Was macht ein Wiesbadener LKA-Ermittler, wenn sich nach einer Mordserie am Handy ein Typ meldet, der sagt: „Ich bin der Mann, den Sie suchen“? Wenn der Polizist Felix Murot heißt und von Ulrich Tukur gespielt wird, ahnt man als „Tatort“-Fan schon, dass nun ein Psychotrip ansteht.
„Es lebe der Tod“, ein griffiger Titel für die mutige Produktion des Hessischen Rundfunks, dürfte wieder gut ankommen bei den Kritikern, derweil große Teile des Publikums über zu lange Dialoge und die absurden Theorien des tötenden Sonderlings Arthur Steinmetz (Jens Harzer) rätseln dürften.
Tatort-Kritik: Jens Harzer stiehlt Ulrich Tukur die Show
Dabei bewegen sich der Melancholiker Murot und der so traurige wie durchgeknallte Steinmetz auf einer gemeinsamen emotionalen Ebene. Zwei verwandte Seelen auf unterschiedlichen Seiten der Wahrnehmung von Tod und Gerechtigkeit. Steinmetz, der kranke Menschen mit aufgeschlitzten Pulsadern bevorzugt in der Badewanne entsorgt, auf der anderen Seite Murot, dem Todesgedanken nicht fremd sind, seitdem er an einem Gehirntumor gelitten hatte.
Wie eine schwarze Wolke hängt deshalb auch der Tod über dem schwerkranken Steinmetz, der mit seinen Philosophien und Kindheitstraumata dem Polizisten sein kompliziertes Leben noch schwerer macht. Wobei Schauspieler Jens Harzer Tukur sogar die Schau stiehlt.
Warum sich der Tatort "Es lebe der Tod" lohnt
Zum Glück kratzen Drehbuchautor Erol Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka (in kinogerechten Breitwandbildern) noch die Kurve in Richtung Krimi und eines spannenden, wenn auch sehr melodramatischen, Finales. Insgesamt fällt „Es lebe der Tod“ ein wenig zurück hinter den Murot-„Tatort“-Produktionen „Im Schmerz geboren“ mit seinen Western- und Shakespeare-Anspielungen und „Wer bin ich?“, wo Tukur in einer zweiten Ebene auf sich selbst traf.
Unser Tipp: Trotzdem anschauen, trotz der genannten Mängel. Weil man sieht, was am Sonntagabend zur besten Sendezeit an Experiment möglich ist.