen Psychopathen so kompliziert denken und morden, dass man vor lauter Huchs und Hähs keine Angst mehr hat. Frankfurter Rundschau
Tatort-Kritik: "Schale Witze und vorhersehbare Handlungsverläufe"
Wie immer spielen sich Prahl und Liefers wunderbar die Bälle zu und überzeugen einmal mehr mit einigem Wortwitz und ihrer schrulligen Art - jeder auf seine Weise. Das war es aber auch schon an Positivem. Der eigentliche Fall ist so skurril, so konstruiert und so abwegig, dass allein deswegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine neuen Fans hinzugewonnen werden können. Focus Online
Leider verlassen sich die Macher von "Spieglein, Spieglein" auf schale Witze und vorhersehbare Handlungsverläufe. Süddeutsche Zeitung
Dieser Tatort versucht auf eine psychoanalytische Weise Kritik an klassischen gesellschaftlichen Strukturen zu nehmen. Leider gelingt das in den 90 Minuten Spielzeit nicht ganz und dadurch wirken einige Dialoge etwas aufgesetzt und überzogen. Dass der Charakter von Mirko, die Urlaubsvertretung, vor allem aufs Kaffee machen reduziert wird, ist schade. Auch nervt es, dass sich dieser Tatort an gängigen Klischees bedient – eine Protagonistin, die als "graue Maus" von ihrem eigenen, unbedeutendem Leben frustriert ist und für einen Mann ihr Leben aufs Spiel setzt, ist wenig einfallsreich. Stern
Bisweilen pläschert der Krimi etwas vor sich hin. Worauf es hinausläuft, lässt sich früh vorhersehen. Gegen Ende wird es ein wenig albern - bei zwei Doppelgänger-Nummern. Amüsant sind wie immer sind die erfrischend bissigen Dialoge zwischen Thiel und Boerne. Deutsche Presse-Agentur