Der Tatort kam am Sonntag etwas später als üblich. Nicht um 20.15 Uhr, sondern erst um 20.30 Uhr schaltete man besser ein, wenn man den Krimi im Ersten sehen wollte. Grund ist die Berichterstattung zu den Landtagswahlen.
Wenn es um Tatort-Produktionen der alpenländischen Nachbarn geht, schneiden die Österreicher besser ab als die Schweizer. Denn deren Beiträge – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kommen einfach nicht so gut rüber, weil die Eidgenossen die Spannung nicht gerade erfunden haben. Das gilt leider auch für den neuen Fall des Luzerner Kriminalkommissars Reto Flückiger (Stefan Gubser). Trotz lakonischer Dialoge und einer, allerdings erwarteten, amourösen Begegnung innerhalb der Belegschaft, bleibt „Kleine Prinzen“ ein Tatort, wie man ihn in dieser Art vor zehn Jahren gedreht hat.
Ausgangspunkt ist der Mord an einer Internatsschülerin, die tot auf der Straße gefunden wird. Dass das Mädchen eine raffinierte Lolita war, bekommt der Zuschauer durch die ständig wiederholten Rückblickszenen einer Handkamera erzählt. Völlig unnötig. Inhaltlich hätte der Film von der speziellen Situation des Landes profitieren können. Wo sonst fügen sich die Welt der Edelinternate, die Verehrung reicher Araber und die Sorge um die diplomatische Immunität der Gäste so perfekt zu einer Einheit?
Tatort nicht um 20.15 Uhr
Weil die Spuren zum Bruder eines Emirs und Ministers führen, sollen Flückiger und seine eher zurückhaltende Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) ausgebremst werden. Aber Flückiger, aufrecht wie Wilhelm Tell, poltert durch das Internat, in dem Drogen vertickt werden, und dringt sogar in die Emirats-Etage im Nobelhotel ein, was bei seinem Chef und der Bundeskriminalpolizei Angst vor einer Staatsaffäre auslöst.
![Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor den Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese Kommissare bzw. Teams sind derzeit im TV-Einsatz. Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor den Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese Kommissare bzw. Teams sind derzeit im TV-Einsatz.](https://images.mgpd.de/img/102661805/crop/c1_1-w100/1034358946/1043612635/12tatortamtagderwanderndenseelen.jpg)
Das erzählt sich brav herunter – so routiniert halt, wie auch die Nebenfiguren gestaltet sind: Der Vater des Mädchens auf Rachetrip, die Etepetete-Internatsleiterin, die Araber, die reden, als seien sie aus „Tausendundeine Nacht“ aufgetaucht.