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TV-Kritik: Polizeiruf 110: Verstörende Bilder im Todestunnel

TV-Kritik

Polizeiruf 110: Verstörende Bilder im Todestunnel

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    Anna Burnhauser und Kommissar von Meuffels überleben das Attentat in einer Münchner  Fußgängerunterführung.
    Anna Burnhauser und Kommissar von Meuffels überleben das Attentat in einer Münchner Fußgängerunterführung. Foto: ARD

    Ein lauter Knall. Rauch. Dann: Zerrissene Körper zwischen Trümmern. Blut im kalten Licht der Neonröhren. Ein Horrorszenario in verwackelten Bildern. Im Fußgängertunnel zur Münchner Allianz-Arena ist eine Bombe explodiert. Und mittendrin: Ermittler Hanns von Meuffels (Matthias Brandt). Neben ihm eine Hand, die hilfesuchend nach ihm greift. Meuffels, nur leicht verletzt, bleibt bei dem verschütteten jungen Mann.

    Schnell wird klar, dass es eine zweite Bombe geben muss. Während der Polizeiapparat hochfährt um heraus zu finden, wo diese Bombe ist, bleibt Meuffels bei dem Opfer, das ihn nicht mehr loslässt. Der junge Mann wird sterben.  Es entwickelt sich ein Zwiegespräch zwischen dem Sterbenden und dem Kommissar. Und es stellt sich heraus: Der Mann unter den Trümmern war der Attentäter. Und er weiß, wo eben jene zweite Bombe in München explodieren soll.

    Der Polizeiruf 110 "Denn sie wissen nicht, was sie tun" des Bayerischen Fernsehens hatte schon im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt.  Denn aus Gründen des Jugendschutzes war er ins Spätprogramm der ARD verschoben worden. Statt am Sonntag zur Primetime um 20.15 Uhr Spitzenquoten einzufahren, wurde er am gestrigen Freitag um 22 Uhr ausgestrahlt.

    "Der Anschlag des Selbstmordattentäters, die Tunnelszenen und die Szenen vor dem Tunnel sind für die jugendschutzrechtliche Bewertung die wesentlichen Szenen. Die Vielzahl der schrecklichen Bilder nach dem Selbstmordattentat im Tunnel und die durchgängig gehaltene Spannung, durch die Angst vor einem weiteren Attentat, sind für Kinder als problematisch anzusehen. Entspannende Momente finden kaum statt", hatte die Jugendschutzbeauftragten des BR, Sabine Mader, argumentiert.

    Zwischen 9/11 und Duisburger Loveparade-Tragödie

    Es war die richtige Entscheidung. Was Regisseur Hans Steinbichler, Christian Jeltsch (Buch) und Bella Halben (Kamera) dem Zuschauer in diesem Polizeiruf präsentieren, ist brutal und schwere Kost. Die intensiven Bilder sind - sicherlich bewusst - irgendwo zwischen 9/11 und der Loveparade-Tragödie im Duisburger Tunnel angesiedelt. Eindrücklich auch die - bisweilen nicht realitätsferne - Fragestellung, die dieser Polizeiruf aufwirft: Was dürfen Ermittler tun, um noch schlimmeres Unglück zu verhindern?  In diesem Fall: Darf der sterbende Attentäter gefoltert werden, um das Versteck der zweiten Bombe zu erfahren?

    Dass die Aufklärung des Falles durch das Kompetenzgerangel zwischen Kripo, LKA und Verfassungsschutz deutlich erschwert wird, dürfte ebenfalls nicht allzu weit weg vom echten Leben sein. Zeit, einmal kurz durchzuatmen, liefert in diesen 90 Minuten jedenfalls nur ein brillianter Sigi Zimmerschied.

    Für Schauspieler Matthias Brandt und seine Kollegen es ist natürlich ärgerlich, dass ihr hervorragender Polizeiruf aus der Sonntags-Primetime gerutscht ist. Insgesamt war die Entscheidung, den Krimi zu verschieben, dennoch richtig. Es gibt Filme, die sind so intensiv, dass sie nur schwer zu ertragen sind. Für manche womöglich zu schwer.

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