Wie Gift breitet sich die Hoffnungslosigkeit im neuen Ludwigshafen-Tatort aus. In "Leonessa" verstricken sich zwei Jugendliche immer tiefer in eine Spirale aus Prostitution und Elend. Regisseurin Connie Walther inszeniert das Sozialdrama ohne erhobenen Zeigefinger - und wohl deswegen besonders eindringlich. Fans von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) lernen die Kommissarin in ihrem 71. Fall jedenfalls neu kennen. Ungewöhnlich dünnhäutig agiert die Ermittlerin, wütend wirft sie einen Apfel nach ihrer Kollegin.
Die Kritiker sind allerdings nicht alle überzeugt. Der Fall polarisiert. Während die einen "Leonessa" als gelungene Sozialstudie sehen, bedient der Fall den anderen zu viele Klischees. Auch die Rolle von Lena Odenthal ist umstritten. Ungeteiltes Lob gibt es nur an einem Punkt: Die drei jungen Schauspieler Lena Urzendowsky (spielt Vanessa Michel), Michelangelo Fortuzzi (Leon Grimminger) und Mohamed Issa (Samir Tahan) sind eine Bereicherung für das deutsche Fernsehen. Die Pressestimmen zum Tatort, der nun in der Mediathek zu sehen ist.
Kritik zum Ludwigshafen-Tatort gestern: "Einer der besseren Odenthal-Fälle"
Sagen wir vor zwei Jahren. Da schien sie erstarrt, sanft entschlafen in einem filmischen Flachland, so erhebungsfrei wie die Gegend, in der sie das Pech hat, ermitteln zu müssen. Lena Odenthal wurde zwar einigen Experimenten unterzogen. Machte Impro-Theater. Richtig glücklich wurde niemand, sie nicht, wir nicht, niemand. Jetzt ist wieder Leben in der Figur. Und Wut. Und Wehrhaftigkeit. Welt
„Leonessa“ ist kein besonders spannender Krimi, aber trotzdem einer der besseren Odenthal-Fälle. RP Online
Kommissarin Lena Odenthal verliert die Nerven, und Kollegin Johanna Stern wird zu Eis: Die beinharte Milieustudie "Leonessa" über eine verlorene Jugend am Rhein klopft ihr Publikum weich. Neue Zürcher Zeitung
Bewertung: Der Ludwigshafen-Tatort versucht sich als Milieustudie
"Leonessa" versucht sich an Milieustudie und Jugendporträts, an Kneipenkultur und Prekariat, bietet einiges an Atmosphäre, findet aber kaum einmal seinen Ton. Dass im Finale qua Zeitlupe schließlich noch der verbliebene Rest an Tempo herausgenommen, passt leider ins Bild. ntv
"Leonessa" aber erzählt eine unerwartet zarte, versponnene, rau-romantische und maximal unsentimentale Geschichte von drei Freunden, Vanessa, Leon und Samir. Süddeutsche Zeitung
Nichts gegen austickende Ermittlerinnen, aber die flächendeckende Wut von Old Odenthal in Old Oggersheim schiebt sich immer stärker vor das eigentlich detailgetreue Ausbeutungsverhältnis im Plattenbauszenario. Ego-Show im Elendsreport - geht gar nicht. Der Spiegel
Tatort-Kritik: "Leonessa" ist ein düsteres Sozialdrama
Die Grundgeschichte des Krimis ist spannend, kommt aber nur schwer ins Rollen und nimmt erst gegen Ende wirklich Fahrt auf. Zu klischeehaft wirken auch die Teenager aus dem Problemviertel, die sich im Park treffen und zu Hause eine Flasche Vodka kippen. Alkohol, Party und Sex bestimmen ihr Leben, während die Eltern mit Aggressionen und ebenfalls Alkoholproblemen zu kämpfen haben. Doch nicht nur die Figuren wirken etwas überzeichnet, auch die Dialoge zwischen Samir und seinem Bruder bedienen zu viele Vorurteile. Stern
Der Ludwigshafener “Tatort: Leonessa” ist ein düsteres Sozialdrama. Lena Odenthal agiert darin erstaunlich emotional. Sie scheint fast an ihrer Rolle zu zerbrechen. RedaktionsNetzwerk Deutschland
Kritik und Pressestimmen zu den letzten Tatort-Folgen am Sonntag
- Kritik zu Franken-Tatort gestern: "Unterhaltsam, sinnlich, charmant"
- "Ein Spiel aus Lust und Gewalt": Die Kritik zum Schwarzwald-Tatort
- "Melancholisches Kiez-Drama": Die Kritik zum Hamburg-Tatort
- "Verstörend, beklemmend": Die Kritik zum Dortmund-Tatort
- Kritik zum München-Tatort "Unklare Lage": "Ein Krimi-Highlight"
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