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Tatort: Münster-Tatort: Jubiläum von Thiel und Boerne wird "Der Hammer"

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Münster-Tatort: Jubiläum von Thiel und Boerne wird "Der Hammer"

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    Thiel (Axel Prahl, links) und Boerne (Jan Josef Liefers) feiern Jubiläum. Zum 25. Mal gehen sie gemeinsam auf Mörderjagd.
    Thiel (Axel Prahl, links) und Boerne (Jan Josef Liefers) feiern Jubiläum. Zum 25. Mal gehen sie gemeinsam auf Mörderjagd. Foto: Bernd Thissen dpa

    Zugegeben, das Wortspiel bietet sich an: Wenn am Sonntag Axel Prahl und Jan Josef Liefers alias Frank Thiel und Karl-Friedrich Boerne zum 25. Mal im Tatort aus Münster ermitteln, ist das garantiert "Der Hammer". Das liegt in diesem Fall aber nicht nur daran, dass das beliebte Tatort-Duo seine treuen Fans wieder mit reichlich skurrilen und überdrehten Dialogen unterhalten wird, sondern vor allem daran, dass ein ganz realer Hammer eine entscheidende Rolle spielt und dem Film seinen Titel gibt.

    Tatort aus Münster: Mörder verkleidet sich als Superheld

    Mit dem Schlagwerkzeug tötet nämlich ein Serienmörder, der sich in der Tradition von Superman, Batman und Co. als Superheld kleidet, seine Opfer. Professor Karl-Friedrich Boerne und Kommissar Frank Thiel wird schnell klar, um was es geht: Mit der "Waikikioase" stimmt etwas nicht - hinter dem Bauprojekt in einem Vorort Münsters steckt ein als Wellness-Oase getarnter Groß-Puff. Die Politik schaut weg, denn die Gewerbesteuer soll die leere Kommunalkasse füllen. Die Nachbarn gehen wegen der fallenden Immobilienpreise auf die Barrikaden und der Serienmörder nimmt das Gesetz in die eigene Hände.

    Die Erfolgsstory "Tatort"

    Der Tatort ist die älteste Krimireihe im deutschen Fernsehen. Zahlen und Fakten:

    Der erste Tatort "Taxi nach Leipzig" vom NDR wurde am 29. November 1970 ausgestrahlt.

    Am 28. November 2010 feierte der "Tatort" mit der Ausstrahlung der 781. Folge sein 40-jähriges Jubiläum.

    Während der "Tatort" zu Beginn nur einmal monatlich auf Sendung ging, ermitteln die Kommissare heute oft vier Mal im Monat.

    In 44 Jahren Tatort wirkten bisher über 100 Ermittler im Einsatz, viele davon als Team.

    Die meisten Fälle haben die Hauptkommissare Batic und Leitmayr (Miro Nemec und Udo Wachtveitl) aufgeklärt: in 69 Einsätzen ermittelte das Team vom BR aus München bisher.

    Seit dem Start der Reihe im Jahr 1970 wird der "Tatort" durch denselben Vorspann eingeleitet, der bis auf geringfügige Modernisierungen seither unverändert geblieben ist.

    Die Musik zum"Tatort"-Vorspann stammt von Klaus Doldinger. Augen und Beine im Vorspann gehören dem ehemaligen Schauspieler Horst Lettenmayer.

    Nach wie vor ist der "Tatort" die meistgesehene Krimireihe im deutschen Fernsehen.

    Am 16. Februar 2014 wurde der 900. "Tatort" ausgestrahlt.

    Drehbuchautor und Regisseur Lars Kraume (Grimme-Preis 2008 für das Schuldrama "Guten Morgen, Herr Grothe", Regie im Kieler "Tatort" 2013 "Borowski und der brennende Mann") gelingt der sonst Münster-typische Spagat zwischen Komödie und Krimi diesmal nicht. Das Ensemble mit Liefers und Prahl, Christine Urspruch als "Alberich", Friederike Kempter als junge Kollegin Nadeshda und natürlich Mechthild Großmann als paffende Staatsanwältin spielt sich gekonnt wie immer die Lacher zu. Und Claus D. Clausnitzer als "Vadder" und Althippie organisiert in der Folge "Der Hammer" natürlich die basisdemokratische Protestbewegung gegen den Bordell-Bau.

    Frank Zander mit Gastrolle im Münster-Tatort

    Die Thriller-Elemente aber wirken bieder. Thiels Todesangst, als der Serienmörder ihn in seiner Wohnung überrascht, wirkt wie ein zitterndes Kaninchen in der Schlangengrube. Nur fehlt dem Zuschauer die Schlange. Der Serienmörder kommt als Witzfigur daher. Auch wenn er seine Opfer mit Säure verätzt und ihnen - zur Durchnummerierung - mit Spezial-Hämmern eine Zahl auf die Stirn schlägt. Aber nicht nur die aufgemotzten Thriller-Phasen wirken aufgesetzt. Auch Thiels Versuch, als vermeintlich korrupter Polizist einem Politiker eine Falle zu stellen, geht nicht nur filmisch mächtig schief. Hier hat das Drehbuch Schwächen.

    Mit der kurzen Einlage für Entertainer Frank Zander ("Hier kommt Kurt") bleibt sich der Münster-Tatort aber treu. Nach Roland Kaiser in der Folge "Summ, Summ, Summ" im Jahr 2013 übernimmt erneut ein Sänger eine Gastrolle neben Kommissar Thiel und Professor Boerne. Zanders Auftritt ist aber schnell vorbei. Der Zuhälter, den er überzeugend mimt, fällt bald einem Mordanschlag zum Opfer.

    Jeder Polizist lacht sich tot, wenn er Tatort sieht

    Die beiden Protagonisten Axel Prahl und Jan Josef Liefers erklären sich den Erfolg und ihre Beliebtheit beim Publikum mit der Nähe zur Lebensrealität vieler Zuschauer. Der Münster-Tatort sei dichter an den Menschen dran, so Liefers in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung", das am vergangenen Samstag erschien: "Die Fälle sind nachvollziehbarer und familiärer. Das ist nicht das ganz große Verbrechen, sondern die eifersüchtige Tante oder der Freak, der keinen Puff in seiner Nachbarschaft will. Hier kann man Geschichten machen, die schrulliger und vielleicht auch ein bisschen popeliger sind als in Berlin oder New York, die aber dafür auch viel mehr berühren."

    Prahl fordert, den ARD-Krimi nicht zu ernst zu nehmen: "Dieser Realitätsbezug, den der "Tatort" immer vorgibt zu haben, nehme ich ihm eh nicht ab, deshalb finde ich diese komödiantische Richtung viel passender. Jeder Polizist lacht sich tot, wenn er den "Tatort" sieht - also: wenn schon, dann überzeichnen und nicht so ganz ernst nehmen." dpa/AZ

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