Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Tatort am Pfingstmontag: Ludwigshafener Tatort-Kommissare zwischen Macht, Sex und Intrigen

Tatort am Pfingstmontag

Ludwigshafener Tatort-Kommissare zwischen Macht, Sex und Intrigen

    • |
    Tatort aus Ludwigshafen:  Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe, li.) befragen de Dreusen (David C. Bunners), den Manager des Schlosshotels.
    Tatort aus Ludwigshafen: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe, li.) befragen de Dreusen (David C. Bunners), den Manager des Schlosshotels. Foto: SWR/Alexander Kluge

    Der neue Tatort aus Ludwigshafen wird am Pfingstmontag ausgestrahlt - während zum eigentlichen Sendetermin am Sonntag eine Wiederholung aus 2013 gezeigt wird.

    Korruption und Politikerprivilegien stehen im Zentrum der Geschichte rund um die Kommisare Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe). Damit wird auch dieser "Tatort" aus Ludwigshafen seinem Ruf gerecht, den Finger in offene Wunden der Gesellschaft zu legen. Tim Trageser führte Regie, mit Suzanne von Borsody und Peter Sattmann sind die Nebenrollen hervorragend besetzt.

    Und das ist die Geschichte: Das Zimmermädchen Yasemin Akhtar stürzt vom fünften Stock eines imposanten Treppenhauses auf den Marmorboden der Empfangshalle. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem Unfall oder Selbstmord aus. Doch Lena Odenthal und ihre Kollegen sind skeptisch. Die Lage der Leiche und die Verletzungen deuten eher auf ein Fremdverschulden hin.

    Joseph Sattler (Peter Sattmann) weist Lena Odenthals Verdacht, am Tod des Zimmermädchens schuld zu sein, von sich, unterstützt von seiner Frau (Suzanne von Borsody)
    Joseph Sattler (Peter Sattmann) weist Lena Odenthals Verdacht, am Tod des Zimmermädchens schuld zu sein, von sich, unterstützt von seiner Frau (Suzanne von Borsody) Foto: SWR/Alexander Kluge

    Die Etage ist für den normalen Publikumsverkehr tabu und nur besonderen Gästen vorbehalten, die über einen separaten Fahrstuhl direkt aus der Tiefgarage Einlass erhalten. In Zimmer 426 logierte der Politiker Joseph Sattler, der unmittelbar vor dem Tod von Yasemin mit ihr Sex hatte. Einvernehmlich, wie er angibt. 400 Euro habe er gezahlt, die nun verschwunden sind.

    Die Erfolgsstory "Tatort"

    Der Tatort ist die älteste Krimireihe im deutschen Fernsehen. Zahlen und Fakten:

    Der erste Tatort "Taxi nach Leipzig" vom NDR wurde am 29. November 1970 ausgestrahlt.

    Am 28. November 2010 feierte der "Tatort" mit der Ausstrahlung der 781. Folge sein 40-jähriges Jubiläum.

    Während der "Tatort" zu Beginn nur einmal monatlich auf Sendung ging, ermitteln die Kommissare heute oft vier Mal im Monat.

    In 44 Jahren Tatort wirkten bisher über 100 Ermittler im Einsatz, viele davon als Team.

    Die meisten Fälle haben die Hauptkommissare Batic und Leitmayr (Miro Nemec und Udo Wachtveitl) aufgeklärt: in 69 Einsätzen ermittelte das Team vom BR aus München bisher.

    Seit dem Start der Reihe im Jahr 1970 wird der "Tatort" durch denselben Vorspann eingeleitet, der bis auf geringfügige Modernisierungen seither unverändert geblieben ist.

    Die Musik zum"Tatort"-Vorspann stammt von Klaus Doldinger. Augen und Beine im Vorspann gehören dem ehemaligen Schauspieler Horst Lettenmayer.

    Nach wie vor ist der "Tatort" die meistgesehene Krimireihe im deutschen Fernsehen.

    Am 16. Februar 2014 wurde der 900. "Tatort" ausgestrahlt.

    Sattler ist von seiner Partei in die Europa-Politik abgeschoben worden. In Brüssel will er eine Frauenquote durchsetzen. Hinter der Initiative steht seine ehrgeizige Frau Valerie, zugleich seine Anwältin. Sie deckt seine amourösen Eskapaden seit Jahren; eine Anzeige wurde vor Jahren bereits diskret aus der Welt geschafft. Valerie Sattler hält nun eine Intrige der Parteifreunde für möglich, die die Quote verhindern wollen. Da passt es gut ins Bild, dass der Besitzer des Hotels Sattlers erbitterter politischer Gegner ist.

    Da der Mordfall eine gesellschaftspolitische Dimension hat, schaltet sich das LKA ein. Mit Lisa Stern, bereits bekannt als Gegenspielerin Odenthals aus den letzten Ludwigshafener "Tatorten", wird die jüngste Kommissarin mit den Ermittlungen beauftragt.

    Rana Akhtar (Nilam Farooq) hat Geld gefunden. Ahnt sie, dass ihre ermordete Schwester sich auf ein dubioses Geschäft eingelassen hatte?
    Rana Akhtar (Nilam Farooq) hat Geld gefunden. Ahnt sie, dass ihre ermordete Schwester sich auf ein dubioses Geschäft eingelassen hatte? Foto: SWR/Alexander Kluge

    Und da sich Odenthal und Kopper nicht mit der These einer politischen Intrige anfreunden und weiter gegen Sattler ermitteln, der die ökonomische Not junger Frauen zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse ausnutzt, sind Konflikte bei den Ermittlungen vorprogrammiert.

    Angeregt durch die Vorkommnisse und Prozesse um den ehemaligen IWF-Präsidenten Dominique Strauss-Kahn, wagen die Autoren Stefan Dähnert und Patrick Brunken einen Blick hinter die Kulissen eines Politikbetriebs, in dem persönliche Eitelkeiten und Ehrgeiz mehr zählen als Inhalte und die Vertretung der Wähler. Die Sattlers sind ein gut vernetztes, machtbewusstes Paar, das für den Erfolg die einstigen Ideale längst geopfert hat. Heute geht es nur noch um den Erhalt der Macht und der eigenen Privilegien. Und zu schnell sind Justizbehörden bereit, dieses finstere Spiel zu decken.

    Der Tatort heute hat eine gut durchdachte Story

    Grundlage für die dramaturgisch gut durchdachte Story ist die genaue Beschreibung der Milieus. Da sind Yasemin, ihre Schwester und Kolleginnen, die für einen Hungerlohn den Dreck der gut betuchten Gäste wegräumen. Denn ohne sie, die Einwanderinnen, wäre das System längst kollabiert. Und da ist auf der anderen Seite eine Politikerkaste, die dieses Prekariat mit dem Niedriglohnsektor erst geschaffen hat.

    Mit diesem Film löst der "Tatort" des SWR einmal mehr sein Versprechen ein, Verbrechen aus dem moralischen und ethischen Zustand der Gesellschaft zu erklären. Zu sehen ist der Krimi um 20.15 Uhr. KNA

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden