Da mag „Der treue Roy“ noch so treu gewesen sein, am Ende bestand er aus einem Haufen verbrannter Knochen. Weil der Stahlarbeiter in die glühende Schlacke eines Hochofens gefallen ist. Oder reingeworfen wurde, wie das Kommissarduo Kira Dorn (Nora Tschirner) und der vornamenlose Lessing (Christian Ulmen) vermutete. Oder vielleicht ist alles doch ganz anders? Ihr Chef sagte: „So muss es in Pompeji gewesen sein.“
Dritter "Tatort" aus Weimar: Roy in der Schicksalsgemeinschaft
Der dritte „Tatort“ aus Weimar war das Beste, was man in den vergangenen Monaten auf dem Krimi-Sonntagabend-Sendeplatz gesehen hat. Weil die Story um einen verzweifelten Mann einen wunderbaren Bogen schlug vom Melodram über eine etwas unbeholfene Tätersuche bis hin zum Komödiantischen. Da schlugen die Weimarer auch die Kollegen aus Münster, die vorwiegend von ihren Gags leben.
Darum ging es im Tatort "Der treue Roy"
„Der treue Roy“, der nicht ganz so treu war, bildete mit seinem Freund Karsten und seiner Schwester Siegrid eine dramaturgisch brillant erzählte Schicksalsgemeinschaft. Roy war mitverantwortlich, dass Karsten, Siegrids Bräutigam, bei einem tragischen Unfall ein Bein verlor.
Es ging um Lügen, Lottoschwindel und Menschen, denen das Leben keine Chance fürs Glück lässt. Moralische Kategorien spielten kaum eine Rolle und Dorn/Lessing haben dafür ein Gespür. Fast beifällig trugen die auch privat verbundenen Partner ihre Wortgefechte aus. Als Lessing seine Vergangenheit gestand, in der Kakteen eine Rolle spielten, räsonierte die Dorn: „Ich opfere meine besten Jahre für einen gescheiterten Kaktussammler!“
Fritzi Haberlandt glänzt
Obwohl Lessing schon mal Goethe zitierte, zeigte dieses Weimar proletarische Hinterhöfe, Plattenbauten und Wohnwagen. Wie erwartet, mochte man meinen. Aber wo anders hätte die psychisch angeknackste Siegrid mit ihren Billigklamotten und Liebestötern hingepasst? Dazu brauchte es eine große Vorstellung des üblichen „Tatort“-Gaststars: Fritzi Haberlandt spielte die Rolle mit Bravour.