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"Tatort": "Unter Kriegern": Helikopter-Eltern setzen ihre Kinder unter Druck

"Tatort"

"Unter Kriegern": Helikopter-Eltern setzen ihre Kinder unter Druck

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    Eine kaputte Familie: Der Vater Joachim Voss (Golo Euler, im Hintergrund) leitet ein Frankfurter Sportleistungszentrum.
    Eine kaputte Familie: Der Vater Joachim Voss (Golo Euler, im Hintergrund) leitet ein Frankfurter Sportleistungszentrum. Foto: HR

    Diese Szene aus der „Tatort“-Folge „Unter Kriegern“, die unter anderem in einem Frankfurter Sportleistungszentrum spielt, dürfte sich wohl vielen Zuschauern eingeprägt haben: Da trainieren Vater und Sohn Seite an Seite an Rudergeräten. Joachim Voss, gespielt von Golo Euler, leitet das Zentrum, will Sportfunktionär werden. „Schlagzahl erhöhen“, sagt er. Und beide legen sich noch einmal richtig ins Zeug.

    Doch dann kommt Sohn Felix (Juri Winkler) aus dem Takt. Er ist sichtlich erschöpft, bricht ab, wendet sich zur Seite – und übergibt sich. Das Thema Leistungsdruck zieht sich durch den gesamten „Tatort“ aus Hessen. Ein wieder überaus aktuelles Thema, nachdem Ex-Fußballnationalspieler Per Mertesacker kürzlich darüber gesprochen hat.

    Auch Thomas Kern, Geschäftsführer des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV), hat mit dem Thema immer wieder zu tun. „Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder das erreichen, was sie selbst nicht geschafft haben“, sagt er. In solchen Fällen könnten zwar Trainer das Gespräch mit den Eltern suchen, mehr ginge aber nicht. „Am Ende sind sie für ihre Kinder verantwortlich“, sagt Kern. Und, ganz prinzipiell: „Wir wollen, dass den Kindern der

    Spaß – den konnten „Tatort“-Zuschauer sicher nicht bei Felix erkennen. Auch nicht in der Szene, als sein Vater mit ihm zu Trainingszwecken kämpft. Warum jedoch lehnt sich Felix nicht gegen seinen Vater auf und sagt „Nein“? „Manche Kinder begehren auf, manche eben nicht“, hat Thomas Kern festgestellt. Das sei eine Frage der Charakterstärke und der Erziehung.

    Frankfurter "Tatort": Helikopter-Eltern können zur Gefahr werden

    Eltern, die mit großem Ehrgeiz um ihre Kinder kreisen, werden auch Helikopter-Eltern genannt. Für ihre Kinder kann das Folgen haben. Markus Raab, Professor in der Abteilung Leistungspsychologie der Deutschen Sporthochschule Köln, zählt sie auf: „Auffälligkeiten der Kinder in ihrem Sportverhalten, ihrem täglichen Handeln, etwa beim Essen und Schlafen, oder Aggressionen sind mögliche Hinweise bei Kindern auf sogenannte Helikopter-Eltern.“

    Im „Tatort“ sind die Folgen des väterlichen Drucks auf Felix fatal: Der Junge wird zum Dreifach-Mörder. Der Leistungsdruck, unter den ihn sein Vater setzt, macht Felix aggressiv. Kalt berechnend agiert er. Ob es dabei einen Unterschied macht, ob der Druck von Vater oder Mutter ausgeht? „Ich sehe oft keinen Unterschied“, sagt BLSV-Geschäftsführer Kern. Er habe jedenfalls beobachtet, dass oft Väter, die selbst Fußball gespielt hätten, ihre Fußball spielenden Kinder kritisieren würden. Psychologieprofessor Raab sagt: „Eltern können beides sein: ehrgeizige Antreiber und unverzichtbare Karrierebegleiter.“

    Doch was hilft, wenn sie es übertreiben? „Wir vom Sportverband können beraten, auch arbeiten wir im Leistungssport mit Sportpsychologen zusammen“, sagt Kern. Raab ergänzt: „Aus der Forschung wissen wir, dass dieses Verhalten von Eltern systematisch korrigiert werden muss.“ Dazu könnten Verhaltensregeln beitragen, in einigen Fällen auch Interventionen. Er nennt als Beispiel dafür Seminare für Eltern, wie diese sich in Stresssituationen ihren Kindern gegenüber verhalten sollten. Solche Maßnahmen könnten aber nur helfen, wenn alle Beteiligten sich an Absprachen halten und das eigene Verhalten überdenken würden, erklärt Raab.

    Hier lesen Sie unsere Kritik: Subtiler Horror aus Frankfurt.

    Sendetermine: Die kommenden Tatort-Folgen am Sonntag

    15. April: "Tatort: Ich töte niemand" (Franken)

    22. April: "Alles was Sie sagen" (Hamburg/Umgebung)

    29. April: "Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis" (Brandenburg)

    06. Mai: "Tatort: Familien" (Köln)

    13. Mai: "Tatort: Sonnenwende" (Schwarzwald)

    20. Mai: "Tatort: Aus der Tiefe der Zeit" (Wdh., München)

    Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor den Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese  Kommissare bzw. Teams sind derzeit im TV-Einsatz.
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    Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor die Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese 22 Kommissare beziehungsweise Teams sind derzeit im TV-Einsatz.
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