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Tag des Fahrrads: Ein Loblied auf das Fahrrad: Lang lebe der Drahtesel!

Tag des Fahrrads

Ein Loblied auf das Fahrrad: Lang lebe der Drahtesel!

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    In der Corona-Zeit steige viele Menschen wieder auf das Fahrrad um.
    In der Corona-Zeit steige viele Menschen wieder auf das Fahrrad um. Foto: Anders Wiklund, dpa

    Mein erster Drahtesel war altrosa, mit weißen Ballonreifen und lebte nicht lange, weil ich ihn als Vierjährige im Hof liegen ließ und mein Vater beim Rückwärtssetzen mit seinem Auto drüberfuhr. Tränen! Selbstverständlich weiß man schon als Kindergartenkind, dass in dem Ding keine Seele steckt, aber man ahnt auch früh, dass Mensch und Fahrrad irgendetwas Magisches verbindet. Wie sonst kann es sein, dass man Fahrradfahren nicht verlernt? Oder dass man sich unsinnigerweise mehr als ein Fahrrad zulegt? Versteht doch kein Mensch, oder? Da muss es doch irgendwo ein „Radesteilchen“ in unserem Universum geben ...

    Das Laufrad wurde als Ersatz für das Pferd erfunden

    Aber mal im Ernst: Heute, am internationalen Fahrradtag, lohnt es sich besonders, dieses Verkehrsmittel zu loben, schließlich ist durch seine Simplizität DAS Vehikel in Corona-Zeiten. Interessanterweise wurde es einst auch in Krisenzeiten erfunden: Karl Drais entwickelte 1817 das Laufrad, den Vorgänger des Fahrrads, als einen Ersatz für das Reitpferd.

    Nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora hatte es durch die Aschewolke Ernteausfälle in ganz Europa gegeben – und weil auch der Hafer knapp wurde, folgte ein Pferdesterben. 1853 bekam das Rad Pedale, 1885 hierzulande den Namen „Fahrrad“ – zuvor hieß es „Veloziped“ (von lateinisch „velox“ für „schnell“ und „pes“ für „Fuß“).

    Warum das Fahrrad in der Corona-Zeit an Beliebtheit gewinnt

    Ihren „Schnellfuß“ entdecken nun also während der Corona-Krise viele wieder neu, weil sie sich darauf sportlich betätigen und gleichsam erlaubterweise vom Zuhause fortbewegen konnten. Viele Menschen radeln auch lieber zur Arbeit, anstatt öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen – des Infektionsrisikos wegen. Als die Fahrradläden wieder öffneten, bildeten sich Tour-de-France-ähnliche Warteschlangen und nicht wenige steckten ihr Urlaubsgeld in ein neues Fahrrad. Aus dem Sattel eines Drahtesels betrachtet, wirkt unser Land nämlich gleich viel größer – und sogar noch schöner: diese grünen Bäume, der Raps- und Holunderblütengeruch, das Vogelgezwitscher ...

    2019 gab es 75,9 Millionen Fahrräder in Deutschland, Tendenz steigend. Die geniale Erfindung wird nämlich weiterentwickelt. Trends der vergangenen Jahre: E-Bikes, Lastenräder oder neuerdings hip: Gravel-Bikes, Rennräder mit etwas dickeren Reifen, die auch auf Schotter (englisch: Gravel) gefahren werden können. Längst ist das Rad auch ein Statussymbol. Was wir an unseren Drahteseln aber wohl am meisten schätzen: Sie sind pflegeleicht, umweltfreundlich, nicht teuer im Unterhalt, sie halten uns fit, bringen uns an die eigenen Grenzen – und sogar darüber hinaus.

    Mein nächstes Rad war damals dann übrigens grün, das jüngste im Fuhrpark ist es nun auch wieder – und es wird sicher nicht das letzte gewesen sein …

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