Was für ein Tatort: Russische Terroristen, die Judith Rakers und ihr „Tagesschau“-Team als Geiseln nehmen, ein krimineller Innensenator, der Verkauf des Hamburger Hafens und mittendrin Til Schweiger als Hauptkommissar Nick Tschiller, der seine Privatfehde mit einem kurdischen Gangsterboss austrägt.
Im Tatort „Fegefeuer“, der Fortsetzung von „Der große Schmerz“, ging es am Sonntagabend durcheinander wie Kraut und Rüben. Nach dem Motto: Ein Mann sieht rot. Denn Tschiller ist in seinem Feldzug nicht aufzuhalten, nachdem seine Ex-Frau Isabella gewaltsam getötet wurde. Er entfernt sich immer mehr aus der polizeilichen Realität und stilisiert sich zum Rächer. Die Hamburger Nacht entwickelt sich zum Schlachtfeld.
Tschiller prügelt, schießt und hetzt in einem irrwitzigen Wettlauf gegen die Zeit durch eine düstere Szenerie. Helene Fischer als schweigsame Auftragskillerin hatte schon im ersten Teil das Zeitliche gesegnet. Zu meckern gibt es bei ihr deshalb nicht viel.
Tatort-Kritik: Löchriges Drehbuch, aber ganz viel Action
Der Großstadtwolf steht für eine Reihe von TV-Kommissaren, die ihr Recht selbst in die Hand nehmen. Was so selbstherrlich wie bedenklich ist. Nick Tschiller schreckt nicht einmal vor dem Einsatz einer Panzerfaust zurück. Allenfalls Bruce Willis hätte da mithalten können.
In der Tat erinnert der schnörkellos geschnittene Film trotz löchrigen Drehbuchs an das amerikanische Action-Genre. Schweiger führt nun die Geschichte im Kino unter dem Titel „Tschiller, a. D.“ fort. Start ist im Februar.
Der erste Teil des Doppel-Tatorts „Der große Schmerz“ kam an Neujahr auf 8,24 Millionen Zuschauer. Für einen „Tatort“ kein Hit. Gewiss, der Sonntag als klassischer Termin zieht besser. Aber Ballermann Schweiger brachte das gleichzeitig ausgestrahlte ZDF-„Traumschiff“ (6,81 Millionen) nicht so recht vom Kurs ab.
Möglicherweise hat Sascha Hehn als charmanter Kapitän dem Schweiger mit seinem blutigen Gesicht etliche Zuschauerinnen abgenommen.