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TV: Wenn am Tatort getwittert wird

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Wenn am Tatort getwittert wird

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    Tausende Fernsehzuschauer verfassen im Internet über Twitter Minikritiken zu Shows und Filmen. Besonders viel wird über den "Tatort" diskutiert.
    Tausende Fernsehzuschauer verfassen im Internet über Twitter Minikritiken zu Shows und Filmen. Besonders viel wird über den "Tatort" diskutiert. Foto: pen

    Immer wieder sonntags schnappt der "tv-terrier" zu. Im Kurznachrichtendienst Twitter bewertet er dann den aktuellen "Tatort". Da wird einem Streifen schon mal eine "schlampige Regie" oder eine "nicht wirklich glaubwürdige" Geschichte bescheinigt. Der "tv-terrier" muss sich prägnant ausdrücken, denn für eine Wortmeldung stehen nur 140 Zeichen zur Verfügung.

    So wie der "tv-terrier" verfassen inzwischen Tausende Fernsehzuschauer im Internet über Twitter Minikritiken zu Shows und Filmen. Besonders viele Kommentare gibt es regelmäßig zum ARD-Klassiker "Tatort" - in Twitter gekennzeichnet mit dem Schlagwort - dem sogenannten Hashtag - #Tatort. Aber auch andere Sendungen werden bewertet, gelobt oder verrissen, von "Schlag den Raab" mit Stefan Raab (Hashtag #sdr) bis hin zum Sonntagstalk mit Anne Will (#annewill). Die Qualität der Kommentare schwankt von der sachlichen Kritik bis zum kurzen Verriss, vom Witzchen bis zur Häme.

    Die Autorin und Journalistin Else Buschheuer (44) bescheinigt der Twitterkritik "erbarmungslos, aber nicht ganz schlecht" zu sein. "Da werden Schnittfehler vermeldet, unglaubwürdige Plots und schlechte Schauspieler ausgewiesen."

    Buschheuer muss es wissen: Auch der Film "Masserberg", der nach ihrem Roman entstand, war kürzlich Gegenstand dutzender Tweets. "Es hat mich unheimlich gefreut, dass die Twitterer so stark an der ,Masserberg'-Verfilmung teilnehmen", sagt sie. "Einige haben sogar in ihren Blogs Rezensionen geschrieben. Einige haben erst über den Film zum Buch gefunden - das ist natürlich die größte Hoffnung des Autors." Buschheuer verbringt nach eigener Auskunft täglich eine Stunde mit Twittern und bezeichnet sich selbst als "leidenschaftlich pro Internet".

    Der "tv-terrier" ist dagegen kein Internetfreak. Hinter dem Spitznamen verbirgt sich Rolf Müller (56), der Drehbuchautor und damit "vom Fach" ist. Er hat in Twitter ein Medium gefunden, in dem er kontinuierlich deutsche Erstaufführungen besprechen kann. "Ich richte mein Augenmerk auf die Dramaturgie und das Drehbuch", sagt Müller. In herkömmlichen Kritiken komme das meist zu kurz. Mehr als 500 "Follower" - also Abonnenten seiner kostenlosen Kurznachrichten - lesen mit, was der "tv-terrier" so schreibt.

    Ob die Regisseure und Schauspieler die Einträge der Twitterer wahrnehmen, ist ungewiss. "Vermutlich auf Umwegen", sagt Buschheuer. Es gebe einen nicht zu unterschätzenden Domino-Effekt. Allerdings warnt die Expertin: "Jeder viel gelesene Twitterer sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein."

    Beim Mitteldeutschen Rundfunk MDR, der den Leipziger "Tatort" mit Simone Thomalla und Martin Wuttke verantwortet und bei dem auch Else Buschheuer arbeitet, heißt es, die Kritiken würden nicht offiziell ausgewertet.

    Auch das gibt es: "Biergarten ist netter"

    Somit könnte den Senderchefs auch entgangen sein, was ein Twitterer zum jüngsten Tatort "Heimwärts" zu sagen hatte: "Mist #Tatort verpasst! Müsste ins Hotelzimmer, aber Biergarten ist netter. Suche also #Tatort, lese und weiß: Ich verpasse nichts! Danke!"

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