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Tatort-Kolumne: Schnöselige Böse im "Tatort" aus Wien: Lohnt sich das Einschalten?

Tatort-Kolumne

Schnöselige Böse im "Tatort" aus Wien: Lohnt sich das Einschalten?

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    Unsere Autorin Sarah Ritschel hat sich den "Tatort" aus Wien schon angesehen. Ihr Urteil zu "Verschwörung": Am Ende ist es der Kommissar Zufall, der alle Arbeit macht.
    Unsere Autorin Sarah Ritschel hat sich den "Tatort" aus Wien schon angesehen. Ihr Urteil zu "Verschwörung": Am Ende ist es der Kommissar Zufall, der alle Arbeit macht. Foto: AZ

    Moritz und Bibi ermitteln dieses Mal zu dritt. Ihr tatkräftiger Unterstützer im neuen Fall: der Herr Kommissar Zufall. Solche Nothelfer im Krimiplot schüren immer den Verdacht auf eine gewisse Ratlosigkeit der Drehbuch-Autoren (diesmal Ivo Schneider).

    Aus lauter Bewunderung für geniale Ermittlungsarbeit wird der Zuschauer im Tatort heute mit dem Titel „Verschwörung“ (Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff) also garantiert nicht die Wiener Melange kalt werden lassen. So ein Kaffeegemisch trinkt man ja auch eigentlich selten abends, aber es würde herrlich zum Charme des kauzigen Ehepaars passen, den Bibi (Adele Neuhauser) und Moritz (Harald Krassnitzer) mittlerweile verströmen. Ihnen allein dabei zuzuschauen, macht die Wiener „Tatorte“ ja meist schon unterhaltsam. So auch diesmal.

    Wiener "Tatort": Ein großartiger Einfall der Regie, moderne Seilschaften so darzustellen

    In der neuesten Folge namens „Verschwörung“ (20.15 Uhr, ARD) geben sich die beiden wirklich als Pärchen aus, um mehr herauszufinden, über die schnöseligen, bösartigen Freunde eines toten Spitzenbeamten aus dem Innenministerium – umgekommen natürlich beim Marathontraining, das Herz. Bibi, zuletzt nach einer Stichverletzung dem Tod von der Schippe gesprungen, war ihm kurz vorher beim Joggen begegnet.

    Die Ermittlungen führen Fellner und Eisner in Architektenhäuser, wo vor dem Panoramafenster nur der Gärtner mit seinem Rasenmäher den Blick in die Berge durchkreuzt. Nicht weniger dekadent die Räumlichkeiten des Vereins „Sichere Zukunft“, in dem die oberste Alpen-Elite sich Grundstücke zuschachert, auf Freundschaft macht und sich gegenseitig die Marathon-Bestzeit manipuliert – ein großartiger Einfall der Regie, moderne Seilschaften so darzustellen.

    "Verschwörung": Kommissar Zufall löst den Fall im neuen "Tatort" aus Wien am Sonntag

    Die Verdächtigen scheinen immer ein bisschen mehr über die Kommissare zu wissen als umgekehrt – und sie wollen sich auf keinen Fall in die Karten schauen lassen. Das unsichtbare Störfeuer von oberster Stelle findet seinen Höhepunkt, als Moritz Eisner in ein fensterloses Kerkerbüro der Abteilung für Cold Cases versetzt wird, die versprochene Stelle bei der EU-Antikorruptionsbehörde in Den Haag soll ein Jüngerer bekommen. Das treibt Eisner aber natürlich erst recht an, in diesen elitären Kreisen einmal aufzuräumen.

    So liest sich doch der Stoff eines guten Krimis, oder? Ja eh, aber wenn die Pin eines Fitnessarmbands easy erraten wird und der Hund eines zweiten Opfers das entscheidende Beweisstück den Ermittlern in die Hand apportiert, dann ist es eben tatsächlich Kommissar Zufall, der am Ende alle Arbeit macht. Das ist für den Zuschauer ein bisschen unbefriedigend, zumal sich am Schluss auch noch die älteste aller Krimiregeln erfüllt. Welche, das muss jetzt aber doch jeder selbst herausfinden.

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