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Taifun: „Roke“ schüttelt Japan durch

Taifun

„Roke“ schüttelt Japan durch

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    Der heftige Taifun "Roke" ist auf die japanische Küste getroffen und hat mindestens sechs Menschen in den Tod gerissen.
    Der heftige Taifun "Roke" ist auf die japanische Küste getroffen und hat mindestens sechs Menschen in den Tod gerissen. Foto: dpa

    Japan bekommt erneut die Macht der Naturgewalten zu spüren: Ein halbes Jahr nach der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe, die zum GAU im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi führte, zieht der Wirbelsturm „Roke“ über den Inselstaat. Bis zum Abend zählten die Behörden sechs Tote; die Menschen kamen wegen des starken Regens im Zentrum und im Westen des Landes vor allem bei Überflutungen ums Leben. Von dem zerstörten

    Das Zentrum des Wirbelsturms erreichte gegen 21 Uhr Ortszeit die durch die Naturkatastrophen vom 11. März schwer zerstörte Region Tohoku im Nordosten der Hauptinsel Honshu. Vier Menschen würden nach Angaben des TV-Senders NHK noch vermisst; 60 seien verletzt worden. Am Abend wurde die Region Ibaraki zudem von einem Erdbeben der Stärke 5,3 erschüttert.

    Überschwemmungen und Erdrutsche

    Der Sturm zog mit einem Tempo von rund 40 Kilometern pro Stunde durch einige der am dichtesten besiedelten Gegenden Japans in Richtung der rund 200 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio. Das japanische Wetteramt stuft Roke als äußerst   heftig   ein  und  warnte vor Überschwemmungen, starken Sturmböen und Erdrutschen. In der Küstenstadt Hamamatsu, wo der Taifun das Land erreichte, fielen innerhalb einer Stunde 54 Liter Regen pro Quadratmeter. Dort wurden Windgeschwindigkeiten von 150 Stundenkilometern gemessen.

    Einige der Todesopfer wurden japanischen Medienberichten zufolge von angeschwollenen Flüssen fortgerissen. In der Industriestadt Nagoya fiel ein 66-Jähriger vom Dach eines Hauses, als er eine Dachrinne von Trümmerteilen befreien wollte. In der Provinz Saga wurde ein 71-Jähriger über Bord seines Fischerbootes gerissen, als er es bei den starken Stürmen festmachen wollte. Auch in der Hauptstadt Tokio kämpften Zigtausende Menschen gegen die Sturmböen an.

    Landesweit wurden 7800 Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Weiteren 1,21 Millionen wurde eine Evakuierung nahegelegt. Fernsehbilder zeigten Bewohner, die mit Schlauchbooten aus ihren Häusern geholt werden. Weite Teile des Landes kamen zum Stillstand.

    Der Zugverkehr kam auf einigen Strecken zum Erliegen, Autobahnen wurden gesperrt, rund 600 Flüge wurden gestrichen. Der Autohersteller Toyota stellte in elf seiner 15 Werke die Produktion ein. Im Großraum Tokio wurden 575500 Haushalte vom Strom abgeschnitten. Viele Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter bereits am Nachmittag nach Hause – äußerst ungewöhnlich in dem für seine besonders langen Arbeitstage bekannten Hochtechnologieland.

    Am Donnerstag soll es weiter zu starken Regenfällen kommen. Vielerorts wird erwartet, dass Flüsse über ihre Ufer treten. Premierminister Yoshihiko Noda rief sein Kabinett dazu auf, alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und eine reibungslose Kooperation zwischen den unterschiedlichen Verwaltungsebenen sicherzustellen.

    Die Regierung steht unter Druck

    Nach dem schlechten Krisenmanagement in der Fukushima-Katastrophe stand die Regierung unter hohem Druck, nicht noch einmal zu versagen. Die größten Sorgen hatten dabei die Ruinen der vier AKW-Reaktoren bereitet, die noch immer nicht vollständig gesichert sind. Für die Kühlsysteme, welche die überhitzten Brennstäbe in den kommenden Monaten zum Erkalten bringen sollen, stelle der Sturm keine Gefahr dar, hatte die Betreiberfirma Tepco erklärt, bevor Roke die Atomruine erreichte. Die größte Gefahr gehe von einem Anstieg des radioaktiven Wassers in den Turbinenhallen aus. „Wir erwarten aber, dass wir dem standhalten können, selbst wenn der Wasserstand sprunghaft steigen sollte“, hatte ein Sprecher gesagt. Auf dem Gelände lagern noch immer große Mengen kontaminierten Wassers. Es ist bereits der 15. Wirbelsturm, der Japan diese Saison trifft. Anfang des Monats hatte der Taifun „Talas“ fast hundert Menschenleben gefordert. AZ/afp

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