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"Tatort": Wieso der „Tatort“ ein Problem mit Themen-Wiederholungen hat

"Tatort"

Wieso der „Tatort“ ein Problem mit Themen-Wiederholungen hat

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    Zum Davonlaufen? Nicht nur im legendären Vorspann des „Tatort“ wiederholen sich bei dem Sonntagskrimi immer wieder inhaltliche Aspekte.
    Zum Davonlaufen? Nicht nur im legendären Vorspann des „Tatort“ wiederholen sich bei dem Sonntagskrimi immer wieder inhaltliche Aspekte. Foto: ARD/SF DRS/ORF

    Denken Sie auch manchmal, wenn Sie den „Tatort“ sehen: Das kommt mir irgendwie bekannt vor! Ich schon. Ich denke da etwa an den Hessen-„samt offenem Ende und ohne Täter. Zwei „Tatort“-Experimente hintereinander. Musste das sein? Nein, fanden viele Zuschauer und „Tatort“-Kritiker – und die ARD reagierte: künftig weniger „experimentelle“ Folgen.

    Häufiger als formelle ähneln sich inhaltliche Aspekte bei aufeinanderfolgenden „Tatort“-Krimis. Und damit ist nicht gemeint, dass Ermittler Morde aufklären. Ich meine damit, dass zum Beispiel am 2. April 2018 im Makatsch-„Tatort“ „Zeit der Frösche“ der 13-jährige Jonas eine größere Rolle spielte… Wie wenige Tage später, am 8. April, der durch und durch böse zwölfjährige Felix. Oder das mit den Gliedmaßen: In der Folge „Meta“ vom 18. Februar 2018 bekam der Berliner Kommissar Karow den abgetrennten Finger eines Mädchens zugeschickt. Dass so etwas in Deutschland wenn überhaupt, dann äußerst selten vorkommt, stört die „Tatort“-Macher nicht. Es würde auch Zuschauer wie mich nicht stören, wenn nicht ständig im „Tatort“ Gliedmaßen abgetrennt und, immerhin, wiedergefunden würden.

    "Endlich mal wieder abgetrennte Gliedmaßen im Tatort"

    Beispiele? „Diesmal ist es ein Finger, der einsam und alleine in einem Auto mit Blutspuren rumliegt“, schrieb „Tatort-Expertin Daniela“ auf der Internetseite des Radiosenders hr3 zum Bremer „Tatort“ vom 22. Oktober 2017. „Endlich mal wieder abgetrennte Gliedmaßen im ,Tatort‘.“ Unser „Tatort“-Kritiker befand dagegen: „Ein abgetrennter Finger samt später nachfolgendem Körper ist ja nichts Neues.“ In der Tat: Am 19. März 2017 durften Zuschauer in der Folge „Borowski und das dunkle Netz“ einen abgetrennten Finger bestaunen – der allerdings bei sechs (!) Leichen und literweise Blut nicht weiter auffiel.

    Zwischenfazit: Der „Tatort“ wird nicht nur fortwährend in sämtlichen Sendern der ARD wiederholt, er wiederholt sich inhaltlich gleich noch selbst. Und das, wo doch mit Gebhard Henke ein beim WDR angesiedelter „ARD-Tatort-Koordinator“ in Diensten der ARD steht. Wie das sein kann?

    Wer sind die Mörder im "Tatort"?

    In mehr als 1000 "Tatort"-Krimis stellt die Berufsgruppe der Unternehmer und Selbstständigen die meisten Mörder.

    Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Auswertung des Online-Portals Netzsieger.de.

    In 1023 Filmen töteten sie der Zählung zufolge 109 Mal, allein 16 Mal in München.

    Gefolgt werden sie von den Berufskriminellen, die exakt 100 Mal bislang mordeten, davon 15 Mal in Berlin.

    Auf dem dritten Platz finden sich 54 Schülerinnen und Schüler wieder. Ihr Schwerpunkt ist beim "Tatort" in Ludwigshafen anzusiedeln.

    Auf Rang vier liegen die Polizisten, die 49 Mal - zumeist mit der Dienstwaffe - töteten.

    Keiner echten Berufsgruppe sind die Fünftplatzierten zuzuordnen: 40 Arbeitslose trieben als Mörder im "Tatort" ihr Unwesen, sieben Mal allein in Köln.

    Jeweils nur einmal als Mörder entpuppten sich unter anderem der Generalkonsul des fiktiven Emirats Kumar, eine Wahrsagerin, eine schwedische Spionin, eine Zirkuseigentümerin, ein Kaninchenzüchter, eine Pop-Sängerin und eine Gärtnerin als Täter.

