Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Tatort-Kolumne: "Tatort" mit Murot: Wer da keinen schweren Kopf bekommt...

Tatort-Kolumne

"Tatort" mit Murot: Wer da keinen schweren Kopf bekommt...

    • |
    Ronald Hinzpeter ist einer von vier "Tatort"-Kritikern und -kritikerinnen.
    Ronald Hinzpeter ist einer von vier "Tatort"-Kritikern und -kritikerinnen. Foto: AZ
    Felix Murot (Ulrich Tukur) kommt im Fall: "Murot und das Prinzip Hoffnung" ins Grübeln.
    Felix Murot (Ulrich Tukur) kommt im Fall: "Murot und das Prinzip Hoffnung" ins Grübeln. Foto: Bettina Müller, HR, ARD, dpa

    Hinterher werden wieder viele sagen: Noch so ein verrückter Wiesbaden-Tatort, die sind doch eh immer Quatsch. Sie haben einerseits recht, andererseits nicht. Unrecht haben sie, weil etliche Folgen um den Ermittler Felix Murot wirklich herausragten aus der standardisierten Mörderjagd, etwa „Im Schmerz geboren“ oder „Angriff auf Wache 08“. Recht haben sie, weil die neue, die zehnte Folge namens „Das Prinzip Hoffnung“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) tatsächlich Quatsch ist, obwohl oder gerade weil sie so furchtbar gescheit daherkommen will.

    Einer der wieder mal vielen Toten war einst ein angesehener Philosophie-Professor, der es irgendwann vorgezogen hatte, sein gedankenschweres Haupt unter Brücken zu betten, nachdem ihm seine Familie um die Ohren geflogen war. Jener Jochen Muthesius war nicht nur ein Geistesriese, sondern auch Mentor von Felix Murot (Ulrich Tukur), der sich dann zum Leidwesen des Profs nach vier Semestern Nachdenken über das Leben für das wirkliche Leben als Polizist entschieden hat. Doch irgendwie gehörte er zumindest zeitweise als geistiger Ziehsohn auch zu dieser Familie von Durchgeknallten. In die muss er wieder eintauchen, weil er eine Mordserie aufzuklären hat und glaubt, die Kinder des Opfers könnten damit etwas zu tun haben.

    Lars Eidinger spielt im "Tatort" mal wieder den Durchgeknallten

    Die bedienen diverse Klischees: die Jüngste ist eine Frömmlerin mit Helfersyndrom, ihre Schwester eine Therapeutin, die – um mal die Bergpredigt zu bemühen – zwar den Splitter im Auge des Anderen sieht, nicht aber den Balken im eigenen. Und den schrägsten Vogel darf mal wieder Lars Eidinger spielen, den abgedrehten Sohn. Der schlägt sich durch als salbadernder Alleinunterhalter mit Gefasel zwischen Kinderlied und Weltverdruss.

    Überhaupt muss vor allem Murot in dieser Folge viel dozieren, hochtrabend daherreden, abseitige Anspielungen erklären. Die komplette Handlung wirkt, als hätten Autor Martin Rauhaus und Regisseur Rainer Kaufmann versucht, zu viele anstrengende Theaterinszenierungen in eine Krimihandlung zu quetschen. Alles ist künstlich, konstruiert und aufgeblasen.

    "Tatort" mit Murot ermattet

    Die ewige Bildungshuberei geht irgendwann auch solchen Tatort-Fans auf den Keks, die sonntagabends mehr erwarten als 08/15-Geschichten und die ewigen „Wo waren Sie gestern Nacht“-Fragen. Die karikiert Eidinger in einer Szene sehr schön, doch ansonsten spielt er hier so grimassierend eidingerhaft die abgedrehte Knallcharge, als müsste er seine eigene Parodie geben.

    Das Prinzip Hoffnung greift in dieser Folge nicht, denn sie ist hoffnungslos missraten. Bei so viel kopflastigem Gerede und Getue sackt irgendwann das Haupt des ermatteten Betrachters schwer auf die Brust.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden