Weniger als neun Millionen Zuschauer hatte der 999. ,Tatort‘. Dass der Deutschen liebster Krimi am Sonntagabend dennoch „Quotensieger“ wurde, ist ja fast schon eine Selbstverständlichkeit. Denn die ARD-Reihe, die seit 1970 läuft und läuft und läuft, ist „zum neuen Lagerfeuer geworden“.
Der 1000. Tatort wird gefeiert
Man wird das Wort in den nächsten Tagen noch sehr viel öfter hören, auch das Wort „Kult“, achten Sie einmal darauf – immerhin wird am 13. November der 1000. „Tatort“ gezeigt. Und in der ARD wird das gefeiert, natürlich.
Einer, der mit dem ganzen Bohei wenig anzufangen weiß, ist Horst Lettenmayer. Dabei ist er untrennbar mit dem „Tatort“ verbunden. Er war noch keine 30 Jahre alt, als er Fernsehgeschichte schrieb. Weil er für den Vorspann zum „Pilotfilm“ einer neuen ARD-Reihe vor mehr als 46 Jahren auf dem damaligen Münchner Flughafen in Riem auf dem Asphalt hin und her rannte, während seine Beine gefilmt wurden.
Die Augen aus dem Tatort-Vorspann
Dass aus diesem „Pilotfilm“ die erfolgreichste und bekannteste deutsche Krimireihe werden würde, konnte niemand ahnen. Lettenmayer bekam und akzeptierte damals 400 Mark Gage für den Tagesjob. Seitdem sind auch seine Augen im Vorspann jeder Folge zur Musik von Klaus Doldinger zu sehen. Egal, wer danach ermittelt – es ist stets der heute 75-Jährige, den die Zuschauer als Ersten erblicken, wenn sie sonntags um 20.15 Uhr das Erste einschalten.
„Ich schau’ Euch jeden Sonntag ins Schlafzimmer“, sagt Lettenmayer deshalb und lacht. Ansonsten hadert der frühere Schauspieler eher mit seiner bekanntesten Rolle. In seinem Haus in Dachau steht eine Trophäe mit dem berühmten „Tatort“-Fadenkreuz. Die habe er bei einer Party zum 300. „Tatort“ bekommen – eine der wenigen Anerkennungen, die die ARD für ihn übriggehabt habe.
Lettenmayer hat seinen juristischen Kampf für eine nachträgliche Beteiligung am „Tatort“-Erfolg verloren. „Es geht dabei ums Prinzip“, sagt er, um die geistige Leistung eines Schauspielers. Das Gericht aber habe ihn damals gefragt, ob er auf der Straße allein an seinen Augen erkannt werde. Das sei jedoch noch nie vorgekommen.
Trotz Tatort: Aus der großen Schauspielerkarriere wurde nichts
Auch aus der großen Schauspielkarriere wurde nichts: Um Geld zu verdienen, konzentrierte sich Horst Lettenmayer auf seine Fähigkeiten als Elektrotechniker und auf die Lampenfirma, die er aufgebaut hat. Es gibt sie seit 38 Jahren; gerade ist er dabei, die Geschäfte an seine Tochter zu übergeben.
Und der „Tatort“-Vorspann? Wurde nie wesentlich verändert. Gut findet Lettenmayer das nicht, ebenso wenig wie etwa den „Tatort“ mit Til Schweiger. „Das ist kein ,Tatort‘ mehr, das ist ein kalifornisches Gemetzel.“ Der Vorspann jedenfalls gehöre erneuert, meint Lettenmayer. Er passe heute einfach überhaupt nicht mehr zu dem Format. „Aber die Leute wollen nun mal die Augen sehen.“ mit dpa