    Etwa drei Viertel aller erfassten Tatort-Mörder sind laut Netzsieger.de männlich.

    Auch bei den Opfern ist das Verhältnis von weiblichen und männlichen Opfern in etwa ähnlich. 1057 Männer und 485 Frauen kamen demnach zu Tode.

    Darauf gibt Barbara Feiereis von der WDR-Pressestelle eine kurze, etwas überraschende und eine längere Antwort. Die kurze, etwas überraschende: „Der Tatort-Koordinator ist nicht für die konkreten Filme verantwortlich. Aber zum Beispiel für alle Angelegenheiten, die mit dem Schutz der Marke zusammenhängen.“ Henke verantworte „explizit inhaltlich“ nur die drei „Tatort“-Teams des WDR.

    Föderales Systems der ARD ist Schuld an Wiederholungen

    Jetzt die längere: Feiereis führt aus, dass es aufgrund des föderalen Aufbaus der ARD keine zentrale Redaktion, sondern eben bloß eine Koordination gebe, die die Sendeplanung übernehme. Die einzelnen ARD-Sender entschieden selbst, wie sie den „Tatort“ gestalten. „Bei bis jetzt schon über tausend ,Tatort‘-Folgen war dieses System bisher erfolgreich.“ Man sei natürlich bemüht, könne letztlich aber nicht verhindern, dass sich Themen wiederholen. Denn, so Feiereis: „Von der Entstehung des Drehbuchs bis zum fertigen Film dauert es anderthalb Jahre. Wenn der Vorschlag für einen Fall vorliegt, ist oft nicht ersichtlich, wie der fertige Film wirklich aussehen wird. Ähnlichkeiten stellen sich manchmal erst später heraus.“ Ein weiteres Problem sei, dass Filme gelegentlich nicht rechtzeitig fertig würden. Dann werde ein anderer „Tatort“ vorgezogen.

    Wissenswertes zum "Tatort"

    Der ARD-"Tatort" ist die langlebigste und erfolgreichste Krimireihe im deutschen Fernsehen.

    DER ERSTE FALL: Der erste "Tatort" war "Taxi nach Leipzig", der am 29. November 1970 lief. Der Hamburger Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter) musste einen deutsch-deutschen Mordfall klären. Der 1000. Tatort heißt ebenfalls "Taxi nach Leipzig".

    DIE ERSTE KOMMISSARIN: Als erste Ermittlerin der Reihe schickt der Südwestfunk (SWF) 1978 Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) mit "Der Mann auf dem Hochsitz" ins Rennen. Bis 1980 gibt es drei Folgen.

    GIFTSCHRANK: Einige wenige Folgen dürfen nicht wiederholt werden. Sie haben senderintern einen Sperrvermerk. Die Gründe sind verschieden. So spielen bei "Wem Ehre gebührt" verletzte religiöse Gefühle eine Rolle, bei "Krokodilwächter" die große Brutalität im Film.

    DER MISSGLÜCKTESTE "TATORT": Zu den Tiefpunkten der "Tatort"-Reihe zählen Kritiker die Fälle (1996 - 1998) des Berliner Kommissars Ernst Roiter (Winfried Glatzeder). Aus Kostengründen hatten die Folgen eine billig wirkende Optik. Zudem warf man den Filmen vor, zu sexistisch, brutal oder zu wirr zu sein. Die Quoten waren trotzdem passabel.

    DIE MEISTEN ZUSCHAUER: "Rot - rot - tot" sahen am Neujahrstag 1978 mehr als 26 Millionen Menschen. Das entspricht einer Quote von 65 Prozent. In heutiger Zeit wäre das undenkbar.

    DIE MEISTEN TOTEN: Die Folge "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur als Felix Murot stellt einen Leichenrekord in der "Tatort"-Geschichte auf. Experten vom "Tatort-Fundus" zählen 51 Leichen.

    DER VORSPANN: 30 Sekunden mit spannender, hastiger Ohrwurmmusik, zwei Augen in Nahaufnahme, das rechte im Fadenkreuz, ein Mann, der abwehrend die Arme hebt, rennende Beine auf nassem Asphalt und ein Fingerabdruck, dessen Linie den Flüchtenden einkreist.

    In der Folge vom vergangenen Sonntag ging es um zwei gut integrierte Libyer. Und nun raten Sie mal, mit wem es am 22. April die Kommissare Falke und Grosz in Lüneburg zu tun bekommen? Richtig: mit einem (scheinbar) gut integrierten gebürtigen Libanesen.

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